zum Hauptinhalt
Strandkörbe auf Sylt (Symbolbild)

© dpa/Carsten Rehder

Nach viralem rassistischem Video: Dutzende versammeln sich zu Mahnwache auf Sylt

Das rassistische Video aus einer Sylter Bar bewegt die Menschen weiterhin. In Kampen wird eine Mahnwache abgehalten und die Polizeigewerkschaft glaubt, dass der Vorfall das Land „wachrüttelt“.

Als Reaktion auf das Video mit rassistischem Gegröle auf Sylt haben sich mehrere Dutzend Menschen zu einer Mahnwache im Inselort Kampen versammelt. Die Veranstaltung am Sonntagnachmittag mit etwa 70 bis 80 Teilnehmern sei ohne Störungen verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin. Zu dem Protest hatte ein Zusammenschluss zivilgesellschaftlicher Gruppe von Sylt aufgerufen. Auf einem Plakat war etwa zu lesen „Sylt. Oben links. Nicht rechts!“

Vonseiten der Veranstalter hieß es bei der Kundgebung zu dem auf Video dokumentierten Vorfall im Lokal Pony: „Das macht einen betroffen, und das macht einen besorgt, dass so etwas hier auf Sylt stattfindet.“

Auch am kommenden Sonntag soll es eine Demonstration unter dem Motto „Sylt gegen rechts!“ geben. „Wir zeigen klare Kante: Rassismus und rechtsextremes Gedankengut haben keinen Platz auf Sylt. Egal ob Inselbewohner oder Tourist, wir stehen für eine bunte und lebenswerte Insel“, sagte eine Vertreterin von „Sylt gegen rechts“.

Auf einem nur wenige Sekunden langen Video, das am Donnerstag viral gegangen war und zu Pfingsten entstanden sein soll, ist zu sehen und zu hören, wie junge Menschen zur Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits „L'amour toujours“ von Gigi D'Agostino rassistische Parolen grölen. Scheinbar völlig ungeniert und ausgelassen singen sie „Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!“.

Ein Mann macht eine Geste, die an den Hitlergruß denken lässt. Von den Umstehenden scheint sich niemand daran zu stören. Das Pony hatte nach Bekanntwerden des kurzen Videos Strafanzeige gestellt, der Staatsschutz der Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) erwartet als Folge der Causa deutlich mehr Anzeigen wegen rechtsextremer, volksverhetzender Vorfälle. „Der Fall von Sylt rüttelt gerade das ganze Land wach: Jeder kann sehen, was mit Leuten passiert, die ausländerfeindliche oder volksverhetzende Parolen grölen“, sagte der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online Sonntag, Print Montag). „Sie werden angezeigt, die Polizei ermittelt, sie verlieren zum Teil sogar ihre Jobs, ihr Ruf ist ruiniert. Sylt strahlt in die gesamte Bundesrepublik.“

Kopelke erwartet, dass Gastgeber und Gäste auf Volksfesten und in Partyzelten durch das seit Donnerstag in sozialen Medien verbreitete Video sensibilisiert werden.Das sei gut so: „Auf diese Weise wird das Dunkelfeld der verfassungsfeindlichen Auftritte für die Ermittler deutlich heller.“ Der GdP-Chef forderte eine erhöhte Wachsamkeit von Veranstaltern und Gastgebern. „Wenn volksverhetzende Zeilen gesungen werden, kann man die Polizei rufen“, sagte er. „Leute, die den Hitlergruß zeigen, sollte man sofort anzeigen.“ (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false