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Sonderermittler Jack Smith sieht in den Aussagen Donald Trumps eine Einschüchterung von Zeugen, Richtern und Anwälten.

© Reuters/Sam Wolfe

„Der kleine Mike Pence“: So bringt Donald Trump sich selbst in Bedrängnis

Eine Äußerung nach dem Prozessauftakt in der vergangenen Woche könnte dem ehemaligen Präsidenten juristische Probleme bereiten. Auch seinen ehemaligen Vize-Präsidenten attackierte Trump.

Es war der Auftakt zu einem Prozess, der Donald Trump in große Bedrängnis bringen könnte. In der vergangenen Woche musste er in der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C. vor Gericht erscheinen, es ging um Wahlbetrug und seine Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021, der die Vereinigten Staaten tief erschütterte.

Doch nun sieht sich der Ex-Präsident mit weiteren Vorwürfen im Zusammenhang mit dem Verfahren konfrontiert – es geht dabei um die vermeintliche Androhung von Rache. Auslöser ist ein von ihm verfasster Beitrag auf seiner Social-Media-Plattform „Truth Social“. Dort hatte Donald Trump am Freitag, einen Tag nach der Verlesung der Anklage gegen ihn, geschrieben: „Wenn Ihr mich verfolgt, verfolge ich Euch!“ Wen genau er damit meinte, schrieb er nicht. Diese Äußerungen könnten nun aber ein Nachspiel für den Ex-Präsidenten haben.

Denn Sonderermittler Jack Smith sieht in den Aussagen Trumps eine Einschüchterung gegen Zeugen, Richter und Anwälte, die im Verfahren gegen den Ex-Präsidenten um den Sturm auf das Kapitol beteiligt sind. Smith beantragte deshalb eine Schutzanordnung bei Gericht, da die Gefahr bestehe, dass Trump Beweismaterial verwenden könnte, um etwa Zeugen einzuschüchtern. Smith war im vergangenen Jahr von US-Justizminister Merrick Garland damit beauftragt worden, die Untersuchungen gegen Trump in zwei Fällen zu führen. Er war es auch, der in der vergangenen Woche die Anklage gegen verlas.

Trump muss sich bis Montagnachmittag zu den Vorwürfen äußern

Trump wurde vom Gericht dazu aufgefordert, sich bis Montagnachtmittag zu den Vorwürfen Smiths zu äußern. Über einen Sprecher ließ Trump bereits verkünden, dass seine Äußerungen politisch gemeint gewesen seien und sich auf „politische Gegner“ bezogen hätten.

Trump beließ es nicht bei der allgemeinen vermeintlichen Drohung. Am Samstag attackierte er auch seinen ehemaligen Vize-Präsidenten Mike Pence, der im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur gegen ihn antritt. „Der kleine Mike Pence, ein Mann, der kurz davor stand, als Gouverneur von Indiana abgesetzt zu werden, bis ich kam und ihn zum Vizepräsidenten machte, ist auf die dunkle Seite gewechselt“, schrieb Trump wiederum auf „Truth Social“.

Wer sich über die Verfassung stellt, sollte niemals Präsident der Vereinigten Staaten werden.

Mike Pence, republikanischer Präsidentschaftskandidat, über die Anklage gegen Trump.

Sein verbaler Angriff auf Pence kam unmittelbar, nachdem dieser sich in der vergangenen Woche zur Anklage gegen den Ex-Präsidenten geäußert hatte: „Die heutige Anklage ist eine wichtige Mahnung: Wer sich über die Verfassung stellt, sollte niemals Präsident der Vereinigten Staaten werden“, sagte Pence in einer Erklärung.

Die Konstellation mit Pence ist interessant, weil dieser in dem Verfahren rund um die Attacke auf das Kapitol am 6. Januar 2021 als Belastungszeuge auftreten könnte. Pence kam 2021 als Vize-Präsident die Aufgabe zu, das Wahlergebnis zu verifizieren. Trump soll ihn in diesem Zusammenhang dazu aufgefordert haben, das nicht zu tun. Der Ex-Präsident streitet das ab, er habe Pence nie dazu aufgefordert, Trump über die Verfassung zu stellen, schrieb er auf „Truth Social“.

Bislang hat sich Pence von den prominenten republikanischen Gegenkandidaten am deutlichsten von Trump distanziert. Mehrere Republikaner treten gegen Trump an und wollen ihm die Kandidatur der Partei zur Präsidentschaftswahl streitig machen – bislang allerdings bleiben sie in den Umfragen weit hinter ihm zurück. Bislang gingen die Kandidaten ihn auch noch nicht hart in der Öffentlichkeit an – Trump wiederum hat sich vor allem auf Ron DeSantis eingeschossen, über den er sich regelmäßig lustig macht.

Besonders DeSantis, derzeit Gouverneur des US-Bundesstaats Florida, galt lange Zeit als derjenige Republikaner, der Trump am gefährlichsten werden könnte. Doch dessen Kampagne verlor in den vergangenen Woche an Schwung – so sehr, dass sich Großspender inzwischen von ihm abwenden. DeSantis musste deshalb zuletzt einen großen Teil seines Wahlkampf-Teams entlassen.

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