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MAN ANAM KE ROSTAM BOVAD PAHLAVAN, Choreograf und Performer: Ali Moini

© Alain SCHERER

Das Festival Tanzpol : Die Exil-iranische Tanzszene stellt sich vor

Im Iran ist zeitgenössischer, westlich geprägter Tanz kaum möglich, weshalb viele Tanzschaffende im Exil arbeiten. Ein Festival stellt die Szene in Berlin vor.

Von Sandra Luzina

Der Tanz hat einen schweren Stand im Iran. Die Situation ist kompliziert, erklärt Choreograf Ashkhan Afsharian. Generell verboten sei der Bühnentanz nicht. „Es hängt davon ab, wer was macht.“ Vor allem der zeitgenössische, westlich orientierte Tanz sei dem Mullah-Regime ein Dorn im Auge. Zentrale Akteure würden verhaftet. Afsharian selbst habe der iranischen Tanzszene mehr als zehn Jahre angehört, sei aber vor acht Jahren nach Berlin gekommen. Auch die meisten seiner Kollegen haben den Iran mittlerweile verlassen. Mit vielen von ihnen hat er noch Kontakt.

Eine Plattform für die Exilszene

Vor vier Jahren hat der Choreograf gemeinsam mit der Tanzwissenschaftlerin Johanna Kasperowitsch die Austausch-Plattform Tanzpol für Tänzer mit iranischem Hintergrund gegründet. Zum zweiten Mal realisiert das Duo nun ein Festival. Tanzpol 2024 legt den Fokus auf iranische Künstler, die im europäischen Exil leben. Schätzungsweise 50 Choreografen und Choreografinnen leben und arbeiten in der Diaspora, berichtet Afsharian. Berlin sei neben Paris eine wichtige Anlaufstelle für iranische Tanzschaffende.

„Das Ziel des Festivals ist vor allem ein Austausch und Dialog zu unterschiedlichen Themen“, sagt Johanna Kasperowitsch. „Bei den Podiumsdiskussionen geht es um die Arbeitsbedingungen von Künstlern, die im Exil leben. Was sind die Bedürfnisse der Künstler? Wir wollen ganz offen darüber sprechen, auch weil viele Dinge noch nicht richtig gut laufen.“

Insgesamt sieben Performances werden in den Sophiensaelen und den Uferstudios präsentiert. Eröffnet wird das Festival mit „From the Lips to the Moon“ von Tara Fatehi und Pouya Ehsaei. Das Duo verbindet traditionelles persisches Erzähltheater mit Musik und Tanz. Aus dem Iran reist einzig Mostafa Shabkhan an, der seine Solo-Performance „Double Skin“ zeigt.

Mission Brückenbau

Pol bedeutet „Brücke“ auf Farsi. Eine Brücke zwischen den Kulturen möchte auch Tanzpol schlagen. So zeigt der französische Choreograf Cédric Cherdel mit „My friends Call Me Daniel“ eine autobiografische Performance, in der der afghanische Nachwuchstänzer Sajad Ahmad Nayevi von seinen Sehnsüchten, Ängsten und Exilerfahrungen berichtet.

Ein Abend führt mit der dāmbuli-dimbol-Musik tief in den traditionellen iranischen Alltag. Es handelt sich um Musik, zu der bei sogenannten mehmooni, geselligen Zusammenkünften im Privaten, getanzt wird. „Das Stück setzt sich auf humorvolle Art und Weise mit iranischer Musikgeschichte auseinander, sagt Kasperowitsch.

Das Tanzpol-Festival will Sichtbarkeit für die Exil-iranische Tanzszene schaffen. Ursprünglich habe die Idee bestanden, mit derm Festival auch Tanzschaffende im Iran zu unterstützen. Doch das sei derzeit unmöglich, sagt Afhsarian. „Seit 2020 gibt es keine Tanzszene im Sinne einer gut vernetzten Community mehr. Es wird immer schlimmer. Solange diese Regierung an der Macht ist, gibt es keine Hoffnung.“

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