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Weltspiele, ich komme! Moira Cross war schon in London und Rio Volunteer.

© promo

Der älteste Volunteer der World Games: „Solange ich gesund genug bin, bin ich dabei!“

Nach dem Tod ihres Mannes fand Moira Cross als Volunteer bei Olympischen Spielen neue Lebensfreude. Auch in Berlin ist die 93-Jährige nun eine von 22.000 freiwilligen Helfern.

Von Benjamin Brown

Das Leben von Moira Cross änderte sich mit einer Anzeige. Für die Olympischen Spiele 2012 in ihrer Heimatstadt London wurden freiwillige Helfende gesucht.

„Acht Jahre zuvor war mein Mann gestorben“, erzählt die heute 93-jährige Britin. Dann erhielt sie die Zusage auf ihre Bewerbung. „Nach Jahren der Einsamkeit fühlte ich mich wie neugeboren. Endlich hatte ich wieder etwas zu tun, dass mir viel Freude bereitete, mich unter Menschen brachte und mir erlaubte, mich jung zu fühlen.“

In London wurde sie eingeteilt, mit 50 Jugendlichen Gegenstände zu bauen und Bilder zu bemalen, die in der Eröffnungszeremonie gezeigt werden sollten. Später bei den Feierlichkeiten merkte sie dann, dass sie nicht nur hinter den Kulissen mithelfen, sondern aktiver Teil des Spektakels auf der Bühne sein wollte. 

Moira Cross, die früher als Schreibkraft einer britischen Fluggesellschaft tätig war, hatte Glück: Für die Abschlusszeremonie bei den Paralympics, die 2012 ein paar Wochen nach den Olympischen Spielen ebenfalls in London stattfinden sollten, wurden noch Tänzer gesucht.

Der Haken: Die damals 82-Jährige hatte noch nie professionell getanzt. Cross bewarb sich dennoch und begann mit dem Training – zu brasilianischer Musik. Da die nächsten Spiele in Rio de Janeiro stattfinden würden, gab es einen brasilianischen Tanzteil der Show.

„Sobald ich anfing zu tanzen, konnte ich nicht mehr aufhören“, erinnert sich Cross. Die Veranstalter waren von ihrer Energie beeindruckt. „Sie sagten mir, dass sie nicht nach Perfektion, sondern nach Enthusiasmus suchten“ – und genau damit konnte sie punkten. Moira Cross tanzte Samba im Olympiastadion von London vor 82.000 Menschen. Für sie der Anfang eines neuen Lebens.

Das Tanztraining setzte sie mehrmals die Woche fort – und auch das Volunteering. Cross bewarb sich für die darauffolgenden olympischen und paralympischen Sommerspiele 2016 in Brasilien. Für sechs Wochen reiste sie allein nach Rio.

„Eine traumhafte Erfahrung. Ich wohnte in einem Hostel mit vielen brasilianischen Frauen in ihren Zwanzigern“, erinnert sich Cross. „Ich wollte an immer mehr Veranstaltungen teilnehmen. Es machte mir so viel Spaß, dass ich mir immer sagte: Wer weiß, ob du bei den nächsten Spielen noch lebst? Also lieber keine Zeit verlieren!“

Ich habe die Kraft und bin noch gesund genug, um mithelfen zu können – das ist für mich wunderschön.

Moira Cross, 93 Jahre

Und jetzt Berlin. Für Moira Cross sind es die ersten Special Olympics. Ursprünglich hatten die Organisatoren 20.000 Volunteers für die Weltspiele der Special Olympics esucht. Bis zum Bewerbungsschluss registrierten sich dann sogar rund 22.000 freiwillig Helfende. 4500 Bewerbungen kamen aus Berlin, 8500 aus dem restlichen Bundesgebiet und 9000 aus dem Ausland. Die Aufgabengebiete reichen von A wie Akkreditierung („Sorge für einen reibungslosen Ablauf“) bis Z wie Zeremonien („Planung, Proben und Durchführung“).

Auch Moira Cross hofft, als Tänzerin an der Eröffnungsfeier teilzunehmen – außerdem ist sie als Freiwillige für die Segelwettbewerbe am Wannsee eingeteilt. „Vielleicht wussten sie, dass mein Sohn 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau Gold für Großbritannien geholt hat und wollten mich deswegen am Wasser haben“, sagt sie.

Sie freut sich darauf, erneut mit Sportlerinnen und Sportlern aus aller Welt zusammenzukommen: „Ich habe die Kraft und bin noch gesund genug, um mithelfen zu können – das ist für mich wunderschön.“ Moira Cross hat bereits Paris 2024 im Blick: „Und wenn es danach noch geht, kommen vielleicht noch ein paar Spiele hinzu. Solange ich gesund genug bin, bin ich dabei!“

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