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Prof. Dr. Frank-Werner Peter und Team bei der Arbeit des Placet Verein in Berlin. Das Foto wurde vom Verein zur Verfügung gestellt.

© placet e.V.

Tagesspiegel-Spendenaktion: Verein Placet rettet junge Terror- und Kriegsopfer

Seit 20 Jahren operieren Spezialisten in Berlin Kinder, die durch Krieg und Folter entstellt wurden. Zum Jubiläum von Placet gab es eine Benefiz-Gala. „Menschen helfen!“ will helfen.

Brandwunden, entstellte Gesichter, fehlende Gliedmaßen: Die Bilder schwer verletzter Kinder mit traurigem Blick machen sprachlos, erschüttern bis ins Mark. Doch dann folgen Aufnahmen von geglückten Operationen und lebensfrohen Patienten. Es sind ganz besondere Vorher-Nachher-Bilder, die auf der diesjährigen Jubiläums-Benefizabend des Placet Vereins in Tiergarten gezeigt werden. Placet – Plastisch-chirurgische Centrum für Terroropfer – behandelt und versorgt seit 20 Jahren Menschen, insbesondere Kinder, die in Kriegsgebieten schwer verstümmelt wurden und gibt ihnen die Chance auf ein besseres Leben.

Otto aus Kenia ist einer von ihnen. „Er wurde zwangsrekrutiert als Kindersoldat und hat sich natürlich überhaupt nicht freiwillig in eine armeeartige Organisation begeben“, erzählt Frank-Werner Peter, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie, auf der Bühne des Wintergartens und zeigt Bilder des schwerverletzten Jungen. „Er kam in einen Hinterhalt, wurde im Gesicht schwer verletzt. Er war neun Monate bei uns, wir haben ihn achtmal aufwendig operiert. Im Wesentlichen fehlte ihm der linke Gesichtsnerv und die Nase, wie man ja sieht“. Dann folgt das Foto, wie der Jugendliche dank der Operationskunst Berliner Medizinerinnen und Mediziner nach den Eingriffen aussieht. Beifall erfüllt den Saal.

Vor zwei Jahrzehnten wurde Placet von Prof. Dr. Frank-Werner Peter als gemeinnütziger Verein in Berlin gegründet. Seither konnte 80 Patienten geholfen werden. Zum Jubiläum kann sich Peter neben herzlichen Danksagungen etwa für seine Frau auch einen Scherz nicht verkneifen. „Also nochmal zur Erläuterung, Placet ist ein Begriff aus dem Lateinischen, das wissen Sie natürlich alle“, sagt er. „Placet: es gefällt. Und für uns ist es ein Akronym für Plastisch-Chirurgisches Zentrum für Terroropfer. Es funktioniert auch auf Englisch, was ja sinnvoll ist, weil wir ja international unterwegs sind.“

Noch bevor die Benefizveranstaltung offiziell startet, applaudieren die Gäste für die ehrenamtlich tätigen Chef-, Fach- und Oberärztinnen und -ärzte sowie das medizinische Personal all der vielen renommierten Berliner Kliniken. Sie alle engagieren sich jetzt schon seit Jahren für den Verein.

Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen

Placet ist mit Organisationen, wie SOS-Kinderdörfer, Interplast oder Ärzte ohne Grenzen vernetzt. Jene treten mit Fällen von körperlich stark geschädigten Opfern, insbesondere Kindern, infolge von Terror, Krieg und Folter, an Placet heran. „Ab diesem Zeitpunkt übernimmt Placet und organisiert Flüge, Unterkünfte und Betreuung vor Ort, um die häufig kleinen Patienten zu untersuchen und den Zustand festzustellen.“

Für diese Aufwendungen wie Reise- und Unterbringungskosten bittet Placet jetzt die Leserinnen und Leser des Tagesspiegels um Spenden über den Tagesspiegel-Spendenverein „Menschen helfen!“. Die jungen Patienten werden „von Ärzten pro bono in freundschaftlich verbundenen Krankenhäusern im Schnitt zehnmal operiert, um zum Beispiel wieder ein Glas Wasser zu halten und zum Mund führen zu können.“ Damit der Patient sich möglichst wohlfühle, dürfen ihn Personen seines Vertrauens, meist die Eltern, nach Berlin oder in die Zweigniederlassungen Essen und Bad Kreuznach begleiten.

Bis zu 30.000 Euro pro Behandlung

Ein junger Mann aus Afghanistan betritt die Bühne: Nadar, Mitte zwanzig, Opfer eines Anschlags in Kundus. „Ich dachte, dass ich sterben würde“, sagt er dem Tagesspiegel. „Mein Leben ist dank Placet gerettet worden.“ Nadar fehlten nach dem Anschlag Teile des Schädels und des Kiefers, erzählt er. Er dankt seinen Ärzten Frank-Werner Peter, Michael Stiller, Uwe von Fritschen sowie Christoph Bickmann. Die Berliner Ärzteschaft ist eng mit Placet verbunden.

Bei der Tagesspiegel-Weihnachtsaktion beträgt die „Wunschsumme 30.000 Euro“. In der Regel liegen jedoch die Behandlungskosten bei 10.000 bis 30.000 Euro pro Patient. Die Medizinerinnen und Mediziner operieren alle ehrenamtlich.

Bei der Benefiz-Gala im Wintergarten wurde schon fleißig gespendet. Die Schauspielerinnen Tina Ruland und eine Bühnenkollegin, die aus Syrien stammt, sammelten in den Reihen des Wintergartens die Spenden ein. Auch Katy Karrenbauer ließ sich an der Promi-Fotowand für den guten Zweck ablichten. Die Berlinerin Susi Montoro, Airbrush-Designerin und Ghost-Painterin für bekannte Markenlabels, hatte für das Event das Placet-Logo auf die Hostessenkleidung gemalt.

Über den Abend hinweg wurde leidenschaftlich ver- und ersteigert: So ging das Camera-Work-Foto einer jungen Claudia Schiffer von Hans Feurer für 3000 Euro an einen neuen Besitzer. Auch Julius von Bismarck gaben ein „Landscape Painting“ und Nikolai Marakov ein Werk in die Versteigerung. Der Erlös der Gala liegt bei rund 32.000 Euro.

Finanzielle Unterstützung benötigt

Placet hat in den nächsten Jahren noch viel vor, möchte mehr jungen Menschen helfen. Doch dafür braucht noch viel mehr finanzielle Unterstützung. Denn nur so könne den Opfern, wie einer Frau aus Bagdad, auf die ein Feuercocktail geworfen wurde, weil sie unverhüllt auf der Straße war, geholfen werden. Die Frau war schwer verbrannt, sah nichts mehr, kam mehr tot als lebendig nach Berlin, erzählt Peter. Ihr Foto auf der Leinwand im Varieté ist kaum zu ertragen. Im Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) in Marzahn habe sie erstmal auf der Intensivstation überlebt. Dann folgten 33 Operationen. Das Nachher-Foto von ihr zeigt, dass die Lebensgeister nicht so schnell auszulöschen sind.

Zum Ausklang der Veranstaltung gibt es auf der Bühne im Wintergarten noch Komik, Kunststücke und Tango. Auch ein Seifenblasenzauber entzückt die Gäste. Bunt und kunstvoll schweben die Seifenblasen davon - aufheiternd und mutmachend. Ganz im Sinne von Placet.

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