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Der Berliner Dom auf der Museumsinsel wird beim „Festival of Lights“ von zehn Künstler:innen bespielt. Hier „Free Spirits“ von Gita Kurdpoor.

© Gita Kurdpoor

Festival of Lights 2023 in Berlin: Wo die Stadt jetzt am schönsten leuchtet

In ganz Berlin gibt es ab heute wieder Lichtkunst zu bewundern: Bibi Blocksberg wuselt den Fernsehturm hinauf, an der Humboldt-Uni wird es kosmisch. Ein Überblick zum Festival.

Eines erfordert das „Festival of Lights“ in jedem Fall: Dunkelheit. Nur dann können die bunten Bilder auf den Fassaden von Berliner Bauten, Brücken, Türmen und Denkmälern wirken. Wenn es an diesem Freitag losgeht mit der großen Open-Air-Lichtershow, heißt das also auch: Es ist um 19 Uhr bereits dunkel.

Schon seit 2005 werden in Berlin jedes Jahr für einige Tage Gebäude mit bunten, teils bewegten Bildern und Videoskulpturen angestrahlt.

Zwischen 19 und 23 Uhr tanzen und schimmern Muster, Gesichter, Farben und Formen auf Gebäudefassaden: Bibi Blockberg und Berliner Bären wuseln den Fernsehturm hinauf. Dabei sind auch die Staatsoper Unter den Linden, Bebelplatz und Brandenburger Tor. Auf Berlins soeben von Klimaklebern besprühtem Wahrzeichen werden die Bilder von vier verschiedenen Künstlerstudios aus Bulgarien, Frankreich und Portugal, Japan und der Ukraine zu sehen sein. Renoviert und eingerüstet wird das Brandenburger Tor erst danach.

Dem eigenen Bauchgefühl vertrauen

Das große Motto in diesem Jahr lautet Vielfalt. Verbreitet wird es Unter den Linden und im Nikolaiviertel, aber auch an Gebäuden am Potsdamer Platz, an der Oberbaumbrücke, im Stadtpark in Lichtenberg oder am Schloss Charlottenburg.

Eine Künstlerin, die bereits zum zweiten Mal dabei ist, ist die Malerin Gita Kurdpoor aus Berlin-Mitte. Im kurdischen Teil des Iran geboren und als Kind nach Berlin gekommen, hat Kurdpoor ihre mandalaartigen Muster bereits auf Leinwände, aber auch auf mehrere Berliner Häuserfassaden gemalt. Das Arbeiten direkt an der Hauswand sei ein völlig anderer Prozess, sagt sie am Telefon. Ein körperlicher Vorgang. Während sie für die Lichtkunst am Computer arbeitet und digitale Bilder kreiert.

Sonne, Mond und Mars

Seit mehreren Monaten arbeitet Kurdpoor an verschiedenen Fabelwesen, die ab Freitag auf die Fassade des Berliner Doms projiziert werden. Die Wesen appellieren daran, dem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen, Urängste zu überwinden, die Sinne zu schärfen und Emotionen willkommen zu heißen, die hellen wie die dunklen. In einem zweiten Slot sieht man die für Kurdpoor typischen Muster und Kringel.

Am Berliner Dom werden insgesamt Arbeiten von zehn Kreativen gezeigt, unter anderem von drei Künstler:innen, die im Rollstuhl sitzen. Ihre Bilder, die in eine ermutigende, inklusive Welt einladen, malen sie mit dem Mund. Gegenüber wird am Humboldt Forum die Nordfassade beleuchtet. Im Rahmen der Ausstellung „un_endlich. Leben mit dem Tod“ werden Formen und Worte über die Hauswand wabern, die zum Nachdenken über die Vergänglichkeit anregen. Vor der Humboldt-Universität wird es kosmisch: Die dortige Lichtinstallation beschäftigt sich mit Sonne, Mond, Mars und Erde.

Wie passt das Festival zur Energiekrise?

Im vergangenen Jahr mutete die Veranstaltung, die stets unter der Schirmherrschaft des jeweiligen Regierenden Bürgermeisters steht, ziemlich deplatziert an. Die Energiekrise mit steigenden Gas- und Strompreisen war in aller Munde, private Haushalte waren gerade aufgefordert worden, zu sparen, kürzer zu duschen. Die Weihnachtsbeleuchtung war gestrichen worden. Und dann ein buntes Lichterfest?

Die Veranstalter, eine private Event-Firma mit einer Phalanx an Sponsoren, die die Berliner Fassaden auch als Werbemöglichkeit nutzen, verkürzten die Projektionszeit um eine Stunde, bis 23 Uhr statt Mitternacht. Die Anzahl der Orte reduzierte sich von 60 auf 35.

Bei der verkürzten Zeit bleibt es auch in diesem Jahr, die Zahl der Orte hat sich mit 42 wieder leicht erhöht. Festivalgründerin Birgit Zander sagt zwar nichts zu den verbrauchten Kilowattstunden, ist aber dazu übergegangen, das „Festival of Lights“ sogar als „Energiesparfestival“ zu bezeichnen. Weil, wer draußen sei, schaue zu Hause kein Fernsehen. Das spare mehr Strom als das Festival verbrauche. Klingt nach Anwesenheitspflicht.

Alle Gebäude rund um den Bebelplatz werden beim „Festival of Lights“ angestrahlt.
Alle Gebäude rund um den Bebelplatz werden beim „Festival of Lights“ angestrahlt.

© Festival of Lights

Erst am Montag dieser Woche meldete die Berliner Senatsverwaltung für Verkehr und Umwelt, dass rund 150 öffentliche Gebäude und Wahrzeichen wie das Schloss Charlottenburg, der Berliner Dom oder das Rote Rathaus weiterhin nachts nicht angestrahlt werden. Das wird noch bis Ende September 2024 so bleiben.

Der rot-grün-rote Senat hatte die Sparmaßnahme im Sommer 2022 als Betrag zum Energiesparen beschlossen. Der neue Senat hält daran fest. Vorbei ist es mit der Energiekrise also nicht. Die Lightshow bleibt Luxus, der hoffentlich zumindest aufs Gemeinschaftsgefühl einzahlt.

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