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 Auf einem Smartphone ist das Bild eines Autos zu sehen, das auf einem Radfahrstreifen hält. (Symbolbild)

© Foto: dpa/Oliver Berg

Update

Wegen Hass und Hetze im Netz: Der „Anzeigenhauptmeister“ war in Berlin – und informierte die Polizei vorab

Niclas M. zeigt Falschparker an und wurde mit seinem Hobby zum Internet-Phänomen. Im Netz schlägt ihm Hass entgegen, er wurde auch schon körperlich angegriffen.

| Update:

Der sogenannte „Anzeigenhauptmeister“ war in der Hauptstadt – nach eigenen Angaben bis zum Nachmittag. Das hat auch die Polizei am Montag dem Tagesspiegel bestätigt. Niclas M. kündigte sich nach Angaben des Sprechers bei der Polizei persönlich an. Die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen lägen an den steigenden Aggressionen, denen sich der 18-Jährige täglich im Netz und auf der Straße aussetzen muss, hieß es von der Polizei.

Er soll am Montagmorgen in der Hauptstadt erschienen sein und habe am Nachmittag wieder einen Regionalzug in die Heimat genommen, sagte M. zum Tagesspiegel. Nach eigenen Angaben stieg er am Morgen am Südkreuz aus, begab sich mit seinem Fahrrad nach Neukölln und fuhr im Anschluss quer durch die Berliner Innenstadt, bis zum Bahnhof Gesundbrunnen. Mehrere Videos zeigten ihn am Montag bei seiner Tour. Nach Angaben der Polizei hat er sich auch für den Bereich Neukölln angekündigt. Bislang sei der Polizei kein Übergriff bekannt.

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Der Anzeigenhauptmeister, Niclas M., ist aktuell ein viraler Internet-Hit. Eine kürzlich erschienene Dokumentation machte ihn und sein Hobby publik. Das große Ziel des 18-Jährigen: Er will in jeder deutschen Gemeinde eine Verkehrsordnungswidrigkeit anzeigen. Dafür fotografiert, registriert und meldet er die Falschparker mehrmals in jeder Woche und tourt für seine Beschäftigung quer durch die Bundesrepublik.

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Die Route durch Berlin habe Niclas M. sehr genossen. Viele Fans seien ihm über den Tag begegnet und wollten Bilder aufnehmen. Insgesamt hätten ihn sogar dreimal das Ordnungsamt und die Berliner Polizei angehalten, um Selfies aufzunehmen. Ansonsten war der Montag für M. ein „Standardgeschäft“, sagte der 18-Jährige zum Tagesspiegel.

Aggressivität gegen Niclas M. nimmt zu

Doch der 18-Jährige erhält mit seinem Vorgehen nicht nur Zuspruch. Vor allem in den Kommentarspalten im Netz finden sich viele Anfeindungen. Dort wird seinem Hobby vor allem Hohn, Verachtung und Hass entgegengebracht.

Die Aggressivität gegen Niclas M. entlädt sich nicht nur in den sozialen Medien. Anfang März soll er in einem Zug bei einer Tour durch Sachsen-Anhalt von Fußballfans attackiert worden sein. Anschließend musste er sogar ins Krankenhaus. Das bestätigte er „RTL“.

Seine Mutter äußerte in einem Interview mit dem „Focus“ ihre Ängste. Sie schlafe aus Angst um ihren Sohn auf dem Boden im Flur und habe „Angst, dass sie ihn totschlagen“. Sie wolle nur, dass die Menschen ihren Sohn in Ruhe lassen. In der Tat macht der 18-Jährige auch nichts Strafbares. Ganz im Gegenteil.

Mehr als zwei Millionen Falschparker in Berlin

Bis Ende September verzeichneten Polizei und Ordnungsämter in Berlin 2.038.846 Ordnungswidrigkeiten gegen Falschparker. Der Checkpoint hat berichtet. Bei knapp 1,24 Millionen gemeldeten Autos scheint es für Niclas M. also genug Möglichkeiten zu geben, um Berlins klamme Kassen zumindest etwas zu füllen.

Die Auswirkungen dürften jedoch überschaubar sein. Denn die Bußgeldstellen – auch in Berlin – sind nicht dazu verpflichtet, diesen Anzeigen nachzugehen. 2023 wurden in der Hauptstadt rund 34.000 private Anzeigen registriert, bearbeitet wurden davon gerade einmal 0,96 Prozent.

Auch in der Hauptstadt gibt es mehrere engagierte Verkehrsaktivisten. So zum Beispiel Andreas S., auch bekannt als „Polizeibeobachter“. Er lässt die Autos direkt abschleppen. Grundsätzlich will S. nach eigener Auskunft nur gefährliche Situationen im Straßenverkehr verhindern und kritisiert dafür die Ordnungshüter, nicht die Falschparker.

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