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Am Spielfeldrand. Bastian Schweinsteiger wird die Fußball-WM in Katar für die ARD als Experte begleiten – und zwar immer im Duo mit Esther Sedlaczek. Vor seiner Expertenzeit war Schweinsteiger 17 Jahre lang eines der Gesichter des FC Bayern München. Mit der Nationalelf wurde er 2014 Weltmeister. 

© dpa / Foto: Matthias Balk

Bastian Schweinsteiger und die Fußball-WM: „Ich bin in Weltmeisterschaften verliebt“

Aber jetzt kommt das Turnier in Katar. Ein Gespräch mit dem ARD-Experten

Herr Schweinsteiger, Sie sind Fußball-Experte der ARD für die WM in Katar. Dort werden die Menschenrechte mit Füßen getreten. Wie gehen Sie damit um?
Ich bin der Fußball-Experte der ARD und versuche, den Zuschauern die Freude am Fußball zu vermitteln, aber natürlich ist es so, dass man sich über die anderen Sachen auch austauscht. Klar, wenn es um die Verletzung der Menschenrechte geht, muss man das scharf kritisieren und auch öffentlich darüber sprechen.

Dieses Thema beschäftigt ja auch den FC Bayern München, der von Qatar Airways gesponsert wird. Verfolgen Sie das noch als ehemaliger Spieler dieses Vereins?
Ich habe nicht alles mitbekommen, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich weiß aber von der letzten Jahreshauptversammlung, dass es das Thema Menschenrechte in Katar gibt. Bayern München nimmt das Thema sehr ernst. Genaue Details kann ich aber nicht wiedergeben.

Lage in Katar hat sich verbessert

Können Sie die Bayern verstehen, dass sie auf Wandel durch Zusammenarbeit setzen? Oder sind bei den Fans, die sagen: Das Geld von Autokraten nehme ich nicht?
Ich kann nicht sagen: Ich bin auf der Seite oder der anderen, denke aber, dass es immer wieder Themen gibt über die man ernsthaft sprechen muss. Und ich weiß, dass Bayern München das auf jeden Fall auch macht. Ich habe letztens unseren Kanzler Olaf Scholz gehört, dass sich die Dinge in Katar verbessert haben und seinen Worten vertraue ich.

Jetzt fahren Sie selbst nach Katar.

Ich freue mich auf die Fußballweltmeisterschaft. Die deutsche Nationalmannschaft reist nach Doha, um gute Spiele zu zeigen und Fußballweltmeister zu werden. Die Spieler wissen alle, dass es das Thema gibt, aber ich finde, es macht wenig Sinn, sie immer darauf anzusprechen. Ich denke, dass da der Verband vorausgehen sollte und dass es eben nicht auf den Schultern der Spieler ausgetragen wird. Die Spieler stehen für die Menschenrechte ein, aber ich finde es falsch, dass man sie bei jeder Presskonferenz darauf anspricht, am Ende des Tages ist es für die Spieler wichtig zu performen.

Hat man bei dieser kontroversen Situation Schwierigkeiten, als Spieler Spaß zu haben? Oder sagt man: Ich fokussiere mich auf die sportliche Situation, weil ich jetzt die Chance habe, Weltmeister zu werden?
Genau, als Spieler musst du dich auf das Sportliche konzentrieren. Wenn man jetzt die letzten Weltmeisterschaften beobachtet – die eine war in Russland, die andere ist in Katar –, wird die nächste, die in Nordamerika stattfindet, schon eine andere Bedeutung haben.

Wie sehen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft und wer sind Ihre Favoriten für den WM-Titel?
Also wenn es alle Spieler von ihnen schaffen, mit nach Doha zu kommen und fit bleiben, dann ist es Frankreich. Zusätzlich sehe ich Brasilien als Favorit – und die Niederlande. Ich habe die Niederlande in den letzten Monaten jetzt häufig gesehen, auch weil Louis van Gaal dort Trainer ist. Die schaffen es wirklich, 90 Minuten auf einem hohen Niveau zu spielen. Das bemängele ich an unserer Nationalmannschaft, wo es doch sehr schwankend ist. Wenn du denkst „Jetzt ist's gut!“, kommt wieder ein Riesenfehler und eine Schwächeperiode. Das ist bei den Niederländern nicht der Fall.

Was erwarten Sie von deutschen Mannschaft?
Ich erwarte a), dass man die deutschen Tugenden, für die uns die anderen Nationen immer beneidet haben, auch wieder zeigt, und b) dass wir gegen den Ball gut arbeiten. Mit dem Ball sind wir definitiv eine der besten Mannschaften. Wir haben unglaubliche Spielertypen in unseren Reihen wie Jamal Musiala zum Beispiel. Aber das gegen den Ball ist das Entscheidende: Wenn du nicht gut verteidigst, dann schaffst du es auch nicht den Titel zu holen.

Ich würde mich total freuen, wenn wir Weltmeister werden.

Bastian Schweinsteiger

Welche Schlagzeile würden Sie gern selbst über sich lesen als Fußball-Experte?
Vielleicht: „Schweinsteiger bejubelt den Weltmeisterschaftstitel der deutschen Nationalmannschaft!“

Deutschland im WM-Finale wäre auch für Sie als ARD-Experte ein Wirklichkeit gewordener Traum?
Wenn Deutschland ein Tor schießt, bin ich der erste der jubelt! Ich bin als kleiner Junge mit der WM 1990 groß geworden und habe mich regelrecht verliebt in Weltmeisterschaften. Wenn die Nationalmannschaft ein Tor schießt, bist du einer von 82 Millionen. Ich würde mich total freuen, wenn wir Weltmeister werden.

Sie haben jetzt eine neue Partnerin mit der Sie die Spiele analysieren. Statt Jessy Wellmer ist es nun Esther Sedlaczek. Auf was freuen Sie sich da in der Zusammenarbeit?
Ich kenne Esther schon etwas länger. Als ich noch gespielt habe, hat sie bei Sky gearbeitet. Esther weiß genau, wann ist ihr Part und wann mein Part ist. Ich muss mir nur höhere Schuhe mitbringen, weil sie wie ich 1,83 Meter groß ist. Oder sie muss flache Absätze tragen! (lacht) Und mit Jessy arbeite ich ja noch bei den anderen Spielen zusammen. Jeder ist ein Tick anders und das ist auch gut so.

Sie machen die Fußball-Berichterstattung mit Herzblut, dennoch ist Ihnen von einigen Seiten „mangelnde Eloquenz“ vorgeworfen worden. Prallt das an Ihnen ab, weil Sie denken: „Das, was ich sage, ist eigentlich sportlich korrekt?“
Nein, so würde ich niemals denken. Ich bin immer offen für Verbesserungen. Ich sehe das als Experte ähnlich wie beim Fußball spielen: Man kann sich immer verbessern. Mir macht es Spaß, nach wie vor nah am Geschehen zu sein. Ich freue mich auch in Doha im Stadion zu sein, weil das schon etwas anders ist, die Emotionen live mitzubekommen. Das war unfassbar beim EM-Spiel England – Deutschland im Wembley! Da waren wir direkt bei den Fans.

Emotionen sind das eine, Expertise das andere.
Ich habe Freude daran, dem Zuschauer zu erklären, auf was es ankommt, auf ganz hohem Niveau zu agieren. Ich habe als Spieler auch immer ganz genau zugehört, wenn ein Experte wie Günter Netzer referiert hat, der als Spieler selbst auf einem ganz hohen Niveau gewesen ist. Und das versuche ich, auch mitzugeben. Wenn die Zuschauer und die ARD glücklich sind, beruhigt mich das am meisten.

Wie bereiten Sie sich auf Ihre Aufgabe als TV-Experte vor? Als Spieler kann man ja trainieren. Nehmen Sie sich Zeit für ein Coaching?
Man hört sich schon mal von jemand anderen an, wie er einen sieht beziehungsweise hört. Aber ich bin jetzt wirklich keiner, der sagt, ich muss mich jetzt anders hinstellen. Ich kann nicht anders, als Bastian Schweinsteiger zu sein.

Sie wollen authentisch bleiben.
Und grauhaarig! (lacht) Wenn ich Ihnen etwas vorspielen wurde, wär's ja doof. Dann könnte ich auch zu Hause im Bett bleiben. Von daher wird es immer so sein, dass ich immer Bastian Schweinsteiger vor der Kamera bin.

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