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Nicht bodenständig: US-Flugpionierin Amelia Earhart.

© picture alliance / Keystone/Zuma

Tagesrückspiegel – Heute vor 88 Jahren: Eigentlich ein unspektakulärer Flug

Amelia Earhart gilt als größte Fliegerpionierin überhaupt. Eine ihrer Großtaten wurde von der Metropolitan Opera in New York begleitet. Es war eine ihrer letzten.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Es war letztlich ein ganz normaler Flug ohne besondere Vorkommnisse. Die Pilotin entspannte sich im letzten Teil der Reise sogar bei einer Kurzwellen-Opernübertragung aus der „Met“ in New York.

Sie war am Nachmittag des 11. Januar 1935 in Honolulu auf Hawaii gestartet. Alles funktionierte, von der Maschine, einer Lockheed 5C Vega, bis zum Wetter. Sie landete am folgenden Tag sicher in Oakland in Kalifornien.

Amelia Earhart war damit nicht nur, wie bei vielen anderen auf ihr Konto gehenden Rekorden und Erstflügen, die erste Frau, sondern der erste Mensch überhaupt, der allein die Strecke über den Pazifik bewältigte. Zuvor hatte diese, etwa während des notorischen Dole-Air-Races 1927, zahlreiche Flugpioniere das Leben gekostet.

Passagierin, Pilotin, Pionierin

Earhart war zur Zeit dieses Pazifikfluges bereits ein Star. Mit verschiedensten Jobs hatte sie sich, beginnend 1921, das Geld für Flugstunden zusammengespart und es geschafft, Pilotin zu werden.

Ich werde es vielleicht eines Tages alleine versuchen.

Amelia Earhart 1928 zum Thema Atlantiküberquerung

Es mutet geradezu absurd an, dass sie 1928 erste Berühmtheit dadurch erlangte, als „Passagierin“ tituliert, die erste Frau gewesen zu sein, die im Flugzeug den Atlantik überquerte. Es war erst ein Jahr nach Charles Lindberghs erstem Flug ohne Zwischenlandung über diesen Ozean vergangen. Und gesessen hatte sie, als ausgebildete und erfahrende Pilotin, im Cockpit. Sie bekam dort aber als Backup zweier Piloten und weil sie sich mit dem Flugzeugtyp nicht gut auskannte, kaum etwas zu tun.

Filmreifes Leben: Hilary Swank gibt die Earhart in „Amelia“ von 2009.
Filmreifes Leben: Hilary Swank gibt die Earhart in „Amelia“ von 2009.

© picture alliance / dpa

In einem Interview sagte sie damals, sie werde es „vielleicht eines Tages alleine versuchen“.

Von Neufundland nach Nordirland

Hat sie dann auch. 1932 war sie mit einer Lockheed Vega 5B die erste Frau, die solo und non-stop den Atlantik überquerte, gestartet in Neufundland in Kanada. Sie wollte eigentlich, wie einst Lindbergh, nach Paris, musste aber letztlich des Wetters und der Winde wegen auf einer Weide in Nordirland landen. Das Empfangskomitee bestand aus zwei Männern, die dort zufällig unterwegs waren, und einigen Wiederkäuern. Endgültig zum Weltstar wurde sie damit trotzdem.

Earharts unspektakulärer Flug über den Pazifik heute vor 88 Jahren war einer ihrer letzten, die als besondere Meilensteine in die Luftfahrtgeschichte eingingen. 1937 versuchte Earhart eine Weltumrundung. Am 2. Juni verschollen sie und ihr Copilot Fred Noonan in der Nähe von Neuguinea.

Einen Großteil der geplanten Strecke um den Globus hatten sie da bereits hinter sich.

2018 vermeldete der Anthropologe Richard Jantz von der University of Tennessee, er sei aufgrund von jahrzehntealten Größenmessungen zu „99 Prozent sicher“, dass 1940 auf der Insel Nikumaroro gefundene Knochen die von Earhart gewesen sein müssten. Das würde bedeuten, dass sie sich zunächst retten konnte, dann aber umgekommen wäre.

Tatsache aber ist, dass sterbliche Überreste nie auch nur annähernd sicher identifiziert und ein Wrack nie gefunden wurden, obgleich noch 2019 selbst Titanic-Entdecker Robert Ballard intensiv danach suchte.

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