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Der frühere Wirecard-Manager Jan Marsalek wird per internationalem Haftbefehl gesucht.

© imago/Sven Simon/IMAGO/FrankHoermann/SVEN SIMON

Ex-Wirecard-Vorstand ein Russland-Spion?: Marsalek soll Wagner-Gruppe finanziell unterstützt haben

Seit dem Zusammenbruch von Wirecard ist der Ex-Manager untergetaucht – wohl in Moskau. Einer US-Recherche zufolge habe er für Russland spioniert und weltweit verdeckte Operationen finanziert.

Er ist einer der meistgesuchten Männer Europas: Jan Marsalek, flüchtiger Ex-Manager des Finanztechnologiekonzerns Wirecard, soll Kontakte zu Geheimdiensten auf der ganzen Welt gehabt haben, besonders gute werden ihm nach Russland nachgesagt. 

Dieser Verdacht hat sich nun erhärtet: Marsalek soll „sehr wahrscheinlich“ ein russischer Agent sein, berichtet das „Wall Street Journal“ (WSJ) unter Berufung auf westliche Sicherheitsdienste. Das Blatt beschreibt in einer Recherche detailliert die geheimdienstliche Aktivitäten des gebürtigen Österreichers.

Demnach half Marsalek dem russischen Militärgeheimdienst bei der Bezahlung von Geheimdienstoffizieren und Informanten, ebenso bei der Einschleusung von Geld in Konfliktgebiete im Nahen Osten und in Afrika, heißt es.

Marsalek soll Kopf einer Gruppe von fünf Bulgaren gewesen sein, die von Großbritannien aus für Russland spioniert haben sollen, sagen britische Staatsanwälte.

Für Moskau soll er auch Informationen über andere Wirecard-Kunden gesammelt und weitergegeben haben, wie den deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) und das Bundeskriminalamt (BKA).

Nebenbei trat er offenbar als Geldgeber auf: Marsalek hat die Söldnerorganisation „Wagner“ von Jewgeni Prigoschin finanziell unterstützt und ist nach Angaben der Geheimdienste von seinem aktuellen neuen Wohnsitz in Dubai aus an der Neugestaltung seines Geschäftsimperiums in Afrika im Auftrag russischer Beamter beteiligt. 

Die Wagner-Armee hatte immer wieder Gebiete erobert, darunter die Stadt Bachmut. Sie kämpfte im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auf Seiten Moskaus, bis der Söldnerchef Jewgeni Prigoschin mit der Militärführung in Konflikt geriet und einen Aufstand anzettelte.

Prigoschin kam zwei Monate später bei einem Flugzeugabsturz über Russland ums Leben. Inzwischen werden viele Wagner-Söldner in die regulären russischen Truppen integriert.

Obwohl Marsalek auf der Fahndungsliste von Interpol stand, konnte er 2021 mit einem tschechischen Pass, einem von etwa einem Dutzend Reisedokumenten, eine britische Firma unter eigenem Namen gründen.

Behörden vermuten, die Beratungsfirma könnte verwendet worden sein, um Zahlungen für den Spionagering zu leiten. Sie hatte ihren Sitz in London und wurde im vergangenen Jahr geschlossen.

Er soll einen Großteil seiner Zeit in dem Emirat verbringen, zusammen mit einigen seiner Mitarbeiter. Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen Dubai gehört, reagierte nicht auf Bitten um Stellungnahme es WSJ. Marsaleks deutscher Anwalt übte sich in Stillschweigen. (Tsp, Agenturen)

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