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Ukrainische Soldaten feuern einen kroatischen RAK-SA-12 128-mm-Mehrfachraketenwerfer in Richtung der russischen Stellungen.

© dpa/Roman Chop

Tag 504 der Ukraine-Invasion: Kiews Soldaten kämpfen jetzt direkt am russischen Abwehrbollwerk

Auch Frankreich will Marschflugkörper liefern, Ex-Wagner-Kämpfer begehen Verbrechen in Russland, Russland kritisiert Nato-Versprechen für Kiew. Der Überblick zur Ukraine-Invasion.

Nach wochenlangen harten Kämpfen nähern sich Kiews Truppen an mehreren Frontabschnitten langsam aber sicher der ersten - und an manchen Stellen einzigen - russischen Verteidigungslinie. Dabei kommt der Vormarsch in Schüben, ein ums andere Dorf wird in harten Kämpfen erobert.

Rund vier Wochen dauert Kiews Offensive nun schon und geht sie in der aktuellen Geschwindigkeit ohne größere Durchbrüche weiter, hätten die Truppen zum Beispiel an der Grenze der Regionen Saporischschja und Donezk die Verteidigungslinie wohl Ende Juli erreicht. 

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Weiter westlich, im Dorf Robotyne, kämpfen die ukrainischen Soldaten schon direkt am russischen Bollwerk. Allerdings liegen in dieser Region hinter der ersten Verteidigungslinie zwei weitere.

Die Frage ist: Verausgaben sich die russischen Truppen bei ihrer aktuellen Verteidigung schon so sehr, dass kaum noch Ressourcen für die weitere Abwehr bleiben? Und schaffen es die Ukrainer durch Schläge im Hinterland, die Nachschubwege der Russen ausreichend stark zu stören? Lauten die Antworten auf beide Fragen ja, haben die Ukrainer wohl gute Chancen, dass ihnen nach der zähen Vorarbeit in diesen Wochen im Hochsommer ein Bruch durch die geschwächten russischen Reihen gelingt.  

Im anderen Fall - ausreichend Ressourcen der Russen für die weitere Verteidigung und funktionierende Nachschubwege - dürften die Verteidigungslinien der Russen die Ukrainer noch einmal deutlich ausbremsen. Dann stellt sich die nächste Frage, eine, die auch den Nato-Gipfel in Vilnius beschäftigte: Bekommt die Ukraine genug Material aus dem Westen, um ihre Offensive bis weit in den Herbst durchzuhalten? Sicher ist das, trotz der in Litauen angekündigten Hilfen, keineswegs. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Begnadigte Ex-Häftlinge begehen in Russland offenbar Morde und andere Straftaten: Rund 50.000 Gefängnisinsassen wurden schätzungsweise von der Söldner-Gruppe Wagner rekrutiert. Viele von ihnen fallen nach der Rückkehr wohl in alte Muster zurück. Mehr hier.
  • Moskau kritisiert Pläne: G7-Staaten wollen ukrainische Luft- und Seestreitkräfte unterstützen: Die G7-Gruppe will der Ukraine im Konflikt mit Russland unter die Arme greifen. Demnach ist geplant, dem Land moderne Ausrüstung für die Luft- und Seestreitkräfte zu liefern. Mehr hier.
  • Nach Großbritannien verkündet nun auch Frankreich die Lieferung der Marschflugkörper. Durch deren Reichweite wären Angriffe auf russisches Gebiet möglich. Biden-Regierung diskutiert wohl über Bereitstellung von ATACMS. Mehr hier. 
  • Waleri Gerassimow, Chef des russischen Generalstabs, hat Berichten zufolge den Kommandeur in der Ukraine, Generalmajor Iwan Popow, entlassen. Das berichtet die amerikanische Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW). Das ISW beruft sich auf Quellen, die mit dem russischen Sicherheitsdienst in Verbindung stehen. Grund für die Entlassung seien die kritischen Äußerungen von Popow zu Truppenrotationen in der Region Saporischschja. Mehr in unserem Liveblog.
  • Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hat die ukrainische Regierung zur Zurückhaltung bei ihrer Kritik an westlichen Waffenlieferungen gemahnt. Die Ukraine habe ihm bei einem Besuch in Kiew eine Wunschliste mit Waffen vorgelegt, sagte Wallace am Mittwoch vor Journalisten am Rande des Nato-Gipfels in Vilnius. „Ich habe den Ukrainern vergangenes Jahr, als ich elf Stunden gefahren bin, damit mir eine Liste gegeben wird, gesagt: Ich bin nicht Amazon“, zitierte der Sender Sky News den Minister.
  • Bundeskanzler Olaf Scholz lobt die Ergebnisse des Nato-Gipfels. „Die Zeiten sind herausfordernd, die Sicherheit in Europa steht unter Druck“, sagt Scholz bei seiner abschließenden Pressekonferenz. „Deshalb war Vilnius ein sehr erfolgreicher Gipfel“, sagt er. „Er hat die Nato gestärkt, die Bereitschaft zur Verteidigung unterstrichen und den Zusammenhalt in der Allianz erhöht.“
  • Wegen des Streits um eine Reparatur der an die Ukraine abgegebenen Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 in Polen ändert das Bundesverteidigungsministerium bisherige Pläne. Waffensysteme vom Typ Leopard 2A5 und Leopard 2A6 sollen nun in Deutschland repariert werden und voraussichtlich auch in Litauen, wie ein Sprecher am Mittwoch am Rande des Nato-Gipfels in Vilnius mitteilte. 
  • Der Leiter des russischen Auslandsgeheimdienstes, Sergej Narischkin, hat nach eigenen Angaben Ende Juni mit CIA-Chef William Burns ein Telefonat über die Ukraine geführt. Es sei in dem Gespräch mit dem Amerikaner darum gegangen, „was man mit der Ukraine tun solle“, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Mittwoch unter Berufung auf Narischkin. Dieser schloss demnach nicht aus, dass er und Burns sich auch persönlich treffen könnten. 
  • Australien kündigt die Lieferung von 30 Truppentransportpanzern vom Typ Bushmaster an. „In der heutigen vernetzten Welt kämpft die Ukraine nicht nur für ihre nationale Souveränität, sondern auch für die internationale Rechtsordnung“, begründet Ministerpräsident Anthony Albanese die Hilfen vor Reportern in Vilnius.
  • Fast die Hälfte der erwachsenen ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Deutschland will für längere Zeit im Land bleiben. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie hervor, für die Anfang des Jahres rund 7000 Ukrainerinnen und Ukrainer befragt wurden. Danach wollen 44 Prozent der Befragten „für immer“ oder „noch einige Jahre“ in Deutschland bleiben. Das sind fünf Prozent mehr als bei der Befragung im Spätsommer 2022. Grund dürfte vor allem der unsichere Kriegsverlauf in der Ukraine sein.
  • Britische Geheimdienste sehen weitere Anzeichen dafür, dass der russische General Sergej Surowikin nach der Meuterei der Privatarmee Wagner kaltgestellt wurde. Sein Stellvertreter als Chef der russischen Luft- und Weltraumkräfte, Viktor Afsalow, trete immer stärker in die Öffentlichkeit, teilte das Verteidigungsministerium in London am Mittwoch mit. Als Generalstabschef Waleri Gerassimow kürzlich zum ersten Mal seit dem Wagner-Aufstand am 24. Juni im Fernsehen zu sehen war, habe ihn Afsalow per Video informiert.
  • Die ukrainischen Luftstreitkräfte haben nach eigenen Angaben in der Nacht zum Mittwoch russische Drohnen-Angriffe weitgehend abwehren können. Elf von 15 aus Russland gestartete Flugkörper seien abgeschossen worden, teilten die Luftstreitkräfte bei Telegram mit. Über mögliche Schäden oder Opfer wurde zunächst nichts bekannt. 
  • Der russische Außenminister Sergej Lawrow gibt dem Westen die Schuld daran, dass der Krieg in der Ukraine kein Ende findet. Die bewaffnete Konfrontation werde so lange andauern, „bis der Westen seine Pläne zur Wahrung seiner Vorherrschaft aufgibt und seinen zwanghaften Wunsch überwindet, Russland durch seine Kiewer Marionetten eine strategische Niederlage zuzufügen“, sagte Lawrow der Zeitung „Kompas“.

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