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Die Baugrube für das geplante Covivio-Hochhaus befindet sich direkt neben dem Tunnel der U2.

© IMAGO/Jürgen Held

Baustelle am Berliner Alexanderplatz: Tunnel der U2 muss schlimmstenfalls neu gebaut werden

Bis August soll der abgesackte U-Bahn-Tunnel repariert sein und dann auch der Pendelverkehr enden. Experten fürchten aber, dass die Probleme größer sind als bekannt.

Offiziell gilt noch der bisherige Fahrplan für die Reparatur des U-Bahnhofs Alexanderplatz: Nach den Sommerferien soll der vermutlich wegen der benachbarten Hochbaus-Baugrube abgesackte Tunnel der U2 stabilisiert sein, sodass die Züge wieder regulär fahren können und der im Oktober eingerichtete, zeitraubende Pendelverkehr endet. Aber Fachleute zweifeln am Erfolg dieser Operation. Als schlimmstes Szenario halten sie für denkbar, dass ein Stück des Tunnels komplett neu gebaut werden muss.

Ein Indiz für größere Schäden ist das Wasser, das in einer Ecke über den Gleisen der U5 von der Decke tropft – nicht erst seit gestern, sondern etwa seit das Unternehmen Covivio nebenan baut. Nachdem am Wochenende „nd“ und „Berliner Zeitung“ von Problemen berichtet hatten, erfuhr der Tagesspiegel am Montag Einzelheiten.

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Der U-Bahnhof hat die Form eines nach links gekippten „H“

Die von mehreren Fachleuten beschriebene Problematik wird beim Blick unter den Alex anschaulich: Der U-Bahnhof hat die Form eines um 45 Grad nach links gekippten „H“. Dessen linker Schenkel ist die Station der U8, die zwischen S-Bahnhof und Berolinahaus steckt und nicht betroffen ist. Der dazu parallele rechte Schenkel des „H“ ist die Station der U2, die etwa vom Brunnen der Völkerfreundschaft bis zu der Lücke zwischen Alexanderhaus und „Saturn“-Markt reicht. In deren Nachbarschaft – laut Covivio beträgt der minimale Abstand der Baugrube zum Tunnel zwei Meter – soll neben dem Hotel Park Inn das Hochhaus errichtet werden.

Die geplante Stabilisierung des U2-Tunnels am Alexanderplatz in einer Darstellung von Covivio.
Die geplante Stabilisierung des U2-Tunnels am Alexanderplatz in einer Darstellung von Covivio.

© Grafik: Tagesspiegel/Klöpfel | Quelle: Covivio, Stand: Februar 2023

Der lecke Tunnel der U5 ist der Querbalken des „H“. Er liegt eine Ebene tiefer, aber war beim Bau der U2 ab 1910 bereits mitgeplant worden, was den Bau in den 1920ern erleichterte. Er befindet sich ungefähr zwischen der Tram Richtung Alexanderstraße und dem „Saturn“. Nach Auskunft von Covivio ist dieser tiefer gelegene Tunnel, in den es nun tropft, vier bis fünf Meter von der Baugrube entfernt.

Zur Frage, wie dieses Wasser in den Tunnel kommt, teilte die BVG am Montag mit: „Die Ursachenklärung ist noch nicht abgeschlossen.“ U-Bahn-Betrieb und allgemeine Sicherheit seien jedenfalls nicht beeinträchtigt. Unter Fachleuten kursiert der Verdacht, dass die Verbindung zwischen den über Kreuz liegenden Tunneln der U2 und der U5 durch die Bewegung des oberen Tunnels beschädigt worden ist. Sollte es sich – was Fachleute befürchten – um Grundwasser handeln, müsste der Tunnel von außen neu abgedichtet werden. Und dafür müsste ein Stück des U2-Tunnels weg.

Ob sich dieses Szenario bestätigt, werden die Untersuchungen erweisen. Bei Covivio ist davon keine Rede. Unternehmenssprecherin Barbara Lipka sagte am Montag, dass „nach der erfolgreichen Stabilisierung“ des U2-Tunnels durch Zement-Injektionen nun mit Gutachtern, BVG und Technischer Aufsichtsbehörde die Feinplanung anstehe, ob und wie weit der um 3,8 Zentimeter abgesackte Tunnel wieder angehoben werden müsse.

Kein Zufall: die breite Passage zwischen „Galeria“ und Hotel Park Inn

Auch am Erfolg dieser Reparatur zweifeln Fachleute. Da der gut 110 Jahre alte U2-Tunnel aus unbewehrtem, also ohne innenliegende Stahlstreben gefertigten Beton bestehe, breche er bei Bewegungen wie normaler Stein. Decken und Wände seien relativ leicht zu reparieren, aber bei einem angeknacksten Fundament werde es schwierig.

Ein langjähriger Kenner der Berliner U-Bahn verweist darauf, dass die breite Passage zwischen Kaufhaus „Galeria“ und dem Sockelbau des Park-Inn-Hotels kein Zufall sei: Schon in den 1970ern habe man sich gehütet, den uralten Tunnel der direkt darunter verlaufenden U2 unnötig zu belasten. Sein Resümee zur aktuellen Situation lautet: „Man hätte niemals dafür unterschreiben dürfen, dass da in unmittelbarer Nähe ein Hochhaus gebaut werden kann.“

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