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BepiColombo nutzt die Schwerkraft der Erde, der Venus und des Merkur selbst, um zum Planeten zu gelangen.

© mauritius images / Science Source / ESA/Science Source/Science Source / ESA/Science Source

Heute vor fünf Jahren: Auf dem Weg zu einem wahren Sonderling

Die europäisch-japanische Sonde BepiColombo tastet sich seit 2018 zum Merkur vor, dem am wenigsten erforschten Planeten des Sonnensystems. Doch die Reise gilt als extrem anspruchsvoll.

Eine Kolumne von Miray Caliskan

Der sonnennächste Planet ist eine Welt der Extreme: Tagsüber werden auf seiner Oberfläche bis zu 430 Grad Celsius und nachts bis zu minus 170 Grad erreicht. Die Zeit zwischen zwei Sonnenaufgängen dauert über 170 Tage. Und er braucht nur 88 Tage, um die Sonne zu umrunden: der Merkur.

Der nach dem beflügelten Götterboten benannte Gesteinsplanet ist kleiner, dichter und älter als alles andere in unserem Sonnensystem und dennoch gilt er als der Planet, der am wenigsten erforscht wurde. Mit der europäisch-japanischen Mission „BepiColombo“ soll sich das bald ändern: Die Raumsonde wurde am 20. Oktober 2018, heute vor fünf Jahren, zum Merkur geschickt. Insgesamt sieben Jahre dauert die Reise, in der die Sonde neun Milliarden Kilometer im All zurücklegen wird.

Ein Foto vom Merkur, das von BepiColombo am 23. Juni 2022 bei ihrem zweiten Vorbeiflug aufgenommen wurde.

© IMAGO/Cover-Images

Diese Weltraummission gilt als die komplizierteste und anspruchsvollste in Europa. Für sie mussten neue Materialien, insbesondere für die Schutzhülle, entwickelt werden, damit die Sonde der extrem heißen Umgebung standhalten kann.

Ein großes Problem ist die Schwerkraft der Sonne. Eine Raumsonde so abzubremsen, dass sie in eine Umlaufbahn um den innersten Planeten einschwenken kann, erfordert viel Energie. Neun planetare Manöver müssen deshalb durchgeführt werden, wobei die Sonde die Erde einmal, die Venus zweimal und den Merkur selbst sechsmal umkreisen wird. Die innere Schwerkraft der Planeten und ein einmaliger elektrischer Antrieb bremsen das Raumfahrzeug dann ab. 

Weil Merkur der Sonne so nahe ist, hat er bislang nur selten Besuch gehabt. In den 1970er Jahren schickte die US-Raumfahrtbehörde Nasa die Sonde „Mariner 10“, die allerdings nur 45 Prozent der Oberfläche erfassen konnte. Erst mit „Messenger“ gelang es den US-Forschenden zwischen 2011 und 2015 den Planeten vollständig zu kartieren und zu untersuchen.

Doch mit jeder neuen Erkenntnis wurden neue Fragen aufgeworfen. Die sollen mithilfe von der zweiteiligen Sonde BepiColombo geklärt werden. Unter anderem, warum der Planet ein Magnetfeld hat, während Venus, Mars und der Mond keines besitzen, wie sich seine dünne Atmosphäre zusammensetzt und ob die Krater auf der Oberfläche Schwefel oder Wassereis enthalten. Überhaupt: Wie hat sich ein Planet, der so nah an der Sonne ist, gebildet? Im Dezember 2025 soll BepiColombo beim Merkur ankommen und ihn mindestens ein Jahr lang erforschen.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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