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Die Überreste einer Schule in Slowjansk, Ukraine.

© IMAGO/Svet Jacqueline

Ukraine-Invasion Tag 733: Unterricht kaum noch möglich – jede siebte ukrainische Schule beschädigt

400 Bildungseinrichtungen wurden bisher zerstört. UN-Kinderhilfswerk Unicef hat neue Zahlen zur Situation ukrainischer Kinder veröffentlicht. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Mitte Januar hatte der Bürgermeister von Charkiw erklärt, dass im März in der Stadt die erste unterirdische Schule in Betrieb gehen soll. Denn durch den russischen Angriffskrieg ist es für viele ukrainische Kinder kaum noch möglich, regulär dem Unterricht nachzugehen. Nun hat der stellvertretende Bildungsminister des Landes, Jewhen Kudriavets, Zahlen zu den zerstörten Bildungseinrichtungen veröffentlicht.

Laut Kudriavets wurden 400 Bildungseinrichtungen zerstört und jede siebte ukrainische Schule beschädigt, wie die Zeitung „Kyiv Independent“ berichtet (Quelle hier). Die Gesamtzahl der ukrainischen Bildungseinrichtungen, die beschädigt sind, beläuft sich demnach auf 3500. Die Kosten für die Reparatur beziffert der stellvertretende Minister auf geschätzt fast 14 Milliarden Dollar.

Die Zeitung schreibt weiter, dass Schulen, die sich in Frontnähe befänden, oft geschlossen blieben, weil sie ein Angriffsziel der russischen Streitkräfte seien.

Im Zusammenhang mit dem Jahrestag des Krieges am Samstag hatte auch das UN-Kinderhilfswerk Unicef neue Zahlen zur Situation ukrainischer Kinder veröffentlicht. Demnach konnte die Hälfte aller Kinder im Land nicht kontinuierlich in die Schule gehen, wie unter anderem die Nachrichtenagentur AFP berichtet hatte. Stattdessen müssten viele ihre Tage in Schutzbunkern verbringen. Unicef selbst beziffert die Zahl der beschädigten oder zerstörten Bildungseinrichtungen in der Ukraine auf 3800.

Wie es sich in Zeiten des Krieges forscht und lehrt, hat übrigens unsere ukrainische Kollegin Yulia Valova am Beispiel der Universität Charkiw aufgeschrieben. Den Artikel dazu möchten wir Ihnen an dieser Stelle empfehlen – hier geht es zum Text.
 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Der im Straflager ums Leben gekommene Kremlgegner Alexej Nawalny hätte Angaben seines Teams zufolge gegen den in Deutschland inhaftierten Tiergartenmörder ausgetauscht werden können. „Nawalny sollte in den nächsten Tagen freikommen, weil wir eine Entscheidung zu seinem Austausch erreicht hatten“, sagte die politische Direktorin des Nawalny-Fonds für die Bekämpfung der Korruption, Maria Pewtschich. Mehr hier.
  • Den zweiten Jahrestag des Krieges haben russische Beamte und staatliche Medien laut „Institute for the Study of War“ kaum thematisiert. Der Grund dafür dürfte demnach sein, dass keine Aufmerksamkeit auf Russlands Scheitern bei der Erreichung seiner erklärten Kriegsziele gelenkt werden solle. Mehr hier.
  • Das ungarische Parlament hat einem Beitritt Schwedens zur Nato zugestimmt. Der Antrag Stockholms wurde - nach fast zweijähriger Wartezeit - von einer überwältigenden Mehrheit der Abgeordneten gebilligt. Mit der Ratifizierung durch das letzte Nato-Mitglied nimmt das skandinavische Land die finale Hürde auf dem Weg in das westliche Militärbündnis. Mehr hier.
  • Nach den schwedischen stellen auch die dänischen Behörden ihre Ermittlungen zur Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines ein. Es bestünden keine ausreichenden Gründe dafür, ein Strafverfahren in Dänemark zu den Explosionen an den Gasleitungen zu verfolgen, teilte die Kopenhagener Polizei mit. Mehr hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals offizielle Opferzahlen des ukrainischen Militärs genannt: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor zwei Jahren kamen 31.000 Soldaten ums Leben, wie er am Sonntag auf einer Pressekonferenz sagte. Die Zahl der Verwundeten wollte er nicht nennen. Mehr hier.
  • Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat ihren Besuch in der südukrainischen Stadt Mykolajiw wegen eines Luftalarms am Sonntag vorzeitig abgebrochen. Während des Besuchs in der frontnahen Stadt wurde nach AFP-Informationen eine russische Aufklärungsdrohne gesichtet, die der Delegation zeitweise folgte und schließlich abdrehte. Mehr hier.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz hat der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine zum jetzigen Zeitpunkt eine klare Absage erteilt und dies mit dem Risiko einer Verwicklung Deutschlands in den Krieg begründet. „Wir dürfen an keiner Stelle und an keinem Ort mit den Zielen, die dieses System erreicht, verknüpft sein“, sagte Scholz am Montag. Mehr in unserem Newsblog.
  • Polnische Bauern haben ihre Blockade des Autobahngrenzübergangs Slubice nahe Frankfurt an der Oder am Montag fortgesetzt. Sie protestieren gegen Getreideimporte aus der Ukraine und gegen EU-Umweltvorgaben. Die Landwirte hatten am Sonntag damit begonnen, den wichtigen Grenzübergang mit Traktoren abzuriegeln. 
  • Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders hat seinen Widerstand gegen weitere Militärhilfe für die Ukraine aufgegeben. Mit dieser Geste wolle er Bewegung in die festgefahrenen Koalitionsverhandlungen bringen, sagte der Politiker am Montag in Den Haag. 
  • Russlands Präsident Wladimir Putin wird offiziellen Angaben zufolge doch erst später als geplant in die Türkei reisen. Ein Treffen mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan werde nicht mehr vor der russischen Präsidentenwahl stattfinden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Nachrichtenagentur Interfax. 
  • Russland hat nach eigenen Angaben Lastotschkyne eingenommen. Die Mitteilung des Verteidigungsministeriums in Moskau folgt einer Stellungnahme des ukrainischen Militärs, man habe sich aus dem Dorf im Osten des Landes zurückgezogen. Damit könne der Vorstoß Russlands nach Westen besser eingedämmt werden. 
  • Bei neuen nächtlichen Angriffen Russlands sind in der Ukraine mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. „Infolge eines Luftangriffs sind zwei Menschen gestorben - ein Ehepaar, das zu Hause war“, teilte die Verwaltung des Gebiets Sumy im Norden der Ukraine am Montagmorgen auf Telegram mit. 
  • In abgelegenen Regionen Russlands hat am Sonntag die vorzeitige Stimmabgabe für die Präsidentschaftswahl vom März begonnen, bei der Staatschef Wladimir Putin für eine weitere Amtszeit bestätigt werden dürfte. Mitarbeiter der russischen Wahlkommission nutzten nach Angaben der Behörde Hubschrauber und Motorschlitten, um unter anderem in Teilen Sibiriens eine Stimmabgabe zu ermöglichen.

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