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Ministerin Baerbock zu Besuch bei einer Familie im Irak. 

© ZDF und Falko Korth, KR.FILM/Falko Korth, KR.FILM

Dokumentation „Mensch Baerbock!“: Wie diplomatisch ist die Außenministerin?

Die ZDF-Doku „Mensch Baerbock!“ scheitert am Bemühen, hinter die Fassade der Außenministerin zu schauen. Sie lässt aber zumindest eine Frage nicht offen.

„Ernstfall – Regieren am Limit“, „Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Sahra Wagenknecht“, nun „Mensch Baerbock!“ (ZDF, 14.11., 20.15 Uhr) – kaum eine Woche vergeht, wo nicht eine neue Politiker-Doku über den Bildschirm geht, oft groß beworben, mit dem Versprechen, mehr über den Politikbetrieb und seine Akteure zu erfahren als in den Gesprächsblasen der täglichen Talkshows. Der Autor Stephan Lamby hat es da zu einer gewissen Meisterschaft gebracht, an ihm müssen sich die Feldenkirchen & Co. messen lassen. Auch Falko Korth, der sich fürs Zweite einer Bilanz der ersten deutschen Außenministerin nach fast zwei Jahren Amtszeit angenommen hat.

Der Untertitel „Die undiplomatische Diplomatin“ verspricht ja schon mehr, vielleicht auch mal Sprunghaftes, Unüberlegtes im Porträt. Dazu noch die Frage: Kann sie das? Diese Unsicherheit begleitete Baerbock im Dezember 2021 ins Amt der Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland. Wie hat die erste Frau auf einem der wichtigsten Kabinettsposten ihren Job gemacht, und wie hat der Mensch Baerbock sich verändert?

Ich zweifle immer wieder. Aber wer nicht zweifelt, der ist entweder ideologisch verbohrt oder hat keine Selbstreflexion.

Annalena Baerbock, Außenministerin

Für Antworten setzt sich der Autor mit Baerbock in ein Berliner Kino. Die Ministerin kommentiert Gewesenes und Umstrittenes: Waffenlieferung an die Ukraine, die Begriffe feministische und wertebasierte Außenpolitik, die (allzu?) vielen Auslandsreisen, zuletzt die Reaktionen auf den Hamas-Terror. Das Ganze kommentiert von den üblichen Verdächtigen aus Journaille und Politikbetrieb („Spiegel“, „NZZ“, Röttgen, Strack-Zimmermann, Roth).

Wer die letzten zwei Jahre einigermaßen am Politik-Ticker dran war, erfährt kaum Neues. Der Mensch Baerbock wird höchstens angerissen, wenn Baerbocks ehemalige Trampolin-Trainerin über die „sehr offene Kommunikation“ der jungen Leistungsturnerin spricht, die (mangelnde?) Akzeptanz anderer Meinungen.

Die Politikerin Baerbock bilanziert: „Es hätte eine ganz andere deutsche Außenpolitik gegeben, damit auch eine wahrscheinlich andere Außenministerin, hätte es diesen russischen Angriffskrieg nicht gegeben.“ Und: „Ich zweifle immer wieder. Aber wer nicht zweifelt, der ist entweder ideologisch verbohrt oder hat keine Selbstreflexion. Und Zweifel, Selbstkritik gehört aus meiner Sicht nicht nur zum menschlichen Wesen, sondern zu starker Politik.“

Die undiplomatische Diplomatin? Baerbock dürfte diese ZDF-Doku gefallen. Schwer zu sagen, ob das im Sinne der Macher ist.

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