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Mangel allenthalben: an Information, Reha-Plätzen, Therapien und vor allem Wissen über Long-Covid.

© IMAGO/Zoonar/Yuri Arcurs peopleimages

Lauterbachs Long-Covid-Pläne: Eine Ohrfeige für uns alle

Gut, dass Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Long-Covid-Patienten besser informieren und versorgen will. Doch wirklich helfen wird nur, wenn Ursachen erforscht werden und nach wirksamen Therapien gesucht wird. 20 Millionen Euro reichen dafür nie und nimmer.

Ein Kommentar von Sascha Karberg

Die letzte Covid-Welle liegt Monate zurück, Deutschland suhlt sich in gesundheitlicher Sorglosigkeit und hat auf Corona-Verdrängungsmodus umgeschaltet. Einigen Menschen fällt das allerdings extrem schwer: schätzungsweise 2,5 Millionen Long-Covid-Patienten. Sie zahlen die Zeche der Pandemiepolitik der vergangenen Jahre.

Es sind ihre Leben, die aus der Bahn geworfen wurden von einer Virusinfektion, die ihrem Körper oft so zugesetzt hat, dass er noch Wochen und Monate danach kaum fähig ist, auch nur aus dem Bett aufzustehen. Bislang haben sich diese Patienten viel zu oft von uninformierten Hausärzten mit einem unqualifizierten „Das wird schon wieder“ vertrösten lassen, mussten viel zu lange auf Termine in Long-Covid-Beratungsstellen warten, bekamen viel zu selten adäquate Hilfe in Reha-Zentren, wurden von dieser Gesellschaft allzu gern vergessen.

Nun endlich hat das Bundesgesundheitsministerium von Karl Lauterbach Unterstützung für die Patientinnen und Patienten angekündigt. Es soll vor allem mehr Information über die Erkrankung geben, gar eine eigene Website, auf der sich die Betroffenen, und ihre oft nicht minder „erschöpften“ pflegenden Angehörigen, über Beratungsstellen, spezialisierte Praxen und Therapieoptionen informieren können.

Das ist gut, zeigt aber auch, wie hilflos das Gesundheitsministerium ist. Denn was nützt die beste Information und Beratung, wenn es am Ende viel zu wenig Therapieplätze in den Kliniken und Reha-Zentren gibt, viel zu wenige Pflegende und vor allem viel zu wenig Wissen über Long Covid.

Beratung ohne Wissen hilft nicht viel

Was es wirklich bräuchte, wäre eine mächtige Forschungsanstrengung nach der Ursache von Long Covid: Warum verursacht das Virus bei manchen Infizierten langfristige Schäden, bei anderen aber nicht? Und welche Wirkstoffe könnten Long Covid wirklich heilen? Das wäre schon mit dem von Lauterbach versprochenen Budget von 100 Millionen Euro kaum zu schaffen gewesen. Die jetzt verkündeten 20 Millionen müssen sich für die Betroffenen wie Hohn anfühlen.

Diese Ohrfeige, für die allerdings nicht allein Lauterbachs Ministerium verantwortlich ist, sollte auch Gesundgebliebene, die den Spätfolgen des Coronavirus durch nichts als Glück entkommen sind, empören. Nicht allein aus Mitgefühl. Virusinfektionen können jederzeit, nicht nur in der nächsten Pandemie, Langzeitauswirkungen haben: ME-CFS- und auch Multiple Sklerose-Patienten wissen das. Forschung käme auch ihnen zugute – und uns allen.

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