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Vor zweieinhalb Jahren, am 8. November 2020, hob zum letzten Mal ein Verkehrsflugzeug am Flughafen Tegel ab.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP/Doris Spiekermann-Klaas TSP

In 20 Jahren soll TXL fertig sein: Die ersten 27 Firmen sitzen am alten Flughafen Tegel

Der Dachgesellschaft Tegel Projekt GmbH stehen 100 Mitarbeitende und 100 Millionen Euro/Jahr für die Entwicklung des Geländes zur Verfügung.

Am Boden gibt es nicht viel zu sehen, dafür klingelt es in den Ohren: „Der Kern der UTR ist ihr Programm: Es hält die Markenwelt in ihrem Innersten zusammen – wo auch immer sie erscheint und auflebt.“

Die Formulierung stammt aus einer Broschüre der Urban Tech Republic (UTR). Mit dem besonderen Namen verbinden die Planer und Entwickler des ehemaligen Flughafens Tegel eine Botschaft: „Republik steht für Denkfreiheit, Offenheit und das kollektive Ringen um die beste Lösung.“ Es gehe darum, „gemeinsam das Leben der Menschen in den Städten besser zu machen“. Und zwar mithilfe von Technologien aus den Bereichen Energie, Mobilität, Wasser, Recycling, Werkstoffe sowie Informations- und Kommunikationstechnologien.

2008 begannen die Planungen für die Nachnutzung des Flughafengeländes, 15 Jahre später haben sich 21 Firmen in einem der 59 Gebäude angesiedelt. In Tegel heißen die Mieter „Residents“, und irgendwann sollen es 1000 mit 20.000 Arbeitsplätzen sein, die sich rund um das berühmte Terminal A in alten und neue Hallen niederlassen. Der Masterplan zur Entwicklung des Geländes liegt seit 2013 vor, 2021 wurden die ersten zwei von insgesamt 18 Bebauungsplänen festgesetzt, einer davon für den zentralen Campus-Bereich, wo die Sanierung bald starten und 2027/28 abgeschlossen sein soll. Erste Tiefbauarbeiten für die Infrastruktur begannen 2022.

Der Tower des Flughafens Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“ fertigte am 8. November 2020 letztmals einen Flug ab.
Der Tower des Flughafens Berlin-Tegel „Otto Lilienthal“ fertigte am 8. November 2020 letztmals einen Flug ab.

© imago images/Future Image/Frederic Kern via www.imago-images.de

Das Flughafengelände streckt sich von Ost nach West über 4,4 Kilometer und von Nord nach Süd über 1,9 Kilometer. Mehr als ein Drittel des Geländes werden als „Tegeler Stadtheide“ zu einem Naherholungsraum inklusive Start- und Landebahn. Im Osten gibt es irgendwann das Schumacher-Quartier mit 5000 klimaneutral versorgten Wohnungen, ein Großteil davon mit günstigen Mieten und zehn Prozent für Studierende.

Platz für 5000 Studierende

Auf dem Campus (39 Hektar) in der Mitte des Geländes entstehen Hörsäle und Labors für 5000 Studentinnen und Studenten der Berliner Hochschule für Technik (BHT). Der Industriepark nördlich des Campus ist mit gut 80 Hektar doppelt so groß, das Gewerbeband im Süden umfasst 70 Hektar. Viel Platz also für Firmen, die in der übrigen Stadt derzeit kaum noch freie Flächen finden.

Zukunftspläne für das Tegel-Areal mit Campus, Industriepark und Wohnquartier.
Zukunftspläne für das Tegel-Areal mit Campus, Industriepark und Wohnquartier.

© Grafik: Tsp/Klöpfel | Quelle: Tegel Projekt GmbH

„Der Schlüssel zur Innovation liegt in Kollaboration“, meinen die Macher der Urban Tech Republic. Zu den 27 Mietern gehört ein Engineering-Tochter der Bahn, der Wasserstoffhersteller HH2E, das Start-up EnerKite, das Windenergie aus großen Höhen gewinnen will, und Green Urban Energy, ein Joint-Venture der Stadtwerke und Eon, das sich um die klimaneutrale Versorgung des kompletten Areals mit Wärme und Kälte kümmert.

Für das Große und Ganze ist die landeseigenen Tegel Projekt GmbH mit knapp 100 Mitarbeitenden zuständig, die dafür vom Senat zuletzt mit einem Jahresbudget von 90 Millionen Euro ausgestattet wurde und im Gebäude Am Flughafen 1 residiert. Der Aufsichtsrat der GmbH wird geleitet von Bausenator Christian Gaebler (SPD). Vier Staatssekretäre aus verschiedenen Verwaltungen gehören zum Gremium, dazu mit IHK-Präsident Sebastian Stietzel ein Aufseher von außerhalb der Politik.

Im GmbH-Gebäude ist seit kurzem ein kleines Informationszentrum zur Geschichte und Zukunft des Flughafengeländes eingerichtet. Am Wochenende bietet der Museumsdienst Berlin zweistündige Führungen über das Gelände an. Das wird auch noch eine Zeitlang so bleiben, denn größere Bauaktivitäten stehen den Besuchern nicht im Wege.

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