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Lupine-Filmwerkstatt für geflüchtete Mädchen mit Schauspielerin Hanna Schygulla: Der Film kam 2021 ins Kino.

© Lupine Mentoring

Deutlich weniger Geld für Integration in Berlin: Auch das Kinder-Projekt von Lupine Mentoring ist bedroht

Der Senat will bei den bezirklichen Integrationsfonds vier Millionen Euro sparen: Die Integrationsbeauftragten schlagen Alarm. Der Verein Lupine Mentoring spricht von einer „Katastrophe“.

Die Haushaltsberatungen auf Landesebene sorgen für Widerstand in den Bezirken – auch in Steglitz-Zehlendorf. Denn Finanzsenator Stefan Evers (CDU) sieht in seinem Entwurf vor, die Mittel für die bezirklichen Integrationsfonds von 12,1 Millionen Euro auf 7,9 Millionen Euro zu kürzen. Dieses Geld wird auf die zwölf Bezirke verteilt.

Die Kürzungen bedeuten für uns und für viele, viele kleine Initiativen im Bezirk und darüber hinaus eine Katastrophe.

Angela Grunert, Lupine Mentoring

Beispiel Steglitz-Zehlendorf: Im von der Bezirksverordnetenversammlung bereits beschlossenen Haushaltsplan sind für das Jahr 2024 noch 647.000 Euro vorgesehen – 2022 standen 835.176,74 Euro für den Fonds bereit. 2023 teilten sich im Bezirk 16 Projekte den Fördertopf – der Steglitzer Verein Lupine Mentoring ist eines davon.

„Die Kürzungen bedeuten für uns und für viele, viele kleine Initiativen im Bezirk und darüber hinaus eine Katastrophe“, schreibt Angela Grunert, die Gründerin von Lupine Mentoring, dem Tagesspiegel. Der Verein bringt Mentorinnen und Mentoren mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen zusammen; über zehn Monate bestehen diese Tandems. Die Ehrenamtlichen fördern die Interessen und Potenziale der Kinder – das aufgebaute Vertrauen und die Freundschaft hält oft noch Jahre an. Der Tagesspiegel berichtete mehrmals über die erfolgreiche Arbeit des Projekts.

Die drohenden Mittelstreichungen erscheinen dem Lupine-Team absurd: „Mehr denn je werden unsere Angebote von betroffenen Familien und Kindern nachgefragt und wir erleben gerade auch ein großartiges Engagement von Ehrenamtlichen aus dem Bezirk, die Mentor:innen für geflüchtete Kinder werden wollen.“

„Teuerste Art zu sparen“

Vergangene Woche wandte sich der Vorstand von Lupine Mentoring in einem offenen Brief an die Mitglieder des Hauptausschusses des Abgeordnetenhauses. „Der Entwurf des neuen Landeshaushalts des Finanzsenators sieht die Kürzung des bezirklichen Integrationsfonds vor, statt einer Erhöhung, wie im Koalitionsvertrag vereinbart“, heißt es dort. Um 34 Prozent würden die Mittel gestrichen werden – bei aktuell steigendem Bedarf.

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„Die Kriege und Krisen halten an, die Zugangszahlen steigen, tausende Kinder sind unbeschult, das Klima vor allem in den Außenbezirken spitzt sich zu“, schreibt der Lupine-Vorstand. In dieser Situation den Bezirken Mittel zur Integration wegzunehmen, „ist die teuerste Art zu sparen“.

Angesichts zehntausender Geflüchteter und dem Ankommen immer weiterer Personen ist die Kürzungsentscheidung nicht nachzuvollziehen.

Fabian Nehring, Integrationsbeauftragter Lichtenbergs

Die Landesarbeitsgemeinschaft der bezirklichen Integrationsbeauftragten teilt die Kritik. „Angesichts zehntausender Geflüchteter, die seit 2022 zusätzlich in Berlin untergebracht wurden, und dem Ankommen immer weiterer Personen, die Betreuung und Unterstützung durch Projekte des Integrationsfonds dringend bräuchten, ist die Kürzungsentscheidung nicht nachzuvollziehen“, schrieb der Lichtenberger Integrationsbeauftragte Fabian Nehring, einer der Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft, in einer Pressemitteilung.

Co-Sprecher Cem Gömüsay aus dem Rathaus Charlottenburg-Wilmersdorf ergänzte: „Mit der Kürzung fällt bereits aufgebaute und erfolgreich arbeitende soziale Infrastruktur weg. Dabei sind die Bedarfe nicht nur unvermindert hoch, sondern sie steigen weiter.“

Die Verantwortung liegt nun bei den Abgeordneten. Angela Grunert schrieb dem Tagesspiegel: „Bitte helfen Sie uns, Öffentlichkeit herzustellen, damit man die Integrationsmittel nicht kürzt und wir unsere Arbeit fortsetzen können.“

Zurück in den Berliner Südwesten: Steglitz-Zehlendorf würde deutlich ärmer werden, wenn der Integrationsfonds geschrumpft würde und das Mentorenprogramm von Lupine, die Beratung des Diakonischen Werkes, die Arbeit des Ökumenischen Willkommensbündnisses Wannsee, das Gruppenpsychotherapieangebot für Geflüchtete des Vereins Xenion oder die Mobile Kontaktstelle Integration des Stadtteilzentrums Steglitz eingeschränkt werden oder gar wegfallen müssten. Mittel- und langfristig würden alle Steglitz-Zehlendorfer verlieren.

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