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Robert F. Kennedy Jr. bewirbst sich um die Präsidentschaftskandidatur in den USA (Archivbild).

© picture alliance/dpa/AP

US-Präsidentschaftswahl 2024: Neffe von John F. Kennedy bewirbt sich auf das Präsidentenamt

Der 69-jährige Demokrat Robert F. Kennedy Jr. fällt in den USA als leidenschaftlicher Impfgegner und Verschwörungstheoretiker auf – und möchte an die Spitze des Landes.

Noch hat Joe Biden nicht offiziell angekündigt, dass er 2024 eine zweite Amtszeit als US-Präsident anstrebt. Auch wenn alles dafür spricht, lässt sich der Demokrat Zeit.

Eine ursprünglich für April erwartete Verkündung verschiebt sich nach US-Medienangaben weiter in Richtung Sommer. In seiner Partei gilt es als ausgemacht, dass der 80-Jährige trotz seines hohen Alters unterstützt wird, wenn er wieder antritt. Einem amtierenden Präsidenten in den Rücken zu fallen, rechnet sich in den wenigsten Fällen – auch wenn es sich um den ältesten US-Präsidenten aller Zeiten handelt. Dennoch hat Biden seit Mittwoch bereits den zweiten Gegenkandidaten.

Nach der Autorin Marianne Williamson, die im März ihre erneute Bewerbung bekannt gegeben hat, ist nun auch Robert F. Kennedy Jr. Teil des Rennens um die Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei. Der Sohn des früheren Justizministers Robert F. („Bobby”) Kennedy, der während seiner Präsidentschaftskampagne erschossen wurde, und Neffe des ebenfalls ermordeten Präsidenten John F. Kennedy und reichte am Mittwoch die entsprechenden Unterlagen ein. Eine öffentliche Ankündigung steht noch aus.

Kennedys Frau gibt ihm grünes Licht

Bei einer Veranstaltung vor wenigen Wochen in New Hampshire hatte Kennedy diese aber bereits angedeutet, als er sagte: „Ich habe die größte Hürde genommen – meine Frau hat grünes Licht gegeben.” Kennedy ist seit 2014 mit der Schauspielerin Cheryl Hines verheiratet und lebt in Los Angeles. Auffällig ist seine Stimme: Er leidet unter Spasmodische Dysphonie, eine neurologische Erkrankung, die sein Sprechen beeinflusst.

Rober F. Kennedy Jr. (l.) mit seiner Frau Cheryl Hines auf einer Filmpremiere im Oktober 2017 (Archivbild).

© imago images/Picturelux/Joseph Martinez via www.imago-images.de

Die Schlagzeile „Kennedy fordert Biden heraus” klingt zwar spannend. Aber die Bewerbung des 69-Jährigen fällt eher in die Kategorie kurios. Denn außer dem klangvollen Namen hat der frühere erfolgreiche Umweltanwalt inzwischen nur noch wenig mit seinem Clan gemein. Kennedy hat sich weit vom Mainstream der Demokratischen Partei entfernt und sich in den letzten Namen vor allem einen zweifelhaften Ruf als fanatischer Impfgegner erarbeitet.

Seine Familie nennt Kennedys Positionen „extrem gefährlich“

Er ist Vorsitzender der Anti-Impf-NGO Children’s Health Defense und verbreitet Verschwörungstheorien über die Gefahren für Kinder. So behauptet er etwa, Impfen sei verantwortlich für Autismus – eine Behauptung, die von führenden Gesundheits- und Wissenschaftsorganisationen auf der ganzen Welt widerlegt wurde.

Während der Covid-19-Pandemie warf er dem damaligen Topvirologen des Weißen Hauses, Anthony Fauci, „Faschismus” vor. In seinem Buch „The Real Anthony Fauci”, schrieb er, Fauci habe zusammen mit dem Microsoft-Gründer Bill Gates und den Pharmakonzernen einen „historischen Staatsstreich gegen die westliche Demokratie” durchgeführt.

Die Online-Plattform Instagram löschte 2021 seinen Account, da er wiederholt widerlegte Behauptungen verbreitet habe, wie es zur Begründung hieß. 2021 kritisierte ihn seine Schwester Kathleen Kennedy Townsend öffentlich und nannte seine Positionen bei dem Thema „extrem gefährlich”. Schon zuvor, während eines der schwersten Masern-Ausbrüche in den USA im Jahr 2018, hatte sich seine Familie gegen ihn gewandt.

Seine Schwester, der frühere Kongressabgeordnete Joseph P. Kennedy II sowie seine Nichte Maeve Kennedy McKean warfen ihm in einem „Politico”-Artikel vor, Teil einer Desinformationskampagne zu sein. Dabei verwiesen sie auf die Erfolge von Präsident Kennedy in diesem Bereich. Kennedy hatte Amerikaner aufgefordert, ihre Kinder zu impfen und unterzeichnete 1962 den Vaccination Assistance Act, mit dem das erste landesweite Impfprogramm eingeführt wurde.

Er setzt sich auch für Umweltschutz ein

Im März hatte Kennedy auf Twitter erklärt, über eine Bewerbung nachzudenken. Damals sagte er: „Wenn ich antrete, wird es meine oberste Priorität sein, die korrupte Zusammenarbeit zwischen staatlicher und der Macht der Konzerne zu beenden, die unsere Wirtschaft ruiniert, unseren Mittelstand zerstört, unsere Landschaften und Wasserwege verschmutzt, unsere Kinder vergiftet und uns unsere Werte und Freiheiten geraubt hat.”

Als Umweltaktivist hat er durchaus Verdienste, zum Beispiel bei seinem Einsatz, den Hudson River in New York zu säubern. Aber sein Kampf gegen Impfungen überschattet inzwischen alles.

Während Biden also bisher wenig von seiner eigenen Partei fürchten muss, ist die Lage im konservativen Lager noch unübersichtlicher. Zwar liegt Ex-Präsident Donald Trump, der zurück ins Weiße Haus will, in Umfragen vorne. Aber mehrere Republikaner haben bereits ihre Bewerbung angekündigt oder werden dies aller Voraussicht nach bald tun.

Vor allem der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, könnte Trumps Ambitionen gefährlich werden. Im Rennen befinden sich bereits die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, der Biotech-Unternehmer Vivek Ramaswamy sowie seit dieser Woche der frühere Gouverneur des Bundesstaates Arkansas, Asa Hutchinson.

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