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Weiße Lilien vor Familiengerichten und Jugendämtern am 25. November.

© Mütterinitiative für Alleinerziehende (MIA)

Umgang mit dem Vater trotz Gewaltvorfällen: Mütterinitiative plant Protestaktion

Eine Alleinerziehenden-Initiative ruft Frauen, denen vor Gericht ihr Recht auf Gewaltschutz abgesprochen wurde, dazu auf, Blumen vor Gerichtsgebäuden niederzulegen.

Die Mütterinitiative für Alleinerziehende (MIA) hat Frauen bundesweit dazu aufgerufen, an diesem Wochenende weiße Lilien vor Familiengerichten abzulegen, in denen Mitarbeiter ihr Recht auf Gewaltschutz in Umgangs- und Sorgerechtsverfahren missachtet haben. Hintergrund ist der Tag der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November.

Schon seit Jahren legen Frauen, die Gewalt unter der Geburt erfahren haben, an diesem Tag rote Rosen vor den Kreißsälen ab, in denen sie entbunden haben. Doch auch Gerichte legitimierten Gewalt gegen Frauen zu häufig, erklärt die Vorsitzende von MIA, Sybille Möller: „Wenn Mütter vor Gericht oder beim Jugendamt berichten, dass ihr Partner gewalttätig gegen sie gewesen ist, wird ihnen häufig nicht geglaubt. Sie werden dadurch ein zweites Mal zum Opfer.“ Statt roter Rosen setze man deshalb auf weiße Lilien, um Menschen für diese Form der Gewalt zu sensibilisieren.

Zu oft kein ausreichender Schutz vor gewalttätigen Vätern

Selbst wenn gewalttätige Vorgänge gegen die Mutter nachgewiesen seien, würden Institutionen sie oft nicht als relevant für das Umgangs- und Sorgerecht betrachten, sagt Möller. „Erwiesenermaßen gewalttätige Väter bekommen dann einfach trotzdem ausgedehnten Umgang mit den Kindern zugesprochen“.

Hinter diesen Entscheidungen steckten frauenfeindlicher Mythen, erklärt Möller. „Wenn sie sich und die Kinder vor dem gewalttätigen Ex-Partner schützen wollen, wird den Müttern ,Bindungsintoleranz‘ attestiert – ein Pseudokonzept ohne wissenschaftliche Evidenz.“

Erst im Juni habe die UN-Sonderberichterstatterin zu Gewalt gegen Frauen, Reem Alsalem, die Folgen solcher mütterfeindlicher Pseudokonzepte für Gewaltopfer in ihrem Bericht als Menschenrechtsverletzung kritisiert und Deutschlands Rechtsprechung gerügt. „Wir rufen alle Frauen, die so etwas erlebt haben, dazu auf, am Wochenende Lilien vor das entsprechende Gerichtsgebäude oder Jugendamt zu legen“, sagt Möller.

Wenn sie sich und die Kinder vor dem gewalttätigen Ex-Partner schützen wollen, wird den Müttern ,Bindungsintoleranz‘ attestiert.

Sybille Möller, Vorsitzende der Mütterinitiative für Alleinerziehende (MIA

Auf der Internetseite der Aktion whitelilyrev.de sind die Orte einsehbar, an denen Betroffene deutschlandweit Lilien ablegen wollen. Jede Frau kann einen eigenen Ort hinzufügen und Fotos ihrer abgelegten Blumen hochladen, mit einem Kommentar.

Für dieses Jahr ist noch kein Berliner Ort in der Karte verzeichnet, auf der Karte vom vergangenen Jahr findet man 25 Einträge. Zu einem Foto von einer Lilie vor der Tür eines Berliner Gerichts schreibt da eine Frau: „Nach all den Jahren und etlichen Verfahren, bin ich einfach nur müde und enttäuscht von unseren Institutionen und einem Rechtssystem, dass Frauen und Kinder in Gewaltsituationen im Stich lässt!“

Sybille Möller sagt: „Mit der Istanbul-Konvention haben sich alle unterzeichnenden Staaten dazu verpflichtet, Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu bekämpfen.“ In Deutschland passiere das aber zu häufig nicht.

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