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Zeichen zum Wundern: Was die mysteriösen Schilder in Berlin wirklich bedeuten

Ständig kommen wir in der Stadt an rätselhaften Schildern und Kürzeln vorbei, ohne sie groß zu beachten. Wir haben mal genauer hingeschaut.

Schilder, Schilder, überall diese Schilder. Rätselhafte Formeln und Formen, in allen Farben und Größen. Doch was bedeuten sie? Eine kleine Entdeckungstour durch die Stadt - und die Erläuterungen der Experten.

Geht gar nicht

Diese meist nur mit Draht festgezurrten Schilder sehen etwas provisorisch aus und kein bisschen orange. Das ist kein Zufall, denn sie sind der BSR selbst ein bisschen peinlich. Die meisten der stadtweit etwa 2400 Schilder warnen nämlich an Stellen, an denen kein Mensch zu Fuß unterwegs ist, etwa an Ausfallstraßen ohne Gehweg.

Die BSR ist dort, wo beispielsweise Wälder oder Bahntrassen angrenzen, theoretisch für den Winterdienst zuständig, der aber praktisch nicht notwendig ist. Damit das auch ein verirrter Passant erkennt, muss die BSR an den Zugängen zu diesen Bereichen (etwa an einmündenden Waldwegen) auf Anweisung des Amtes für Regionalisierte Ordnungsaufgaben die Schilder aufhängen.

Trikolore

Das rot umrandete Schild weist zu einem Hydranten, der sich auf öffentlichem Straßenland meist unter einem ovalen Deckel im Boden versteckt. Die durch Vandalismus und Verkehrsunfälle gefährdeteren Überflur-Hydranten es laut den Wasserbetrieben nur auf Privatgrundstücken.

Die Zahlen weisen auf eine Leitung mit 150 Millimeter Innendurchmesser, die sich einen Meter links und drei Meter vor der Tafel befindet. Das blaue Schild daneben bezieht sich auf einen Schieber, also einen Absperrhahn, der auf derselben Wasserleitung sitzt, aber 60 Zentimeter links vom Schild. Die kleinen Ziffern sind die BWB-internen Armaturennummern.

Allez les Bleus

Das S steht jeweils für Schieber, das LH für einen Lufthydranten, über den sich an hohen Punkten die Leitung (z.B. bei Bauarbeiten) entlüften lässt wie ein gluckernder Heizkörper. Das K weist zu einer Klappe, die wie ein Schieber die Leitung absperren kann, aber im Gegensatz zu diesem auf einer Achse direkt in der Leitung sitzt.

Lufthydrant und Klappe sitzen in 50 Zentimeter dicken Leitungen, die Schieber in 10 Zentimeter dicken. Ihre Positionen: 3,7 bis 4,8 Meter vor den Schildern und 12,1 bis 13,4 Meter links davon – für den Entstörungsdienst schnell auffindbar mit großen Schritten.

Bis zu 18 Jahren Haft

Laut Gesamtverband der Versicherungswirtschaft sind Kinder bis zum siebten Geburtstag deliktunfähig. Dann haften auch die Eltern nicht – sofern sie ihrer Aufsichtspflicht nachgekommen sind. Wenn nicht, muss die Haftpflichtversicherung der Eltern einspringen – etwa, wenn das sechsjährige Kind mit einem Feuerzeug das Mehrfamilienhaus in Brand gesetzt hat und die Nachbarn verletzt wurden.

Kinder ab sieben Jahren sind „bedingt deliktfähig“, nämlich wenn sie die Folgen ihres Handelns absehen konnten. Ein Sonderfall ist der Straßenverkehr, in dem Kinder erst ab zehn Jahren haften.

T-Time

Das Schild in der Oberleitung signalisiert einen Trenner, der zwei Abschnitte voneinander isoliert. Die Trennung vermeidet Kurzschlüsse und Probleme, die sich bei der gleichzeitigen Durchfahrt mehrerer Bahnen ergeben können.

Auch andere spezielle Verkehrszeichen für die Tram sind an der Oberleitung befestigt. Ziffern bedeuten Tempolimits, die jeweils mit zehn multipliziert werden müssen – also steht beispielsweise eine 2 für Höchsttempo 20.

Schnelle Nummer

Die ersten drei Ziffern bezeichnen die Baureihe: 481 steht für das Nachwende-S-Bahn-Modell, 482 für die Beiwagen ohne Führerstand. Dahinter folgt die fortlaufende Nummer und am Ende die nach einer international einheitlichen Formel errechnete „Kontrollziffer“. Das Foto zeigt also den ersten von 500 Doppelwagen im Bestand der Berliner S-Bahn.

Allerdings enden die laufenden Nummern bei der 494 – und springen dann zu 501/601, 502/602 und 503/603. Diese Nummernpaare bezeichnen eine Sonderanfertigung, bei der je zwei Doppelwagen zu vierteiligen Einheiten verbunden sind.

Auch die Wagen mit den laufenden Nummern 001 bis 010 sind speziell: Sie gehören zu einer Vorserie, die beispielsweise an der Aussparung im Glas für den Türöffner erkennbar ist. Die späteren Exemplare haben kleinere Scheiben.

HHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH

Die H-Tafel zeigt dem Lokführer, wo er halten soll, um möglichst günstig zu stehen. Bei der „großen“ Bahn wird die Zuglänge in Meter angegeben, bei der S-Bahn gibt es eine Kombination. „Kurzzug“ meint Züge mit zwei Doppelwagen, das H allein steht für einen Vollzug (Betonung auf der ersten Silbe). Der Zusatz „24x“ betrifft sogenannte Dreiviertelzüge aus drei Doppelwagen – und mit 24 Achsen.

Alarmsignal

Das rot-weiße Mastschild kennzeichnet Hauptsignal Nr. 778. Dieses hier kann auch als Vorsignal (fürs nächste Hauptsignal) fungieren, was am nach unten weisenden gelben Dreieck (links vom Signal) erkennbar ist. Das nur bei der S-Bahn existierende verschnörkelte M sagt dem Triebfahrzeugführer, dass er bei rotem oder gestörtem Signal nach (fern-)mündlichem Auftrag durch den Fahrdienstleiter vorbeifahren darf.

Die 6 steht auf einer „Langsamfahrscheibe“, die ein Tempolimit von 60 km/h markiert. Der Pfeil ergänzt, dass das Limit nur für das Gleis rechts hinter der Weiche gilt.

Ich tank‘ bei UTA

Das Schild gehört so selbstverständlich zu den meisten Tankstellen, dass man es kaum wahrnimmt. Es steht für „Union Tank Eckstein“, einen Service- und Tankkartenspezialisten für Spediteure und Berufskraftfahrer. Das Unternehmen aus Kleinostheim am Main berichtet von „mehr als 62.000 Akzeptanzstellen in 40 Ländern“.

Techno-Smilie, Tafelgold und Anforderungstaster

High Five

Mit blauem Dreieck und Nummer markiert sind „20 Grüne Hauptwege“ mit einer Gesamtlänge von 565 Kilometern. Sie durchziehen alle Stadtteile und nutzen so weit wie möglich Park- und Uferwege. Obwohl das Projekt von Land, BUND und FUSS e.V. seit 2004 läuft und ein Stadtplan mit den Routen erschienen ist, ist es wenig bekannt.

F wie Ferkehr

Lagepläne für Kreuzungen werden gemäß einer CAD-Richtlinie „Zur Erstellung von Planungsunterlagen und Dokumentationen für Lichtsignalanlagen“ erstellt. Die regelt, dass einzelnen Signalgeber links beginnend im Uhrzeigersinn fortlaufend nummeriert werden – getrennt nach den Adressaten: K steht für Kfz-Signalgeber, F für Fußgänger, R für den Radverkehr.

Bargelb

Die „Anforderungstaster“ mit den drei Punkten hat eine Taste auf der Unterseite, mit der Sehbehinderte einen Piepton bei der nächsten Grünphase aktivieren können. Der Pfeil weist die Richtung und enthält ertastbare Infos zu Besonderheiten wie Mittelinseln und Straßenbahngleisen.

Er ist nicht zu verwechseln mit den Tastern zur Grün-Anforderung, die gleich geformt sind, aber statt der Punkte mit einer Hand und/oder einem Fahrradsymbol gekennzeichnet sind.

Bitte lächeln

Der „Techno-Smiley“ ist in Wahrheit ein unterbrochenes U. Er markiert den Beginn einer Unterbrechung der Stromversorgung, hier vor der Weiche, die die Gleise der beiden Fahrtrichtungen miteinander verbindet. Das Ende einer solchen Unterbrechung wird mit einem durchgehenden eckigen U angezeigt.

Auf dem Abschnitt dazwischen rollt der Zug stromlos. Sinn ist, verschiedene Stromsysteme (in diesem Fall die seitlichen Stromschienen der beiden Fahrtrichtungen) voneinander zu trennen.

Waffel oder Becher?

Gerade an Metallkonstruktionen kann sich im Winter viel Reif und Schnee anlagern und zu Eis verdichten. Wenn das aus großer Höhe abstürzt, etwa von diesem Mobilfunkmast am Südkreuz, kann es gefährlich werden.

Tafelgold

Gelbe Schilder kennzeichnen Gasleitungen. In diesem Fall eine mit 300 Millimeter Durchmesser, die sich entsprechend den Meterangaben (siehe Wasser-Erklärung) vor den Schildern befindet.

Das S steht für einen Schieber zum Absperren, das M für eine Messstelle und das O für eine Odorier-Armatur. Die fügt dem geruchlosen Gas einen Duftstoff hinzu, damit es bei Lecks brenzlig riecht, bevor ein Unglück passiert.

Das Kleingedruckte oben auf den Schildern sind interne Registriernummern der Gasag-Netzgesellschaft NBB.

Knapp hinter BMW

Brandmeldezentralen gibt es in besonders großen, hohen oder frequentierten Gebäuden. Löst in diesen Gebäuden ein Rauchmelder aus, wird über die Brandmeldeanlage automatisch die Feuerwehr alarmiert. Die rückt in einer für dieses Objekt festgelegten Stärke an – und findet in der BMZ nicht nur die Info, aus welchem Gebäudeteil der Alarm kommt, sondern auch „Laufkarten“, die ihr den besten Weg dorthin zeigen

Auf Linie gebracht

Das Schild markiert eine Brandwand. Die muss so beschaffen sein, dass sie die Ausbreitung eines Brandes auf andere Gebäudeteile oder aufs Nachbarhaus verhindert.

Trockenübung

Steigleitungen mit Anschlüssen in jeder Etage ersparen der Feuerwehr das Verlegen von Schläuchen. Trockene Leitungen sind wartungsärmer und billiger als nasse, müssen aber über die Pumpe eines Löschfahrzeugs gespeist werden – weshalb Hausanschlüsse niemals zugeparkt oder durch Fahrräder blockiert werden dürfen!

Nasse, also ständig gefüllte Steigleitungen sind laut Feuerwehr in Hochhäusern und weitläufigen Tiefgaragen üblich.

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