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Demonstranten halten Transparente und fordern die sofortige Freilassung der Geiseln, insbesondere von Shiri Bibas (32), ihrem Ehemann Yarden Bibas (34) und ihren Kindern Kfir Bibas (10 Monate) und Ariel (4).

© REUTERS/ATHIT PERAWONGMETHA

Nicht einmal die Hamas weiß, wo sie sind: 40 Frauen und Kinder möglicherweise im Gazastreifen verschwunden

Experten vermuten, dass die Hamas längst die Kontrolle über die von ihr entführten Menschen verloren hat. Auch rivalisierende Gruppen halten Geiseln fest und verfolgen eigene Interessen.

Mohammed bin Abdulrahman al Thani ist der Premierminister von Katar und ein Vermittler bei den Verhandlungen über die Freilassung von Geiseln in den Händen der Hamas. Er erklärte der „Financial Times“ vor einigen Tagen, dass die Hamas nicht in der Lage sei, etwa 40 festgehaltene Frauen und Kinder ausfindig zu machen.

Die Folgen der Kämpfe, etwa der Zusammenbruch der Internet- und Telefonverbindungen sowie die Tötung von Hamas-Militärführern durch Israel könnten dazu beigetragen haben, dass die Hamas tatsächlich den Überblick über die Geiseln verloren hat, schreibt das Nachrichtenmagazin „Business Insider“. Und hat dazu auch bei Experten nachgefragt.

Scott Walker, ein erfahrener Geiselunterhändler, wies dabei etwa auf die Rolle des „Kriegsnebels“ beim möglichen Verschwinden von Geiseln hin. „Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es eine Menge Verwirrung gibt, da der Gazastreifen im Grunde ein Kriegsgebiet ist“, sagte er.

Andere Experten vermuten wiederum, dass die Hamas gar nicht alle Geiseln unter ihrer Kontrolle hat, weil sie von rivalisierenden Gruppen festgehalten werden. Diese wären möglicherweise nicht bereit, eine Vereinbarung zu treffen.

Auch andere Gruppen halten Geiseln fest

Hans-Jakob Schindler, leitender Direktor des gemeinnützigen Counter Extremism Project, spricht gegenüber „Business Insider“ von der „komplexesten Geiselsituation“, die er je gesehen habe. 

Nicht nur wegen der Anzahl der Geiseln, sondern wegen der Anzahl der Gruppen, die Geiseln halten würden – sie unterstehen nicht der Hamas.

„Die Hamas kann nicht einfach anordnen, dass diese Geiseln übergeben werden, zumal alle anderen Gruppen wissen, dass die Geiseln auch für sie sehr wertvoll sein könnten“, sagte er. Schindler zufolge verhandelt die Hamas nicht nur mit Israel, sondern hat auch mit „internen palästinensischen Verhandlungen“ zu tun, um die Geiseln von anderen Gruppen zurückzuholen.

So behauptete etwa der mit der Hamas rivalisierende „Palästinensische Islamische Dschihad“ in einer von der verbündeten libanesischen Hisbollah verbreiteten Erklärung, er habe mehr als 30 der Geiseln in seiner Gewalt. Das wären etwa ein Achtel der Gesamtzahl.

Nach Angaben des „Wall Street Journal“ will die Hisbollah die Geiseln erst dann freilassen, wenn alle palästinensischen Gefangenen, die von Israel festgehalten werden, freigelassen worden sind – eine weitaus höhere Forderung, als sie die Hamas gestellt hat. (Tsp)

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