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Sie dürfen jubeln: Die „Fuchs-Kolumne“ der Kolumbus-Grundschule in Reinickendorf ist die beste Schülerzeitung in der Kategorie Grundschule.

© Stefanie Herbst/Stefanie Herbst

Viele Preise für junge Journalisten: Das sind die besten Schülerzeitungen Berlins

Beim Berliner Schülerzeitungswettbewerb wurden am Dienstag zahlreiche Publikationen ausgezeichnet. Welche Redaktionen gewonnen haben – und wieso.

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Sie heißen „Fuchs-Kolumne“, „Schnipsel“ oder „Finkencool“ – und genauso kreativ wie ihre Namen sind auch ihre Inhalte: Am Dienstag wurden in der Aula der Max-Taut-Schule in Lichtenberg die besten Schülerzeitungen Berlins ausgezeichnet. Preise gab es in sechs Schulkategorien, zudem wurden mehrere Sonderpreise vergeben. Und es gab zwei Extrapreise für Zeitungen, die im vergangenen Jahr zum ersten Mal erschienen sind.

Viel Lob für den journalistischen Nachwuchs hatte Bildungsstaatssekretärin Christina Henke (CDU) zur Preisverleihung des 22. Schülerzeitungswettbewerbs mitgebracht. Sie würdigte das Engagement und die Kreativität der Redaktionen, Berlins Schülerzeitungen seien beeindruckende Beispiele dafür, „wie junge Menschen Verantwortung übernehmen, kreative Ideen umsetzen und sich für Themen starkmachen, die unsere Gesellschaft bewegen“, sagte Henke.

 Bildungsstaatssekretärin Christina Henke (CDU) verteilte viel Lob...

© Stefanie Herbst/Stefanie Herbst

...und sie hatte ihre eigene Schülerzeitung mitgebracht.

© Stefanie Herbst/Stefanie Herbst

Es sei wichtig, dass Schülerinnen und Schüler in ihren Publikationen ihre Stimme erheben und auch auf Missstände hinweisen. „Schülerzeitungen sind Orte, an denen Meinungsfreiheit gelebt wird, wo Diskussionen angestoßen und Perspektiven ausgetauscht werden“, sagte die Staatssekretärin, die in ihrer Schulzeit selbst an einer Schülerzeitung in Prenzlauer Berg mitgearbeitet hat und früher mal Journalistin werden wollte.

Anke Myrrhe, stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegels, ermutigte die Schülerzeitungsredakteur:innen, Journalismus zu ihrem Beruf zu machen.

© Stefanie Herbst/Stefanie Herbst

Die Preisverleihung „ist und bleibt einer meiner Lieblingstermine im ganzen Jahr“, sagte Anke Myrrhe, stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegels, der Medienpartner des Wettbewerbs ist. Myrrhe zeichnete die besten Zeitungen in der Kategorie Gymnasien aus.

„Die Schülerzeitungen zeigen in jedem Jahr, wie viel Talent und kritisches Denken in den jungen Menschen steckt“, sagte sie. Es sei großartig zu sehen, dass so viele Schülerinnen und Schüler durch die Arbeit in den Redaktionen erste Schritte in den Journalismus machen. „Werdet Journalist:innen!“, ermutigte sie. Für sie sei es der schönste Beruf, den man sich aussuchen könne.

Nicolas Köhn, Geschäftsführer des Tagesspiegels, lobte vorab ebenfalls die Leidenschaft und das Engagement des journalistischen Nachwuchses. „Der Berliner Schülerzeitungswettbewerb zeigt Jahr für Jahr, welches enorme Potenzial in unseren jungen Medienschaffenden steckt“, sagte Köhn.

„Ihr gebt jungen Stimmen eine Plattform, und das verdient große Anerkennung“, sagte Antonia Luigs vom Vorstand der Jugendpresse Berlin-Brandenburg, die den Wettbewerb gemeinsam mit der Bildungsverwaltung und dem Jugendportal jup! Berlin ausrichtet. Schülerzeitungen seien das Sprachrohr der Schülerinnen und Schüler. „Nirgendwo sonst haben sie die Möglichkeit, sich ihre Meinung so frei und demokratisch zu bilden.“

Insgesamt gab es in diesem Jahr 26 Preise. Für jede Schulkategorie wurden bis zu drei Plätze vergeben, die ersten beiden treten jeweils im Bundeswettbewerb gegen Redaktionen aus ganz Deutschland an. Bewertet wurden unter anderem Auswahl und Vielfalt der Themen, aber auch Sprache, Stil, die Mischung an Textformen sowie die Kreativität des Layouts, die Auswahl der Bilder oder digitale Zusatzangebote.

Außerdem gab es dank Sponsoren verschiedene Sonderpreise für einzelne Artikel zu Themen wie Schulessen, dem Umgang miteinander oder Europa zu gewinnen. Erstmals vergab der Tagesspiegel es in diesem Jahr zwei Extrapreise für herausragende Newcomer: Ausgezeichnet wurden die Zeitung „Lux Looks“ des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums sowie die „Tränkepost“ der Grundschule am Tränkegraben. Beide wurden im vergangenen Jahr neu gegründet. Mit dem Preis sollen noch mehr Schulen ermutigt werden, ebenfalls eine Schülerzeitung an den Start zu bringen.

Die Gewinner im Detail


Grundschulen: Junge Kiezreporter gehen den Dingen auf den Grund

Ihren Kiez kennt die Redaktion der „Fuchs-Kolumne“ der Kolumbus-Grundschule in Reinickendorf ganz genau: Die jungen Reporterinnen und Reporter haben das Thema Verkehrssicherheit in den Blick genommen und setzen sich damit auseinander, wie die Straße vor der Schule verkehrsberuhigt werden könnte. Auch über ein Umweltprojekt, bei dem Schülerinnen und Schüler im Kiez Müll sammeln, berichten sie. Schulthemen kommen ebenfalls nicht zu kurz. Die Redaktion wollte etwa wissen, wie ihr Mittagessen zubereitet wird und hat dem Caterer der Schule einen Besuch abgestattet. Auffällig sind zudem die aufwändig gestalteten Rätsel. Ein klares Layout und eine gute Struktur zeichnet die Zeitung aus – für die Jury Platz eins unter den Grundschulen.

Die „Fuchs-Kolumne“ der Kolumbus-Grundschule in Reinickendorf.

© Kolumbus-Grundschule

Platz zwei geht an die „Kiezwelt“ der Humboldthain-Grundschule in Wedding. Das Titelthema „Raus aus der Schule“ durchzieht das gesamte Heft. Die Redaktion stellt zahlreiche Orte in Berlin und Möglichkeiten vor, um außerhalb der Schule etwas zu lernen – vom Zoo über das Zeiss-Planetarium, den Britzer Garten, das Technikmuseum bis hin zum Bundestag. Auch Spielplätze im Kiez werden getestet. Das Heft ist aufwändig gestaltet. Positiv aufgefallen sind der Jury die vielen handschriftlichen Originaltexte und die Vielfalt an Formaten.

„Bunt und peppig“, so beschreibt die Jury die „Havel-News“ der Havelland-Grundschule in Schöneberg. Das Layout ist modern und erinnert an eine Illustrierte. Die Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten berichten über das Schulleben, beschreiben aber auch einen Besuch bei geflüchteten Kindern im Ankunftszentrum Reinickendorf oder im ZDF-Hauptstadtstudio. Eine gute Mischung an Themen – Platz drei.


Förderschulen: Farbenfroh und optimistisch

52 Seiten hat die aktuelle Ausgabe der „Finkencool“, die Schülerzeitung der Finkenkrug-Schule aus Wilmersdorf. Sie gewinnt den ersten Platz in der Kategorie Förderschulen. „Farbenfroh und optimistisch“, urteilt die Jury. Mit vielen Bildern wird der Schulalltag dokumentiert. Die Themenvielfalt ist groß: Die Schülerinnen und Schüler berichten über Hobbys, Sport, Vorsätze fürs neue Jahr, die Projektwoche oder Ausflüge. Umfragen finden sich ebenso wieder wie Grafiken, Interviews, Steckbriefen und kurze Erzählungen.

Den zweiten Platz belegt die „Bienenpost“ der Schule am Bienwaldring in Buckow. Kurze Texte, viele Fotos, Piktogramme und Malvorlagen finden sich in der 25. Ausgabe der Schülerzeitung. Die Redaktion stellt sich in Steckbriefen vor, berichtet über Schulpartnerschaften in anderen Ländern, diverse Schulprojekte und gemeinsame Aktionen. Eine liebevoll gemachte Zeitung, so die Jury.

Die „Fuchspost“ der Arno-Fuchs-Schule in Charlottenburg ist die drittbeste Schülerzeitung der Berliner Förderschulen. Lebensfroh und mit vielen Bildern berichtet die Reaktion über das Schulleben – von der Trommel-AG bis hin zur Sportwoche. Das Layout ist einheitlich, die Texte sind farblich so gestaltet, dass sie einfach zu lesen sind.


Gemeinschaftsschulen: Ernste Themen überzeugen

Der „Schnipsel“ des Campus Hannah Höch in Wittenau zeigt Haltung. Neben schulinternen Themen wie den neuen Bienen, der neuen Leseoase oder Impressionen vom Sportfest, behandelt die Zeitung auch ernste Dinge wie Mobbing. Besonders in Erinnerung blieb der Jury der Artikel „Kinder haben Angst vor Abschiebung“ über die Folgen des Rechtsrucks nach dem Geheimtreffen von Potsdam. Für die Jury Platz eins unter den Gemeinschaftsschulen.

Platz zwei geht nach Pankow: Wer das „MagazinEins“ der SchuleEins aufschlägt, erblickt eine Friedenstaube. Unter dem Titel „Es ist Krieg auf der Welt“ beschreiben Schülerinnen und Schüler ihre Gefühle zum Thema Krieg und setzen sich etwa mit der Situation in Gaza auseinander. Vorgestellt werden aber auch die Queer-AG der Schule, die Arbeit der Berliner Feuerwehr und die Graffitiszene der Hauptstadt.

Auf dem dritten Platz landet die „Fürst News“ der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule in Charlottenburg. Das Heft ist klar gegliedert, berichtet über aktuelle Ereignisse wie etwa den Tod von Alexey Nawalny und erinnert an den Anschlag in Hanau. Informiert wird auch über Schulthemen wie die neue Webseite. Zudem haben die selbst geschriebenen Gedichte zum Thema Großstadt die Jury beeindruckt.


Integrierte Sekundarschulen: Südafrika und ein Musical im Fokus

In diesem Jahr hat die Jury in der Kategorie Integrierte Sekundarschule (ISS) nur einen ersten Platz vergeben – und dieser geht an die Redaktion der Schülerzeitung der Gustave-Eiffel-Schule in Prenzlauer Berg.

Nach Meinung der Jury ist die „Eiffel-News“ „eine Zeitung, die alle auf dem Schulhof ansprechen kann“. Sie wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. In ihrer Sommerausgabe, der 28, beschäftigt sich die Redaktion unter anderem mit der Partnerschaft ihrer Schule mit einer in Südafrika und berichtet über eine Reise dorthin. Auch schreibt die Redaktion über das neue Schulmusical und die Arbeit daran. Insgesamt hat das Schülerzeitungsteam, so befindet die Jury, eine Vielzahl spannender Themen abgedeckt. Die Zeitung sei klar und einladend strukturiert und überzeuge mit ihrem Design.

Zudem bezieht die Redaktion auch die Leserinnen und Leser mit ein – sie können an einem Gewinnspiel teilnehmen, bei dem ein Extra-Taschengeld verlost wird.

Lobend erwähnt hat die Jury zudem die Redaktion der Schülerzeitung „JoJou“ (Johanna’s Journal) der Johanna-Eck-Schule in Tempelhof, die zum Sommerfest im vergangenen Jahr erstmals erschien.


Gymnasien: Professionelle Magazine mit hohem journalistischen Anspruch

Wenn man nicht wüsste, dass die „Moron“ des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums in Pankow eine Schülerzeitung ist, könnte man das 60-seitige Heft für eine Jugendzeitschrift halten, die es so an jedem Kiosk zu kaufen gibt. Ein professionelles Layout, viele starke Fotos und eine klare Struktur zeichnen die Zeitung aus. Die Redaktion berichtet über spannende Schulthemen, blickt aber auch auf Berlin und greift etwa Themen wie Gentrifizierung in Neukölln auf. Zudem erfahren die Leserinnen und Leser viel über diejenigen, die die mehrfach ausgezeichnete Zeitung machen. Für die Jury ein klarer Fall: Die „Moron“ landet in diesem Jahr auf Platz eins in der Kategorie Gymnasien.

Die „Moron“ des Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums in Pankow.

© Carl-von-Ossietzky-Gymnasium

Den zweiten Platz belegt „Der Zeppelin“ des Eckener-Gymnasiums in Mariendorf. Insbesondere die Umsetzung des Leitthemas „Eltern“ hat die Jury überzeugt: lesenswerte Texte wie „Meine Eltern sind cooler als ich. Ein Hilferuf“ oder darüber, dass Mütter nicht immer alles wissen und diese Erkenntnis gut ist, stechen hervor. Auch bei der klaren Struktur sagt die Jury: eine preiswürdige Zeitung.

Auf den dritten Platz kommt die Schülerzeitung „OHnE“ des Heinz-Berggruen-Gymnasiums in Westend, die ebenfalls bereits mehrfach Preise gewonnen hat. Die Redaktion hat die ehemalige Schülerin Ceren Yüksenol, die nun als Sängerin erfolgreich ist, interviewt. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Frage, was in der NS-Zeit mit den jüdischen Schülern und Lehrern der Schule geschah. Die „OHnE“ überzeugt mit ihrer Themenauswahl, ihrer Kreativität und ihrem professionellen Layout.


Oberstufenzentren: Die Gesellschaft im Blick

Der erste Platz in der Kategorie Oberstufenzentren geht an eine Schülerzeitung, die in ihrer nun schon 40. Ausgabe auf dem Titel ganz kritisch fragt: „Sag mal, geht’s noch?“ Die Redaktion der „Anna-Freud-Culture” der Anna-Freud-Schule in Charlottenburg behandelt Fragen von Gerechtigkeit, Sicherheit, Freiheit, Privilegien und Machtverhältnissen. Themen sind zum Beispiel Frauenfeindlichkeit, sexuelle Identität, ausgrenzende Architektur im Hinblick auf Obdach- und Wohnungslosigkeit, Einsamkeit und das fehlende gegenseitige Zuhören. Die Zeitung berichtet kritisch und schafft es, mit ihren Texten zum Nachdenken anzuregen. Auch das Schulleben kommt auf den 68 Seiten kommt nicht zu kurz.

Der zweite Platz geht nach Wittenau an eine Schülerzeitung, die sich mit dem Thema „Veränderungen“ beschäftigt hat – und das aus sehr persönlichen Perspektiven. Die Redaktion des „[lit.] magazins“ der Ernst-Litfaß-Schule berichtet etwa darüber, wie es ist, vom elterlichen Zuhause in die erste eigene Wohnung zu ziehen oder neu nach Deutschland zu kommen. Auch der Umgang mit dem ersten eigenen Lohn oder mit körperlichen Veränderungen werden thematisiert. Das Layout des Heftes ist gelungen, die visuelle Begleitung der Texte stimmig.


Extrapreise des Tagesspiegels

In diesem Jahr verleiht der Tagesspiegel zwei Extrapreise – an Newcomer, die ihre allerersten Ausgaben beim Berliner Schülerzeitungswettbewerb eingereicht haben. Die Sieger: die „Tränkepost“ der Lichtenberger Grundschule am Tränkegraben und „Lux Looks“ vom Pankower Rosa-Luxemburg-Gymnasium.

Die „Lux Looks“.

© Rosa-Luxemburg-Gymnasium

Die „Tränkepost“.

© Grundschule am Tränkegraben

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