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Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren befinden sich laut der Befragung nach wie vor im Dauerkrisenmodus.

© Unsplash

Jugend im Dauerkrisenmodus: Vor allem die Jüngeren sind gestresst

Trotz des Auslaufens der Pandemie bleibt die Belastung der jungen Menschen in Deutschland hoch, da neue Krisen hinzukamen. Die älteren Generationen kommen damit einer Studie zufolge besser klar.

Die junge Generation fühlt sich von den Folgen der Corona-Pandemie, der Klimakrise, dem Krieg in der Ukraine und der hohen Inflation stärker belastet als die mittlere und ältere Generation. Zu diesem Ergebnis kommt die neue Trendstudie „Jugend in Deutschland“, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Das Auslaufen der Covid-Pandemie hat demnach nicht die Stimmung der Jugend gehoben, vielmehr ist sie gegenwärtig in einem Post-Pandemie-Modus, neue Sorgen kommen hinzu. Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren befinden sich laut der Befragung nach wie vor im Dauerkrisenmodus.

Demnach geben 46 Prozent der Befragten an, unter Stress zu leiden. Bei den 50- bis 69-Jährigen sind es nur 20 Prozent. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei anderen psychischen Belastungen wie Erschöpfung (35 Prozent bei der Jugend, 25 Prozent bei den Älteren), Selbstzweifel (33 Prozent vs. 11 Prozent) und Gereiztheit (24 Prozent vs. 14 Prozent).

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Obwohl sich die Älteren zum Teil mehr Sorgen machen und pessimistischer in die Zukunft blicken als die Jüngeren, fühlen sie sich dadurch deutlich weniger psychisch belastet. 

Generationenkonflikt bleibt aus

Ein Generationenkonflikt bleibt aber aus, wie die Sozialforschenden festgestellt haben. Der Generationenvergleich mit den 30- bis 49-Jährigen und 50- bis 69-Jährigen ist in der Untersuchung neu hinzugekommenen. In Bezug auf die Werte haben die Jugendforschenden demnach keine großen Unterschiede zwischen den Generationen festgestellt.

„Die medial häufig beschworene Wertdifferenz zwischen ,Babyboomern’ und der ,Generation Z’ fällt zwischen den Altersgruppen tatsächlich moderat aus“, schreiben die Forschenden.

Erfreulich ist, dass es trotz der herausfordernden Situation für die Jugend keine Anzeichen für einen Generationenkonflikt gibt.

Simon Schnetzer, Leiter der Trendstudie „Jugend in Deutschland“

Die Einschätzung der Bedeutung der drei wichtigsten Werte – Familie, Gesundheit, Freiheit – und Tugenden – Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft – sind über alle Generationen hinweg gleich.

„Erfreulich ist, dass es trotz der herausfordernden Situation für die Jugend keine Anzeichen für einen Generationenkonflikt gibt. Das größte Potenzial für einen solchen Konflikt birgt die unzureichende Altersvorsorge in Deutschland“, so Simon Schnetzer, der gemeinsam mit Klaus Hurrelmann (Hertie School Berlin) und Kilian Hampel (Universität Konstanz) die Untersuchung veröffentlicht hat.

Junge Menschen protestieren im Februar 2022 in Hannover getgen den Angriff auf die Ukraine.
Junge Menschen protestieren im Februar 2022 in Hannover getgen den Angriff auf die Ukraine.

© dpa/Moritz Frankenberg

Wie die Jugendforscher betonen, konnte dieses Ergebnis erstmals wissenschaftlich fundiert belegt werden. Die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ basiert auf repräsentativen Befragungen und wird seit 2020 in regelmäßigen Abständen wiederholt. Erstmals wurden neben den 14- bis 29-Jährigen auch ältere Generationen zum Vergleich einbezogen.

Die psychischen Unterstützungsangebote in Schulen, Hochschulen und Unternehmen müssen schnellstens ausgebaut werden.

Simon Schnetzer, Studienleiter

„Junge Menschen fühlen sich wie in einem Dauerkrisenmodus, der weiter anhält und psychische Narben hinterlässt", sagt der Studienleiter Simon Schnetzer.

„Die psychischen Unterstützungsangebote in Schulen, Hochschulen und Unternehmen müssen schnellstens ausgebaut werden, damit es bei den besonders belasteten jungen Menschen nicht zu einer Verfestigung von Depressionen, Suchtverhalten und Isolation kommt“.

Angst vor Zusammenbruch des Rentensystems

An der Spitze der Liste mit Sorgen der 14- bis 29-Jährigen stehen mit 63 Prozent die Inflation, der Krieg in Europa (59 Prozent), der Klimawandel (53 Prozent) und die Wirtschaftskrise (45 Prozent).

Wie die Forschenden betonen, treibt die jungen Menschen auch die Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft und einem Zusammenbruch des Rentensystems um. Die mittlere und die ältere Generation sehen dies erstaunlich ähnlich. Relevante Unterschiede zeigen sich beim Klima, das die Jüngeren stärker beschäftigt, und bei der Angst vor Altersarmut, die die Älteren stärker umtreibt.

Was die Forschenden nicht bestätigen konnten, ist das zuweilen kolportierte Bild einer faulen Jugend. Dies sei ein Mythos: „Grundsätzlich ist die Arbeitsmotivation und Leistungsbereitschaft bei den Jüngeren wie bei den Älteren sehr stark ausgeprägt.“

Im Vergleich sind es die 30- bis 49-Jährigen, bei denen Geld und Spaß am meisten zur Leistungsbereitschaft motivieren. „Generell schätzen die Jugendlichen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sehr gut ein, was sich in hohen Erwartungen an die Arbeitgeber niederschlägt.“

Alle drei befragten Altersgruppen beunruhigt das Thema Einkommen und Wohlstand eher stark. „Die junge Generation sieht sich mehrheitlich in einer finanziellen Notlage“, so die Einschätzung der Forschenden. Viele machen sich demnach Sorgen um ihre Ersparnisse und 20 Prozent von ihnen geben an, von Armut bedroht zu sein.

Seit der letzten Befragung im November 2022 sind diese Werte erneut gestiegen. Eine Erhöhung des Rentenalters lehnen die Befragten aller Altersgruppen deutlich ab, bei den Jüngsten sind es 73 Prozent, bei den 30-49-Jährigen 78 Prozent und bei den Älteren sogar 83 Prozent.

Maßnahmen der Gruppe „Letzte Generation“ werden von 49 Prozent der Jüngeren, 57 Prozent der 30- bis 49-Jährigen und 69 Prozent der 50- bis 69-Jährigen abgelehnt. Trotz der Sorge der Jüngeren um den Klimawandel findet die mögliche Einführung eines Tempolimits bei ihnen weniger Unterstützung: Nur 32 Prozent der 14- bis 29-Jährigen befürworten ein Tempolimit, in der mittleren Altersgruppe sind es 38 Prozent und bei den älteren Befragten 46 Prozent.

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