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Berlin-Schöneberg, Hochbahnhof Bülowstraße

© imago/Arkivi

Wo ist das Klo?: Grüne wollen den Verbleib eines historischen Berliner Toilettenhäuschens klären

Anfang der 2000er Jahre wurde eine Bedürfnisanstalt am U-Bahnhof Bülowstraße abgebaut. Sie sollte saniert werden. Doch niemand weiß, was aus ihr geworden ist.

| Update:

Von einer einst legendären Bedürfnisanstalt handelt ein Antrag, den die Grünen in die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg eingebracht haben und der am Mittwoch in den Stadtentwicklungsausschuss verwiesen wurde. Seit Anfang der 2000er Jahre ist das denkmalgeschützte Klohäuschen, das einst an der Bülowstraße unterhalb des U-Bahnhofs stand, verschollen. Ende der neunziger Jahre wurde der Auftrag für moderne City-Toiletten vergeben.

Den Zuschlag erhielt die Firma Wall, die bis heute die öffentlichen Toiletten in der Stadt betreibt. Teil des Vertrags war auch, dass Wall die historischen Klohäuschen auf seine Kosten restauriert und nutzbar macht. Dafür sollte Wall mehr Werbeflächen erhalten. Über die Verträge berichtete der Tagesspiegel bereits 1997. Und der damalige Unternehmenschef Hans Wall betonte seinerzeit die Verpflichtung der Firma zur Sanierung der Klohäuschen. Die Firma sagte jetzt auf Anfrage, dass man in den Archiven recherchieren werde, was mit der Toilette von der Bülowstraße geschehen sei.

Wie der kulturpolitische Sprecher der Grünen, Bertram von Boxberg, sagt, wurde 2004 „die Bedürfnisanstalt vom U-Bahnhof Bülowstraße demontiert und bei Wall eingelagert“. Das gehe aus der Denkmalrolle hervor. „Sie wurde aber niemals instand gesetzt und nicht wieder aufgebaut. Irgendwann wurde das Denkmal aus der Denkmalrolle genommen. Aber eine Sachaufklärung fand nicht statt“, sagt von Boxberg.

Die soll es nach den Vorstellungen der Grünen jetzt aber geben: „Bei der Bedürfnisanstalt Bülowstraße handelt es sich um ein herausragendes Bau-, aber auch Kulturdenkmal. Sie ist eine baugeschichtliche Besonderheit aus der Zeit des Berliner U-Bahn-Baus und wertvoller als die industriell gefertigten Café Achtecks.“ Die Toilettenanlage unterm U-Bahnhof ist auch filmisch verewigt. Das Klohäuschen spielte eine Rolle im 1978 gedrehten Filme „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo”.

Das Vergabeverfahren für die neuen öffentlichen Toiletten, die sich elektronisch selbst reinigen, war in den neunziger Jahren von langen, kontroversen Diskussionen geprägt. Es hatte 1991/92 begonnen und zog sich dann lange hin. „Das Geschäft ums Geschäft ist hart umkämpft“, hieß es damals im Tagesspiegel. Die Firma Wall, die im Bereich der Außenwerbung und Stadtmöblierung tätig ist, hatte schnell ein Angebot vorgelegt. Dieses wurde damals zunächst von der BSR, die zuvor für die alten öffentlichen Toiletten zuständig war und sich auch selber um den neuen Auftrag bewarb, als „unseriös“ bezeichnet. Und andere Unternehmen hatten ebenfalls starkes Interesse daran, in der Stadt moderne Toiletten aufzustellen, sodass es sich über Jahre hinwegzog, bis der Auftrag vergeben war.

Historische Toilettenanlagen wurden auch an weiteren Berliner Standorten saniert, um sie dann anders nutzen zu können. Am Perelsplatz in Friedenau war es ein Häuschen, das in einem völlig anderen Stil erbaut war, nämlich als kleiner Fachwerkpavillon, und unter Denkmalschutz stand. Es wurde aufwendig saniert und zu einem Café umgebaut.

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