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03.09.2021, Berlin: Joe Chialo (l), Bundestagskandidat in Berlin-Spandau und Musikmanager, und Armin Laschet, CDU-Kanzlerkandidat, CDU-Bundesvorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, begrüßen sich bei der Vorstellung des «Zukunftsteams» der Union in der CDU-Parteizentrale. Mit einem achtköpfigen Team geht Unionskanzlerkandidat  Laschet (CDU) in den Wahlkampf-Endspurt. Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© Christoph Soeder/dpa

Kultursenator im Schatten: Wer ist Joe Chialo?

Kurz vor der Berlin-Wahl hat CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner Teile seines Schattenkabinetts bekanntgegeben. Im Falle eines Sieges soll Joe Chialo Kultursenator werden. Eine gute Wahl?

Eine Kolumne von Ronja Merkel

Die Wahlurnen sind noch nicht mal aufgebaut, da verteilt die CDU bereits die ersten Posten. Das von der regierenden Bürgermeisterin und SPD-Landesvorsitzenden Franziska Giffey als „respektlos und unprofessionell“ bezeichnete Vorgehen zeugt zwar tatsächlich nicht unbedingt von Fair Play – aber mal ehrlich, wann geht es in der Politik schon ehrenhaft zu? Und immerhin gilt die SPD als Urheberin der Schattenkabinetts-Strategie in der Bundesrepublik.

Die Empörung der Sozialdemokraten angesichts der Offensive Kai Wegners, Spitzenkandidat der CDU, lässt jedenfalls ahnen, dass sich hier jemand echte Sorgen macht. Konkret geht es um den Posten des zukünftigen Kultursenators: Sollte Wegner die Wahl gewinnen, will er Joe Chialo in dieses Amt heben.

Derzeit hat dies Klaus Lederer von der Linken inne; ein erfahrener und fähiger Politiker, an dem überraschend selten laute Kritik geübt wird. Aber er sitzt eben auch schon ein paar Jährchen auf dem Posten und frischer Wind schadet eigentlich nie.

Schlachtruf: „Der Kampf geht weiter“

Joe Chialo ist eine freilich interessante Personalie. Schon allein deshalb, weil er so gar nicht zu dem Bild der überalterten, konservativen Merz-CDU passen will. Aufgewachsen ist er in Bonn, als Sohn eines tansanischen Diplomaten.

In ihm lebten „zwei Seelen“, er sei stolz, ein „Afropäer“ zu sein, schreibt Chialo in seinem Buch „Der Kampf geht weiter“. Eine Anlehnung an den heute eher in linken Kreisen bekannten Schlachtruf „A luta continua“.

Der Mann, der gerne Berlins Kultursenator wäre, wollte früher mal Sänger einer Metal-Band werden, hatte sogar einen Plattenvertrag in der Tasche. Sein Studium (Geschichte und Politik) brach er ab, heute arbeitet er als Musikmanager bei Universal.

Grüner Christdemokrat

Chialos politisches Engagement begann in den 1990er-Jahren bei den Grünen, erst 2016 trat er in die CDU ein und legte dort, untypisch für diese Partei, eine rasante Karriere hin.

2021 gehörte er zum „Zukunftsteam“ um den damaligen CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet. In den Bundestag schaffte er es bei der letzten Wahl nicht, seit einem Jahr sitzt er dafür im Bundesvorstand der Christdemokraten – als erster Schwarzer, wie in den Medien gern betont wird.

Joe Chialo ist gläubiger Katholik, er befasst sich viel mit der Frage nach Identität, hat ein Bewusstsein für das koloniale Erbe Deutschlands und den sich daraus für die Gegenwart ergebenen Herausforderungen. Diversität sei ihm wichtig, das mache für ihn Berlin aus, betonte er in der Vergangenheit immer wieder. Sein eigenes Aufwachsen habe sein politisches Verständnis stark geprägt. Auch das kann man seinem Buch entnehmen.

Chialos Biografie liest sich durchaus interessant – doch reicht das aus für das Amt des Kultursenators? Mal abwarten, was die Bürger:innen am 12.2. entscheiden.

Was auch immer bei der Wahl herauskommt: Joe Chialo ist jedenfalls ein Name, den es sich zu merken lohnt.

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