
© imago/Manngold/IMAGO/Rainer Keuenhof
Zweitägiger BVG-Streik: Wie Pendler am Donnerstag und Freitag durch Berlin kommen
Von Donnerstagfrüh bis Sonnabendfrüh bestreikt die Gewerkschaft Verdi die Berliner Verkehrsbetriebe. Keine U-Bahn fährt, keine Straßenbahn und nur wenige Busse. Wie sie trotzdem durch die Stadt kommen.
Stand:
Der dritte Streik dauert doppelt so lange wie die ersten beiden: zwei Tage. Im Prinzip gilt bei einem Streik von Verdi seit Jahren das gleiche: Keine U-Bahn fährt, keine Straßenbahn und fast kein Bus. Und zwar von Donnerstag, 3 Uhr, bis Sonnabend, 3 Uhr. Diese Uhrzeiten geben nur an, wann sicher nichts mehr fährt. Vor Streikbeginn und nach Streikende müssen es in den ersten Stunden noch Ausfälle und Verspätungen einkalkuliert werden.
Nur die Buslinien, die im Auftrag der BVG von privaten Unternehmen betrieben werden, sind unterwegs. Es sind 22 Linien tagsüber und zwölf Nachtlinien. Überwiegend sind es nur Kiezbusse, viele am Stadtrand. Die wichtigen Metro- und Expressbusse (M und X) fahren nicht. Auf einigen Linien findet ein Teil der Fahrten statt, und zwar bei denen, die gemeinsam mit Brandenburger Unternehmen betrieben werden, so zum Beispiel auf dem X36 zwischen Bahnhof Spandau und Hennigsdorf. Hier hilft nur ein Blick in die App, welcher Bus fährt und welcher nicht.
Früher hatte es die Forderung von Fahrgastverbänden wie der Igeb gegeben, diese privaten Busse und ihre Fahrer bei Streiks besser als Notverkehr einzusetzen: nämlich auf zentralen Achsen und entlang der Außenstrecken der U-Bahn. Die BVG hatte dies immer strikt abgelehnt. Die Fahrer hätten keine Streckenkenntnis in der City, die Leitstellen würden auch bestreikt.
Fähren und S-Bahnen fahren
Auch die Fähren fahren, weil sie von der Stern und Kreisschifffahrt betrieben werden. Die längste Linie, die F10 zwischen Kladow und dem S-Bahnhof Wannsee, ist allerdings am Dienstag wegen Eisgangs eingestellt worden. Damit ist der Spandauer Ortsteil Kladow abgeschnitten. Die Fähren F11 (Baumschulenstraße — Oberschöneweide) und F12 (Grünau — Wendenschloss) fahren noch.
Die meisten Fahrgäste steigen an Streiktagen in die Berliner S-Bahn um. Sie ist von dem Warnstreik nicht betroffen, weil sie von der Deutschen Bahn betrieben wird. Die Züge dürften voller werden als an normalen Tagen. Am Mittwoch kündigte die Bahn an, auf drei Linien den Takt zu erhöhen:
- S1 zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz
- S3 zwischen Karlshorst und Ostbahnhof
- S5 zwischen Mahlsdorf und Warschauer Straße
Auf diesen Abschnitt fahren also auch außerhalb der Hauptverkehrszeit neun- statt sechs Züge pro Stunde und Richtung. Die Fahrten wurden vom VBB und dem Land bestellt, teilte die Bahn mit, sie wird also dafür bezahlt. Am Mittwoch musste die S47 zwischen Spindlersfeld und Schöneweide eingestellt werden, als Grund nannte die S-Bahn einen Wasserrohrbruch. Wann der Betrieb wieder aufgenommen wird, ist unklar. Die Linie S47 verkehrt also nur zwischen Schöneweide und Hermannstraße.
Auch die Regionalzüge der DB und der Odeg fahren normal. Eine weitere Alternative sind laut BVG die Sharing-Angebote von Jelbi.
Für Donnerstagfrüh erwarten die Meteorologen minus sieben Grad in Berlin. Wer mit dem Rad, dem E-Scooter oder zu Fuß zur Schule oder zur Arbeit muss, sollte sich also warm anziehen.
Hertha BSC gegen den 1. FC Nürnberg: 40.000 Menschen im Olympiastadion erwartet
Warm anziehen müssen sich auch die Fußballfans. Am Freitag um 18.30 Uhr spielt Hertha BSC gegen den 1. FC Nürnberg, mehr als 40.000 Menschen werden im Olympiastadion erwartet. Daher werden die Fans beider Clubs sich in der S-Bahn treffen, da die BVG-Alternative U2 ausfällt. Die S-Bahn wird für das Spiel das Angebot erhöhen. Ab 16.30 Uhr fahren zwischen Innenstadt und Olympiastadion 15 Züge pro Stunde und Richtung. Zur Abreise fährt die S-Bahn mit 18 Zügen pro Stunde vom Olympiastadion Richtung Innenstadt.
Der Streik am Donnerstag und Freitag wird vermutlich nicht der letzte sein. Die Tarifparteien liegen auch nach drei Verhandlungsrunden noch weit auseinander. Begonnen hatte der Streit um mehr Lohn für die über 16.000 Beschäftigten Mitte Januar. Zu Beginn hatte Verdi angekündigt, dass sogar unbefristete Streiks möglich sind. „Wenn sich Arbeitgeberseite und Senat sich nicht bewegen, wird es Arbeitskampfmaßnahmen bis hin zum Erzwingungsstreik geben“, so Verdi-Verhandlungsführer Jeremy Arndt. 2008, bei dem bislang härtesten Arbeitskampf, hatte Verdi die BVG in mehreren Wellen knapp sechs Wochen lang bestreikt.
Die Erfahrung zeigt, dass in Berlin kein Chaos mehr ausbricht, wenn die BVG stillsteht. Auch an den ersten beiden Streiktagen in diesem Jahr war es auf den Straßen nur etwas voller als sonst. Nur bei Streiks ohne Ankündigung hatte es in den 90er Jahren und auch 2008 wilde Szenen an Bahnhöfen gegeben – Fahrgäste rangelten sich um Taxis. Dies wird sich nicht wiederholen. Im Januar hatte Verdi-Verhandlungsführer Arndt versichert, dass die Bevölkerung „mindestens 24 Stunden“ Zeit bekomme, sich auf einen Streik einzurichten.
- Apps
- BVG
- Charlottenburg-Wilmersdorf
- Fahrrad und Verkehr in Berlin
- Friedrichshain-Kreuzberg
- Hertha BSC
- Lichtenberg
- Marzahn-Hellersdorf
- Mitte
- Neukölln
- Pankow
- Reinickendorf
- S-Bahn
- Schule
- Schule und Kita in Potsdam
- Spandau
- Steglitz-Zehlendorf
- Tempelhof-Schöneberg
- Treptow-Köpenick
- Verdi
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: