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Ein Schild mit der Aufschrift «Notaufnahme» steht vor der Einfahrt zur Notaufnahme in Oldenburg.

© dpa / dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die gute Nachricht : Schlechte Nachrichten verbessern die Gesundheitsversorgung

Noch nie wurde so viel über die Missstände im Gesundheitswesen diskutiert wie 2022. Und deshalb könnte sich 2023 so einiges ändern.

Eine Kolumne von Ingo Bach

Wer wollte dem widersprechen? Das endende Jahr 2022 wird mindestens als ein Problemjahr in die Geschichte eingehen, und das auch im Gesundheitswesen.

Fliehendes Pflegepersonal, überlastete Kinderkliniken, zusammenbrechender Rettungsdienst, finanziell ruinierte Krankenhäuser, zum Jahresende geschlossene Arztpraxen, immer knappere Arzneimittel – gefühlt im Wochenabstand kamen immer neue schlechte Nachrichten.

Falsche Kolumne, werden Sie jetzt denken. Denn was soll daran eine gute Nachricht sein?

Und doch es ist eine. Zum einen deshalb, weil Sie und die gesamte Öffentlichkeit diese Katastrophenberichte aus Kliniken, Pflegeheimen und Arztpraxen überhaupt wahrgenommen haben.

Denn das erste Mal seit langer Zeit kamen die Negativschlagzeilen auf so vielen Nachrichtenkanälen in so hoher Zahl so kurz hintereinander, dass man sie schwerlich ignorieren konnte. Auch nicht die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker.

Das führt zur zweiten guten Nachricht: Wohl noch nie wurde so viel und vor allem so anhaltend über die Probleme im deutschen Gesundheitswesen diskutiert wie in diesem Jahr.

Zum Beispiel darüber, wie mehr Pflegekräfte finanziert werden können, warum Hebammen bisher nicht als Pflegende betrachtet wurden, wieso der Rettungsdienst auf so viele unnötige Notrufe reagieren muss, weshalb es immer weniger Kinderabteilungen in den Krankenhäusern gibt...

Und selbst über die Fallpauschalen, also die Finanzierungsregeln der Kliniken, die bisher nur ein Thema für Fachleute waren, wird jetzt öffentlich diskutiert, weil sie die Krankenhäuser in die Ökonomisierungsfalle getrieben haben.

Ebenso wie über die Frage, warum bitteschön die Bundesländer die Hoheit über die Krankenhausplanung und damit die Investitionsförderung für die Kliniken haben müssen. Denn schließlich führt das dazu, dass ärmere Bundesländer ihre Krankenhäuser weniger unterstützen können als reichere.

Und all diese intensiv geführten Debatten könnten eine Zeitenwende eingeleitet haben. Erste Anzeichen gibt es schon, wie etwa, dass die Krankenkassen die Kosten für das Pflegepersonal in Kliniken komplett übernehmen müssen außerhalb der Klinikpauschalen.

Fachleute werkeln an einer umfassenden Krankenhausreform, unter anderem um die Fallpauschalen und die Investitionsförderung zu verbessern, Gesetzesänderungen im Rettungsdienst liegen schon in den Schubläden, Finanzierungsregeln für die Arzneimittelbeschaffung sind auf dem Prüfstand.

Es kann also gut sein, dass 2023 als ein Jahr der Problemlösungen in die Geschichte eingeht – zumindest für die Gesundheitsversorgung.

Alle bisher erschienenen Folgen der Kolumne „Die gute Nachricht“ finden Sie auf der Kolumnenseite des Tagesspiegel.

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