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Neubauviertel Spandau

© https://www.havelufer-quartier.de/

Update

4500 Nachbarn und zwei neue Straßen für Berlin: So sollen die Straßen im „Havelufer-Quartier“ heißen

In Spandau wächst das riesige Neubaugebiet im Carossa-Quartier. Im Januar 2023 wurden die zwei neuen Straßennamen veröffentlicht. Wer verbirgt sich hinter den Namen?

| Update:

Jetzt spitzen bitte nicht nur Berliner Taxifahrer die Ohren: Spandau bekommt zwei neue Straßennamen, diesmal in Hakenfelde – im Neubaugebiet am Carossa-Quartier (das unter dem Namen „Havelufer-Quartier“ vermarktet wird). 1800 Wohnungen werden bis 2025 zwischen dem gelben Uhrenturm und der Havel im Spandauer Ortsteil Hakenfelde hochgezogen. Macht 4500 neue Nachbarn. Mittenmang: zwei neue Straßen. „Die zwei neu herzustellenden privaten Erschließungsstraßen, abzweigend von der Straße Am Maselakepark, werden in

  • a) Meta-London-Straße
  • b) Marius-Carpentier-Straße

benannt“, heißt es im ganz aktuellen Amtsblatt, das ich für den Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel stets sichte. Die Benennung soll am 11. März 2023 wirksam werden, wenn nicht noch in den nächsten Tagen irgendjemand klagt.

Die Skizze aus dem Amtsblatt mit der Lage der beiden Straßen, um die es geht. Ganz links am Bildrand verläuft die Streitstraße.

© Amtsblatt Berlin

„Die Benennung von Privatstraßen erfolgt grundsätzlich durch den jeweiligen Eigentümer“, stellte Baustadtrat Thorsten Schatz, CDU, nach diesem Bericht im Spandau-Newsletter klar.

Die Geschichte der Namensgeber ist eng verbunden mit dem Ort. Meta London war Verkaufsleiterin eines Feinwäsche- und Stickereigeschäfts am Kurfürstendamm – und sie war Jüdin. Als die Nazis an die Macht kamen, wurde sie erniedrigt und gezwungen, bei Siemens und Halske im Luftfahrtgerätewerk in Hakenfelde zu schuften. 1943 wurde sie ins KZ verschleppt, erkrankte und starb 1945 kurz nach Kriegsende im Alter von nur 40 Jahren. Quelle: www.stolpersteine-berlin.de

An dieser Darstellung gibt es aber Zweifel unter Geschichtsexperten zu einigen Details: Die Zwangsarbeit im Luftfahrtgerätewerk sei nicht nachweisbar, heißt es, möglich sei auch die Zwangsarbeit im Wernerwerk von Siemens gewesen. Auch der Todeszeitpunkt und Ort sei nicht eindeutig. Dass sei kein Argument gegen die Straßenbenennung, nur eben geschichtlich nicht eindeutig aufgearbeitet.

Wahrzeichen: der Uhrenturm des Carossa-Quartiers.

© Imago

Marius Carpentier, nach dem die zweite Straße benannt wird, stammt aus Frankreich. Er wehrte ebenfalls für Siemens arbeiten, wehrte sich und kam wegen „Arbeitsverweigerung und häufigen Fehlens“ in Haft. Weil er 1943 in einem Bombenhaus Gegenstände gestohlen haben soll, wurde er wegen „Plünderung“ einfach hingerichtet. Quelle: www.gedenkstaette-ploetzensee.de Darin ist aber nicht die Rede vom Luftfahrtgerätewerk in Hakenfelde, sondern von Zwangsarbeit bei Siemens im Wernerwerk.

Erst im Spätherbst hatte der Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel über fünf neue Straßennamen in Spandau berichtet, u.a. den Erna-Koschwitz-Weg, die Heinrich-Hertz-Straße und die Elsa-Neumann-Straße: hier die ganze Geschichte online im Tagesspiegel.

Linke: Auch Carossastraße umbenennen

„Die Benennung der beiden Straßen nach den NS-Opfern Meta London und Marius Carpentier ist eine großartige Sache und absolut begrüßenswert“, schrieb Lars Leschewitz, Fraktionschef der Linken, nach der Lektüre des Spandau-Newsletters. Seine Forderung: „Jetzt muss noch die Carossastraße umbenannt werden, z.B. in Minna-Villain-Straße.“ Diese Idee war im Herbst 2022 Thema im Tagesspiegel.  


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