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Die Ausstellung läuft seit zwei Wochen im Museum für Kommunikation.

© Büşra Delikaya

Potz, Blitz: Die Kunst des Fluchens: Schimpfen, ja bitte – aber richtig!

Das Museum für Kommunikation widmet ihre neue Ausstellung dem Schimpfen und Fluchen. Eine amüsante Schau, deren Humor ab und an jedoch etwas verkrampft daherkommt.

Zankmanischer vollspackiger Matzpumpes! Ja, dich meine ich, du dumpfsinniger ausgemästeter Kleienfurz. So lustig klingen Schimpfwörter, einfach mal zufällig aneinandergereiht. Wer darüber nicht lachen kann, der hat wohl, – herzlichen Glückwunsch –, ein wenig mehr Humor als die Ausstellung „Potz! Blitz! Vom Fluch des Pharaos bis zur Hate Speech“ ihren Besuchern zutraut.

Ein Raum im Museum für Kommunikation widmet sich derzeit der Geschichte des Fluchens und Schimpfens – und soll den Gästen die schlimmen Worte offenbar auch direkt entlocken.

Schimpfen funktioniert je nach Sprache, Mundart und Kultur unterschiedlich, klar. Aber wo bleiben die Kraftausdrücke, die tatsächlich im Alltag gebraucht und gehört werden, die in Berlin auf den Straßen kreuz und quer laufen, aber es niemals in eine seriöse Zeitung schaffen sollten? Wenn man wütend ist, dann ruft man ja eigentlich ****** – na, Sie wissen schon.

Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit Hate-Speech - auf merklich undifferenzierte Weise.
Die Ausstellung beschäftigt sich auch mit Hate-Speech - auf merklich undifferenzierte Weise.

© Büşra Delikaya

Mit dem Schimpfen verhält es sich ähnlich wie mit Witzen: die Dosis macht das Gift. Die Jüngeren unter uns würden sagen: You’re trying too hard, bro. Oder einfach: cringe.

Ein linguistischer Blick auf das Schimpf-Vokabular kann ja durchaus humorvoll gestaltet werden, wenn’s denn sein muss. Aber was unerlässlich ist bei diesem Thema, ist eine gehörige Portion Authentizität.

Hate Speech missverstanden

Der verkrampfte Humor, den die Ausstellung bemüht, verleitet vielleicht dazu, dass man selber anfängt zu Fluchen, aber darum soll es ja hoffentlich nicht gehen. Sonst wird es maximal cringe. Beim Schimpfen machen wir uns doch Luft, lassen los. Eigentlich das Gegenteil von Anspannung.

Und dann wird es in der Ausstellung plötzlich ernst. Das Thema Hate Speech wird anhand aktueller Fälle erklärt. Beim Rundgang lernt man: in Deutschland wird Kritik an der antisemitischen „Comedy“ von Lisa Eckhart oder den rassistischen Tiraden von AfD-Politikerin Alice Weidel auch schon als Hate Speech gewertet.

Aber was haben Hassreden, die sich auf Herkunft, Sexualität oder Körper beziehen, überhaupt mit der Geschichte von Schimpfwörtern und des Fluchens zu tun? Verdammt, das ist doch *****.

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