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Aufsteigender Rauch nach der Explosion.

© Siranush Sargsyan’s Twitter account/AP/dpa

Nach Explosion in Bergkarabach: „Wir haben keine Antibiotika, um die verbrannten Patienten zu behandeln“

Tausende sind bereits auf der Flucht, als am Montagabend ein Treibstofflager explodiert. Verletzte können wegen der aserbaidschanischen Blockade nicht versorgt werden.

Die Autoschlange der Flüchtenden aus Bergkarabach zieht sich durch die Berge, so weit das Auge reicht, auf vielen Dächern festgezurrtes Gepäck, darin die wenigen Habseligkeiten, für die man sich entscheidet, wenn man flieht.

Als ob das noch nicht genug wäre, explodierte am Montagabend ein Treibstofflager: riesige dunkle Wolken über dem Himmel, 20 Tote, hunderte Verletzte, von denen viele in Lebensgefahr schweben, zahlreiche Vermisste. Augenzeugen berichten von Menschen, die am lebendigen Leib verbrannten. Das alles geschieht in einer Region, die schon lange am Boden ist.

Der Konflikt um Bergkarabach

Offiziell gehört sie zu Aserbaidschan, war bislang aber überwiegend von ethnischen Armeniern bewohnt. Diese weigerten sich, unter Bakus Herrschaft zu leben und erklärten sich für unabhängig – allerdings ohne jede internationale Anerkennung. Vergangene Woche marschierte die aserbaidschanische Armee in Bergkarabach ein – die Bergkarabach-Armenier kapitulierten unmittelbar.

120.000
Einwohner fürchten nun um ihr Leben. Tausende sind auf der Flucht.

Ende vergangenen Jahres hatte Aserbaidschan die Kontrolle über den Latschin-Korridor übernommen und diese einzige Landverbindung zwischen Bergkarabach und Armenien blockiert. Nahrungsmittel-, Treibstoff- und Medikamentenlieferungen wurden nicht mehr durchgelassen.

Bergkarabach-Armenier auf der Flucht: „Wir haben mehr keine medizinischen Ressourcen mehr.“
Bergkarabach-Armenier auf der Flucht: „Wir haben mehr keine medizinischen Ressourcen mehr.“

© dpa/Vasily Krestyaninov/AP

Das Krankenhaus in der Regionalhauptstadt Stepanakert ist deswegen nicht mehr in der Lage, die Verletzten der Explosion zu versorgen. „Wir haben mehr keine medizinischen Ressourcen mehr“, sagt eine Mitarbeiterin in einem Video, das eine armenische Journalistin vor Ort in den sozialen Netzwerken teilte. „Wir haben keine Antibiotika, um die verbrannten Patienten behandeln zu können. Wir haben nichts für Wiederbelebungsmaßnahmen.“

Behörden bitten Ausland um Hilfe

Die Behörden von Bergkarabach baten eindringlich das Ausland um Hilfe. Aus Armenien wurden Hubschrauber geschickt, mit Ärzteteams an Bord und zum Abtransport der Verletzten. Dafür wurde der von Aserbaidschan kontrollierte Luftraum geöffnet.

Auch Baku erklärte, Medikamente für Verletzte zu schicken, außerdem seien Krankenhäuser mehrerer Landkreise für die Versorgung der vielen Verwundeten vorbereitet worden. Für die Bergkarabach-Armenier ist ein Aufenthalt in Aserbaidschan allerdings gefährlich.

Wie genau es zu der Explosion des Tanklagers kam, ist nach wie vor unklar. Sicher ist nur, dass dort zu dem Zeitpunkt zahlreiche Menschen für Benzin anstanden – das sie für ihre Flucht brauchten.

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