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Umgestürzter Baum in Wilmersdorf. (Foto aktuell)

© Berliner Feuerwehr

Update

Schweres Unwetter über Berlin: Einschränkungen bei der S-Bahn aufgehoben – Tegeler Forst bleibt gesperrt

Berlin erreichte am Donnerstagabend erneut ein Unwetter. Der S-Bahn-Verkehr wurde komplett eingestellt, 30 Bäume lagen auf den Gleisen, mindestens drei Personen wurden verletzt.

Fahrgäste in Berlin mussten auch am Sonnabend mit Einschränkungen bei der S-Bahn rechnen. Weil die Feuerwehr einen Ast von den Gleisen in Westkreuz beseitigen musste, kam es auf den Linien S3 und S9 zu Verspätungen, wie die S-Bahn am Vormittag mitteilte. Am späten Vormittag waren die Einschränkungen aufgehoben. „Gute Nachricht: Der Zugverkehr wurde auf der Strecke wieder aufgenommen. Die Züge verkehren wieder regulär“, teilte die S-Bahn Berlin auf der Plattform X mit. Und wünschte: „Gute Fahrt.“

Nach Unwetterschäden war auch der Zugverkehr der Linie S25 zwischen Tegel und Hennigsdorf unterbrochen. Inzwischen sei die Störung aufgehoben, teilte die S-Bahn kurz nach 11 Uhr mit. Die Bäume auf den Gleisen seien beseitigt worden. Den Angaben zufolge fährt die Linie S25 wieder planmäßig zwischen Teltow Stadt und Hennigsdorf.

Tegeler Forst bleibt gesperrt

Der Tegeler Forst im Nordwesten von Berlin bleibt nach dem Unwetter vorerst gesperrt. „Das Betreten ist einfach lebensgefährlich, weil immer noch was umfallen kann, weil immer noch Kronenteile abbrechen können“, sagte der Sprecher der Berliner Forsten, Peter Harbauer, dem Inforadio des RBB. „Selbst wir kommen im Moment noch nicht so richtig rein.“ Er sprach von enormen Schäden, die aber noch nicht beziffert seien.

Die Forstbehörde kann bisher noch nicht sagen, wann der Tegeler Forst wieder öffnet. „Damit es im Wald wieder sicher ist, müssen wir schlicht und ergreifend die Wege erstmal von den umgestürzten Bäumen und Kronenteilen befreien, damit man da überhaupt wieder laufen oder Fahrrad fahren oder reiten kann“, sagte der Sprecher. Er riet auch davon ab, an der Havel am Waldrand zu baden.

Trockenheit macht Bäume weniger standfest

Die Bäume sind nach Ansicht des Experten durch Trockenheit, steigende Temperaturen und hohe Sonnenscheindauer geschwächt. „Die Bäume sind dann vorgeschädigt, Wassermangel führt eben zu Trockenstress, führt dazu, dass Insekten, dass Pilze die Bäume vorschädigen können“, sagte er. „Dann sind sie eben nicht so standfest.“

Ein erneutes Unwetter hatte in den Berliner Wäldern großen Schaden hinterlassen. Im Tegeler Forst im Nordwesten der Stadt wurden Tausende Bäume entwurzelt, auch im Spandauer Forst gab es massive Schäden. Beide Wälder dürfen vorerst nicht betreten werden.

860 Einsätze der Feuerwehr

Nach dem schweren Unwetter mit mehreren Schwerverletzten in Berlin und Brandenburg steht die Feuerwehr vor umfangreichen Aufräumarbeiten. Sie rät grundsätzlich von dem Betreten von Parks und Grünanlagen ab. Durch herabstürzende Äste drohe Lebensgefahr, sagt ein Sprecher der Feuerwehr. Derzeit stehe man bei über 860 wetterbedingten Einsätzen.

Besonders getroffen hat es den Nordwesten der Hauptstadt. Im Ortsteil Heiligensee wurden zwei Menschen schwerverletzt.

Im Bereich der Niederneuendorfer Allee in Spandau kam eine leere Metallhülle zum Vorschein, nachdem ein Baum umgefallen war. Zunächst hielt man diese für eine Weltkriegsbombe, doch Experten der Polizei Berlin hätten Entwarnung gegeben, wie die Senatsverwaltung am Freitagnachmittag mitteilte.

S-Bahn stellte Verkehr erneut ein, 30 Bäume lagen auf den Gleisen

Gegen 18.30 Uhr stellte die S-Bahn den Zugverkehr für knapp eine Stunde wie auch am vergangenen Montag im gesamten Netz ein. Auch die BVG schränkte den Straßenbahn- und Busverkehr ein, hob die Einschränkungen ab 20 Uhr aber schrittweise wieder auf.

30 Bäume fielen durch den Sturm auf die Gleise, berichtete die S-Bahn Berlin dem Tagesspiegel am Freitag. Acht S-Bahnen wurden beschädigt und mussten wegen teils zersplitterter Frontscheiben in die Werkstatt gefahren werden.

Die Fahrgäste mussten sich auch am Freitag auf Einschränkungen einstellen. Besonders im Norden der Stadt waren bei der S-Bahn weiter mehrere Streckenabschnitte gesperrt. „Nach dem Sturm befinden sich vereinzelt noch immer umgestürzte Bäume auf den Gleisen“, hieß es von der Bahn. „Sobald die Schäden behoben sind, werden auch die verbliebenen Streckenabschnitte wieder freigegeben.“

Nordwesten besonders betroffen

Neben Heiligensee und Frohnau waren auch Spandau-Nord sowie das nördliche Tegel und der Tegeler See besonders betroffen gewesen.

Infolge des Unwetters gebe es drei Schwerverletzte. Auf dem Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte wurde demnach ein Mensch von einem Gegenstand getroffen und am Kopf lebensgefährlich verletzt. Zwei weiteren Menschen wurden Bäume in Heiligensee zum Verhängnis: Ein Fußgänger wurde getroffen und fiel in einen Graben, ein anderer Mensch saß in einem Auto, das von einem Baum zerstört wurde.

Sämtliche Spielplätze und Parks in Reinickendorf gesperrt

In Reinickendorf wurden aufgrund der Unwetterschäden sämtliche Spielplätze und Grünanlagen gesperrt. Über eine entsprechende Allgemeinverfügung informierte das Bezirksamt am Freitag. Es sei zu erheblichen Schäden an Bäumen und Gehölzen gekommen, die eine akute Gefahr darstellten. „Ich bitte um Verständnis, dass die vollständige Beseitigung der Schäden einige Zeit in Anspruch nehmen wird“, sagte Bezirksstadträtin Julia Schrod-Thiel.

Auch das Bezirksamt Mitte warnte dringend vor dem Betreten von Parks und Grünanlagen in seinem Bereich. „Für Menschen, die sich in Parks und Grünanlagen aufhalten, besteht Lebensgefahr“, teilte das Bezirksamt mit. 

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„Auch nach dem Sturm können Bäume unvermittelt umstürzen oder Äste herabfallen.“ Die Empfehlung lautet deshalb: „Bitte betreten Sie die Grünanlagen erst wieder, sobald Entwarnung gegeben wurde.“

Die Friedhöfe in der Gerichtstraße, Turiner Straße, Seestraße und Plötzensee bleiben wegen der Schäden über das gesamte Wochenende gesperrt. Der Wind habe „zu zahlreichen Astbrüchen geführt“, wie Bezirksstadtrat Christopher Schriner am Freitag mitteilte.

Blockierte Straße im Tegeler Forst.

© Berliner Feuerwehr

Durch die Sperrung des Tegeler Forsts sowie weiterer Sturmschäden bleibt das Gymnasium auf der Schulfarm Insel Scharfenberg mehrerer Anwohnerberichte zufolge geschlossen. Der durch den Wald führende Schulweg sei nicht passierbar. Nach Auskunft eines Mitarbeiters des ortsansässigen Forstamts wurden „unzählige Bäume“ entwurzelt. Seine Kollegen würden sich nun von den zugänglichen Straßen in den Wald arbeiten.

Ein Grund für das Ausmaß der Zerstörung sind vor allem die letzten Dürrejahre, teilt die Senatsverwaltung mit. Die Standfestigkeit der Bäume habe durch die Trockenheit abgenommen. Besonders betroffen sind Birken, die dem Sturm durch ihre volle Belaubung eine große Angriffsfläche bieten.

Verletzte auch in Potsdam und am Gendarmenmarkt

In Potsdam ist eine Frau schwer verletzt worden und schwebt weiterhin in Lebensgefahr. Die Frau wurde von der Stadtverwaltung zwischenzeitlich fälschlich für tot erklärt. „Wir bitten die Falschmeldung zu entschuldigen“, so eine Stadtsprecherin zur „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ (MAZ). Die Verletzte war von einer herabstürzenden Baumkrone getroffen worden.

Wie der Feuerwehrsprecher außerdem sagte, wurde am Gendarmenmarkt ein Mensch durch herabstürzende Baugerüstteile am Kopf verletzt. Dieser Unfall sei aber nicht dem Unwetter zuzuordnen.

Von Westen kommend schob sich das Unwetter am frühen Abend langsam Richtung Berlin und traf die Stadt gegen 18 Uhr. „Derzeit laufen alle Notrufleitungen heiß“, sagte ein Feuerwehrsprecher dem Tagesspiegel gegen 19.30 Uhr, es komme zu Verzögerungen. „Wichtig ist: Bleiben Sie dran!“, riet der Sprecher den Berlinern. Besonders oft rückte die Feuerwehr zunächst im westlichen Norden aus: Spandau-Nord, Heiligensee und Tegel. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Feuerwehr bereits 330 Einsätze.

Der Sturm tobte kurz, aber heftig: Aus Zehlendorf erreichten den Tagesspiegel um kurz nach 18 Uhr erste Berichte über „sehr starken Sturm mit teils heftigen Böen“. In Schmargendorf kamen „größere Äste und teils Blumentöpfe runter“, in Kreuzberg „flogen Äste“. In Kreuzkölln „war nach zehn Minuten wieder alles vorbei“.

Bereits vor 19 Uhr gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) wieder Entwarnung. Fotos und Videos im Netz zeigten vielerorts entwurzelte Bäume. Auf Instagram kursierten entsprechende Clips etwa aus Kreuzberg, Wittenau, Spandau. In Reinickendorf wurde einer Augenzeugin zufolge die Konradshöher Straße von acht oder neun umgestürzten Bäumen blockiert: „Sowas hatten wir noch nicht.“ Die Feuerwehr war im Einsatz, um diese wichtige Zugangsstraße wieder freizuräumen.

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Auch in Spandau erneut böse Verwüstungen; hier Waldkrankenhaus.

© Arndt Meißner

Verspätungen und Ausfälle am Hauptbahnhof

Auch der Fernverkehr blieb nicht verschont. Am Berliner Hauptbahnhof strandeten Fahrgäste, weil es zu massiven Verspätungen und Ausfällen kam, etwa auf den Strecken nach Hannover und Hamburg.

Menschen strandeten am Berliner Hauptbahnhof.

© Cristina Marina

Die Verkehrsinformationszentrale (VIZ) schrieb bei „X“, Straßen seien wegen Feuerwehreinsätzen gesperrt. Unfälle und Einsätze gab es demnach unter anderem an folgenden Orten:

  • In Wilmersdorf auf der Paretzer Straße zwischen Blissestraße und Aachener Straße
  • Auf der A100 in Richtung Neukölln zwischen Kreuz Schöneberg und Alboinstraße
  • Auf der A111 Richtung Charlottenburg zwischen Stolpe und Waidmannsluster Damm

Böen mit Geschwindkeit von 110 km/h angekündigt

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am frühen Abend eine Unwetterwarnung (rot, Stufe 3 von 4) auch für den Westen Berlins herausgegeben, der Osten blieb mit Stufe 2 orange. Am Nachmittag gab es bereits eine Warnung für mehrere Brandenburger Landkreise: Havelland, Oberhavel, Ostprignitz-Ruppin, Potsdam-Mittelmark, Prignitz und die Stadt Brandenburg.

Laut DWD sollten Böen mit Geschwindigkeiten von 110 Kilometern pro Stunde in Berlin und Sturmböen von etwa 90 Kilometer pro Stunde in Brandenburg toben.

Feuerwehr blickte „gut gewappnet“ in den Abend

Die Feuerwehr sah sich im Vorfeld gut vorbereitet. „Wir blicken gut gewappnet in den Abend“, sagte ein Sprecher am Nachmittag auf Nachfrage. „Wir wurden durch den DWD informiert, was uns bevorsteht, hatten heute zwei Telefonkonferenzen.“ Ein Großteil der Freiwilligen Feuerwehren befinde sich bereits in Bereitschaft, zudem sei Spezialtechnik wie Drehleitern in „fertig gemacht“ worden. „Also, ähnlich wie am Montag.“

Auch die S-Bahn sah sich vorbereitet

Auch am vergangenen Montag überraschte die Berliner S-Bahn die Berliner gegen 17.30 Uhr mit der Information, der Verkehr sei im gesamten Stadtgebiet eingestellt worden. Zu viele abgebrochene Äste lagen auf den Gleisen. „Vor allem bei zu erwartendem Extremwetter nutzt die Bahn Daten des Deutschen Wetterdienstes, um die Lage einzuschätzen und daraus Schlüsse für den weiteren Verlauf des Zugverkehrs zu ziehen“, kündigte ein Bahnsprecher am Nachmittag auf Nachfrage bereits an – also reduzierte Geschwindigkeiten etwa oder auch das Warten der Züge in den Stationen.

„Wenn ein Unwetter hereinbricht, konzentriert die Bahn alle Kapazitäten auf die Züge, die auf der Strecke stehen geblieben sind.“ Sobald es die Wetterlage und der Zustand der Strecke erlaubten, führen die Züge mit verringertem Tempo bis zum nächstgelegenen Bahnhof. „Wir bitten alle Fahrgäste um aufmerksames Beobachten der Online-Auskunftsmedien.“

Alles läuft normal am BER

Und wie war die Lage am BER? „Wenn es Gewitter gibt, sind wir verpflichtet, den Flugverkehr einzustellen“, sagt ein Sprecher im Vorfeld auf Nachfrage. „Aber wann und wie dieses Gewitter über den Flughafen zieht, lässt sich schwer voraussagen.“ Demnach verlasse sich auch der Flughafen auf Daten des DWD. „Sobald innerhalb eines Radius von drei Kilometern um den BER eine amtliche Unwetterwarnung vom DWD ausgesprochen wird, stellen wir den Betrieb ein.“

Am frühen Abend zeigten die Abflugs- und Ankunftstafeln des Flughafens keine geballten Unregelmäßigkeiten.

Stiftung warnte vor Betreten der Parks

Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg warnte am Nachmittag angesichts des voraussichtlichen Unwetters vor dem Betreten der Parks und Grünanlagen.

Bereits am Montag waren in Berlin durch das Sturmtief „Ziros“ Schäden entstanden. Den Angaben zufolge verlor der Schlossgarten Charlottenburg zwei Bäume. Auf der Pfaueninsel sei ein Baum umgestürzt, hieß es. Die Beseitigung der Schäden in allen Anlagen laufe und werde in den kommenden Tagen kontinuierlich fortgesetzt. Bei Windböen könnten jedoch von frei hängenden Ästen immer noch Gefahren ausgehen. Die Stiftung bitte deshalb alle Gäste ausdrücklich darum, die Hauptwege zu nutzen und mögliche Absperrungen zu beachten.

Entspannung am Wochenende

In der Nacht sollen die Unwetter nach Angaben des DWD ostwärts abziehen. Nachts gibt es zunächst noch mancherorts Gewitter und Schauer, die dann Richtung Polen abziehen. Es kühlt ab auf 19 bis 16 Grad. Der Wind weht laut DWD nur noch schwach bis mäßig.

Am Freitag sind viele Wolken am Himmel bei Temperaturen von maximal 24 Grad. Zeitweise fällt schauerartig Regen, der zum Abend nachlässt. Dann lockert die Wolkendecke auch etwas auf. Der Wind bläst mäßig, vereinzelt gibt es ein paar Böen. In der Nacht zum Samstag bleibt es trocken. Die Temperaturen sinken auf 14 bis 11 Grad. (mit dpa und epd)

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