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Berliner Landesorden

© imago images/Eventpress

Vom Stolperstein-Vater bis zum Chef des Naturkundemuseums: Diese zwölf Berliner bekommen den Landesorden

Am Sonntag ehrt der Regierende Bürgermeister zwölf Berlinerinnen und Berliner, die sich mit großem Einsatz verdient gemacht haben. Ein Überblick über die, die geehrt werden.

Berlin ist voller Hoffnungsträger für eine bessere Stadt. Und am Sonntag werden einige von ihnen im Roten Rathaus ins Scheinwerferlicht gerückt. Da verleiht ihnen der Regierende Bürgermeister, Kai Wegner, den Verdienstorden des Landes Berlin.

Markus Voigt

Markus Voigt
Markus Voigt

© imago/Photopress Müller/IMAGO/Ralf Mueller

Beim Sommerfest des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) bedankte sich Wegner kürzlich in den höchsten Tönen bei dessen Präsidenten Markus Voigt. Viele gute Gespräche und für die Stadt wichtige Anregungen habe es gegeben, lobte er. Seit 2011 ist der Unternehmer ehrenamtlich Präsident des einflussreichen VBKI. Er schafft Netzwerke für Neu-Berliner und hält mit seiner Meinung darüber, wo die Stadt noch besser werden kann und muss, nicht hinter dem Berg. Es gibt aber noch viele andere Gründe, warum er am Sonntag, dem Verfassungstag der Stadt, zusammen mit elf anderen verdienten Bürgern geehrt wird. Rund 2300 Lesepaten sind für den VBKI im Einsatz, um Schülern vorzulesen und sie auch allgemein zu fördern. Die Initiative „Einstieg zum Aufstieg“ vermittelt schon seit 2017 Geflüchtete als Arbeitskräfte in die heimische Wirtschaft. Alle zwei Jahre gibt es eine Charity-Auktion für gute Zwecke. Und das sind nur die Leuchtturm-Projekte. Sport und Kultur profitieren vom Einsatz des Vereins. Einen Tag in der Woche widmet Markus Voigt dem Ehrenamt.

Gunter Demnig

Gunter Demnig
Gunter Demnig

© PNN / Ottmar Winter/Ottmar Winter

Jeder der Ausgezeichneten trägt auf seine eigene Weise zum Wohl der Stadt bei. Schon seit 1996 verlegt Gunter Demnig Stolpersteine, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Allein in Berlin laden 10.000 Steine zum Innehalten und Gedenken ein. Mit mehr als 100.000 Steinen in ganz Deutschland und Europa bilden die Messingplatten mit den Namen der Opfer das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Der Künstler verlegt sie vor Wohnhäusern, die er selbst auswählt, im Straßenpflaster.

Berndt Schmidt

Als Intendant und alleiniger Geschäftsführer hat Berndt Schmidt den Friedrichstadt-Palast eindrucksvoll auf Erfolgskurs gebracht. Seit 2007 ist er dort tätig und konnte zwischen 2009 und 2019 in Europas größtem Revue-Theater mit aufsehenerregenden Stücken die höchsten Umsätze seiner Geschichte erzielen. Dabei belässt er es aber nicht, sondern engagiert sich auch gesellschaftlich in vielerlei Hinsicht, unter anderem gegen Antisemitismus.

Johannes Vogel

Johannes Vogel
Johannes Vogel

© Pablo Castagnola

Dem Generaldirektor des Naturkundemuseums, Johannes Vogel, ist es gelungen, internationale Aufmerksamkeit für sein Haus zu generieren und es zum Ort der Debatten und inspirierenden Begegnungen zu machen. Seit mehr als zehn Jahren leitet er nun das Haus, das zu den größten Naturkundemuseen Europas zählt. Besonders das Skelett eines Tyrannosaurus namens „Tristan Otto“ begeistert Berliner und lenkt die Aufmerksamkeit der internationalen Fachwelt auf das Museum.

Christiane Theobald-Gabler

Während ihres Studiums hat Christiane Theobald-Gabler selbst eine Ausbildung als Ballett-Tänzerin absolviert. Später war sie an der Bildung des Staatsballetts als eigenständiges Ensemble beteiligt und hat dort bis vor kurzem auch gearbeitet. In vielfacher Hinsicht hat sie sich um den Tanz in der Stadt verdient gemacht, unter anderem durch Schulkooperationen mit Spielstätten. Ein großes Anliegen ist ihr auch die Gesundheitsprävention für die Tänzer.

Michael Wolffsohn

Michael Wolffsohn
Michael Wolffsohn

© Imago/Uwe Steinert

In der Regel steht das Wohl der Menschen im Mittelpunkt des Engagements, es geht um Toleranz und Unterstützung. Der in Tel Aviv geborene und in Berlin aufgewachsene Professor Michael Wolffsohn engagiert sich für die Versöhnung von Deutschen, Juden und Muslimen und eine lebendige Erinnerungskultur. Gemeinsam mit seiner Frau Rita initiiert er jüdisch-islamisch-interkulturelle Integrationsprojekte. Die historisch-politische Theologie von Judentum, Christentum und Islam zählt zu seinen Forschungsschwerpunkten.

Düzen Tekkal

Düzen Tekkal
Düzen Tekkal

© Imago/Jürgen Heinrich

Die Aktivistin Düzen Tekkal ist aus dem gesellschaftlichen Leben der Stadt gar nicht mehr wegzudenken. Ihre Eltern kamen als jesidisch-kurdische Geflüchtete nach Berlin. Mit dem Film „HAWAR – Meine Reise in den Genozid“ lenkte sie 2014 das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit auf den Völkermord an den Jesiden. Frauen und Kinder stehen im Mittelpunkt ihres Engagements. „Vergewaltigung als Kriegswaffe“ ist eines der Themen, mit denen sie sich im Rahmen der von ihr gegründeten Hilfsorganisation „HAWAR.help“ befasst. Zurzeit gilt ihr Einsatz vor allem den Frauen im Iran und der Ukraine.

Gabriele Schlimper

Gabriele Schlimper
Gabriele Schlimper

© Rolf Schulten/Paritätischer Berlin

Die Förderung der Zivilgesellschaft ist ein großes Anliegen von Gabriele Schlimper. Der Geschäftsführerin des Paritätischen Landesverbandes Berlin ist es zu verdanken, dass die vielen Berliner Helfer im Rahmen der Freiwilligentage sichtbarer werden. An deren Entwicklung und Umsetzung war sie maßgeblich beteiligt. Den Mehrfachkrisen der vergangenen Jahre ist sie mit gesundem Pragmatismus begegnet, was in Berlin nicht immer selbstverständlich ist.

Dieter Puhl

Dieter Puhl
Dieter Puhl

© Mike Wolff TSP

Von 2009 bis 2019 leitete Dieter Puhl die Berliner Bahnhofsmission, eine der größten in Europa. Ihm verdanken die Bedürftigen Einzelfallhelfer, die sich individuell um ihre Sorgen und Nöte kümmern. Auch das Hygiene-Center geht auf ihn zurück, ebenso wie die Bildung eines Netzwerks von Unterstützern. Sogar im Ruhestand arbeitet er weiter. 15 Stunden in der Woche ist er bei der Stadtmission im Einsatz.

Elke Lehning-Fricke

Sie war Mitgründerin des Berliner Landesbehindertenbeirates und engagiert sie seit 40 Jahren gesellschaftlich wie politisch. Elke Lehning-Fricke hat unter anderem gegen die Mehrfachdiskriminierung behinderter Frauen gekämpft und setzt sich für Menschen mit Netzhauterkrankungen ein. Frauen- und gleichstellungspolitische Themen interessierten sie auch als Mitarbeiterin der FDP-Bundestagsfraktion.

Alexandra Knauer

Alexandrea Knauer mit Carsten Losch.
Alexandrea Knauer mit Carsten Losch.

© Amin Akhtar/Knauer

Die Unternehmerin Alexandra Knauer ist ein Vorbild in Sachen Chancengleichheit. Frauen verdienen bei ihr durchschnittlich sogar etwas mehr als Männer. Zudem hat die Geschäftsführerin und Inhaberin des in Zehlendorf ansässigen Familienunternehmens „Knauer Wissenschaftliche Geräte GmbH“ während der Pandemie in kurzer Zeit Produktions-Anlagen zur Einkapselung von Impfstoff entwickelt. Die mehrfach preisgekrönte Unternehmerin engagiert sich unter anderem im Ausschuss „Nachhaltige Metropole“ der Industrie- und Handelskammer.

Jutta Kämper

Jutta Kämper, hier mit schwarzer Jacke.
Jutta Kämper, hier mit schwarzer Jacke.

© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Wohnraum zu schaffen für Frauen in Not und geflüchtete Mädchen ist das Herzensanliegen von Jutta Kämper, die mittlerweile schon 89 Jahre alt ist. Ihre Vision, innovative Wohnformen für ältere, alleinstehende Frauen zu verwirklichen, ist längst Stein geworden in drei gemeinschaftlich organisierten Projekten: Dazu zählen der Beginenhof in Kreuzberg, der Müggelhof in Friedrichshain und der Florahof in Pankow.

Was Kai Wegner dazu sagt

Ja, Berlin hat auch jede Menge positive Seiten. Wer sich daran mal wieder erinnern möchte, sollte am Sonntag aufs Rote Rathaus blicken und Zuversicht schöpfen, dass die Stadt täglich lebenswerter wird. Man kann sich von den Geehrten auch zu eigenem Engagement anregen lassen. In den sonntäglichen Worten des Regierenden Bürgermeister Kai Wegner klingt das so: „Berlin als Stadt der Freiheit ist nur als demokratisches und von seinen Bürgern aktiv mitgestaltetes Staatswesen denkbar.“

Der Orden soll ein Dankeschön sein für das Engagement. Jeder, der in sich eine zupackende Mentalität verspürt und etwas ändern möchte, kann mitmachen an dem Großprojekt Berlin, das immer auch mit menschlicher Wärme gefüllt werden möchte. Gut zu wissen, dass Motivationsveranstaltungen wie Ordensverleihungen immer mal wieder stattfinden.

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