zum Hauptinhalt
Die Johanniter-Notübernachtung, in unmittelbarer Nähe zum Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg, ist seit 2018 ein Ort der Kältehilfe. 

© Tagesspiegel/Corinna von Bodisco

Notübernachtung für Suchtkranke am Görlitzer Park in Berlin: „Wenn ein Zaun kein Problem ist, dann wird so ein Angebot auch keines sein“

Südlich vom Görlitzer Park wollen Bezirk und soziale Träger 2024 eine ganzjährige Notübernachtung für Obdachlose und Suchtkranke starten. Doch die Finanzierung über das Land steht aus.

Nachdem Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner diese Woche die Umzäunung des Görlitzer Parks angekündigte, stellte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg am Mittwoch ein neues Konzept vor: Im Frühjahr 2024 soll in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule südlich des Parks ein ganzjähriges Notübernachtungsangebot mit 80 Schlafplätzen für obdachlose Menschen starten – mit und ohne Suchterkrankungen.

Damit würden die Angebote der zwei Träger, die das Konzept „Ohlauer 365“ entwickelt haben, ausgebaut: Seit 2019 bietet die Johanniter-Unfall-Hilfe in der Ohlauer Straße 22 im Rahmen der Berliner Kältehilfe 90 Schlafplätze für Männer an – allerdings nur von November bis April. Aktuell werden ganzjährig auch Mahlzeiten und eine medizinische Betreuung angeboten, vorwiegend auf ehrenamtlicher Basis.

Anfang November startet wieder das Notübernachtungsangebot der Johanniter in der Ohlauer Straße 22. Bis dahin stehen die Zimmer leer.
Anfang November startet wieder das Notübernachtungsangebot der Johanniter in der Ohlauer Straße 22. Bis dahin stehen die Zimmer leer.

© Tagesspiegel/Corinna von Bodisco

Berlinweit gebe es einen großen Mangel an ganzjährigen Notübernachtungsangeboten. „Gerade betreiben wir hier akute Nothilfe, aber wir wollen darüber hinaus gehen, indem wir mit Fixpunkt zusammen arbeiten“, sagt Jörge Bellin von den Johannitern. Mit „Ohlauer 356“ könnten auch suchtkranke Menschen in das Angebot einbezogen werden. Dazu sollen die Öffnungszeiten und Angebote der Notübernachtung und der Suchthilfe aufeinander abgestimmt und so rund um die Uhr auch für Menschen mit Suchterkrankung im Kiez offenstehen. Fixpunkt betreibt seit März 2022 einen Drogenkonsumraum in der Reichenberger Straße 176 am Kottbusser Tor.

Mehr Notübernachtungsplätze für Betroffene sind eine der Maßnahmen, auf die sich Senat und Bezirke beim Sicherheitsgipfel verständigt haben.

Clara Herrmann, Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg

Mit dem neuen Projekt nimmt der Bezirk Bezug auf den Sicherheitsgipfel zum Görlitzer Park. Um Obdachlosigkeit und Drogensucht zu begegnen, brauche es neben polizeilicher Präsenz nachhaltige soziale Angebote. „Mehr Notübernachtungsplätze für Betroffene sind eine der Maßnahmen, auf die sich Senat und Bezirke beim Sicherheitsgipfel verständigt haben“, sagte Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann (Grüne). Anwohner:innen hätten sich beim Bezirk vermehrt über den Suchtkonsum im öffentlichen Raum und Hauseingängen beschwert.

Die Finanzierung steht allerdings noch nicht. Doch die Bezirksbürgermeisterin sei optimistisch, dass es dafür Mittel vom Land gibt. Auch der Sozialstadtrat Oliver Nöll (Linke) findet: „80 Plätze für 1,5 Millionen Euro jährlich, das ist ein Betrag, den sich Berlin leisten sollte. Wir haben wahrgenommen, dass ein Zaun kein Problem ist, dann wird so ein Angebot auch keines sein.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false