
© DEFA Stiftung/Eugen Klagemann
Deutschland im Jahr null: Zehn Filme über den Wiederaufbau
Am 8. Mai ist der 80. Jahrestag der Befreiung von der NS-Herrschaft. Mit dem „Trümmerfilm“ begann auch das deutsche Nachkriegskino. Eine Zeitreise an die Anfänge der Bundesrepublik.
Der 8. Mai 1945 bedeutet eine Zäsur in der deutschen Geschichte. Das Datum markiert nicht nur ein Ende, sondern viel mehr noch einen Neubeginn. Die Bürde der Vergangenheit – sowie die Kontinuitäten zwischen NS-Diktatur und Bundesrepublik – durchziehen thematisch auch das deutsche Nachkriegskino. Die Kulturredaktion empfiehlt zum 80. Jahrestag zehn Filme aus und über die Anfänge der Bundesrepublik.
Die Deutsche Kinemathek bietet anlässlich des Jahrestags bis Mitte Juli ebenfalls zehn Filme in ihrer Mediathek zum Streaming an. Das Angebot findet sich unter www.deutsche-kinemathek.de.
1. Die Mörder sind unter uns (1946)
„Berlin 1945. Die Stadt hat kapituliert“, steht im Vorspann. Dann fährt die Kamera hoch, hinter einem Grab mit Holzkreuz, blickt auf eine Straße, die von Hausruinen gesäumt wird. Kinder spielen neben einem ausgebrannten Panzer, aus einer Keller-Kaschemme dringt Musik. Der Krieg ist vorbei, das (Über-)Leben geht weiter.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Regisseur Wolfgang Staudte wollte mit „Die Mörder sind unter uns“ die Wirklichkeit des ersten Friedenssommers zeigen, anhand von zwei Protagonisten, die das Schicksal in einer halb zerstörten Wohnung zusammenwürfelt. Hildegard Knef spielt eine junge Frau, die vier Jahre in einem Konzentrationslager überstanden hat. Ernst Wilhelm Borchert verkörpert einen ehemaligen Wehrmachtsoffizier, der zum Nihilisten wurde.
Der erste deutsche Nachkriegsfilm, 1946 von der neuen Defa realisiert, ist ein Klassiker mit dramaturgischen Schwächen. Knef hat langes blondes Haar und trägt einen eleganten Mantel. Nichts an ihr erinnert an die Fotos von befreiten KZ-Häftlingen. Borcherts Antiheld ist traumatisiert, weil er in Polen mitansehen musste, wie Zivilisten erschossen wurden. Die KZ-Überlebende tröstet und umsorgt den Kriegsveteranen: ein bizarrer Rollentausch. Kameramann Friedl Behn-Grund hat die dramatischen Hell-dunkel-Kontraste sorgsam ausgeleuchtet. So erinnern die Trümmerlandschaften an expressionistische Bühnendekorationen. (chs)
Auf allen großen Plattformen
2. Irgendwo in Berlin (1946)

© DEFA-Stiftung/Kurt Wunsch
Gerade erst ist der Krieg vorbei, da spielen die Kinder ihn schon wieder. Die Hauptstadt in Trümmern bietet dafür die perfekte Kulisse, Raketen liefert der Schwarzhändler von nebenan, im Tausch gegen Lebensmittel aus den schlecht bestückten Vorratsschränken der Familien.
„Ich sag’s ja immer: die Jugend von heute, ein ganz verkommenes Pack“, meint eine ältere Frau, die in ihrer eigenen Generation offenbar nichts Verkommenes bemerken kann. Auch der Kommentar eines Künstlers und Arztes muss die Jungs irritieren: „Gar nicht auszudenken, wenn ihr jemanden getroffen hättet. So viel Verstand müsst ihr schon haben.“
Gerhard Lamprecht, der im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte und bereits mit Anfang zwanzig Karriere als Stummfilmregisseur machte, legte 1946 mit „Irgendwo in Berlin“ eine Milieustudie der deutschen Nachkriegsgesellschaft vor.
In gewisser Weise ist sie auch als Fortsetzung zu seinem Erfolgsfilm „Emil und die Detektive“ von 1931 (Drehbuch: Billy Wilder) zu lesen. Hier wird derselbe Gauner von Heranwachsenden durch die Stadt gejagt, die nun noch extremer auf sich allein gestellt sind. Lamprecht, der später zum ersten Leiter der Deutschen Kinemathek wurde, präsentiert sie als moralische Hoffnungsträger – besonders diejenigen, die dem Alten gerne mal ins Gesicht brüllen: „Sie ham mir jar nüscht zu sagen.“ (crei)
Auf Filmfriend, dem Streamingdienst der Bibliotheken
3. In jenen Tagen (1947)

© ullstein bild via Getty Images/ullstein bild Dtl.
„Es gibt keine Menschen mehr“, sagt Karl, als er nach Kriegsende 1945 in den Trümmern des zerbombten Hamburgs wühlt. „Ich habe Menschen gesehen“, antworten die Trümmer, genauer: ein von Einschusslöchern durchsiebtes Autowrack, das sich nahtlos in die Ruinenkulisse der Hansestadt fügt. Dessen vormalige Besitzer und Fahrgäste werden zu Protagonisten der folgenden sieben Episoden von Helmut Käutners „In jenen Tagen“.
Dass gerade die unmenschlichsten Zeiten Gelegenheit bieten, Mensch zu sein, wollte der Regisseur zeigen. Er zeigt aber auch, dass man sich im Nachhinein wohl schon auf die Ebene toten Blechs begeben muss, um im Deutschland der Jahre 1933 bis 45 Gutes zu erkennen. „In jenen Tagen“ ist einer der wenigen Trümmerfilme, die die Opfer in den Vordergrund rücken, und mit ihnen die Sorge umeinander.
Er zeigt, wie fragil das Leben und Überleben mitunter an Alltagsbanalitäten hing, sowie, dass schon 1933 alle Bescheid wussten, was Hitlers Machtergreifung für die jüdische Bevölkerung, für Kommunisten und Andersdenkende bedeuten würde. Ein Automobil erzählen zu lassen, ist dem Regisseur ein Weg, eindeutige politische Aussagen weiträumig zu umfahren – es sollte um Menschlichkeit im Allgemeinen gehen, als Auflehnung gegen das Unmenschliche, als riskantes Richtiges im großen Falschen. So bedingt seine größte Stärke – der nahe Blick auf den einzelnen Menschen – auch seine größte Schwäche: die Blindheit für das politische Ganze. (two)
Auf DVD und Youtube
4. Deutschland im Jahre Null (1948)

© imago images/Everett Collection
Edmund ist zwölf, schmächtig und rastlos. Wo er in der Ruinenstadt Berlin geht und steht, schnappt er nach ein paar Kartoffeln oder Kohlen, die irgendwo herunterfallen. Als ein Pferd tot auf der Straße liegt und Passanten sich daranmachen, Fleischstücke aus dem Kadaver zu schneiden, hat der Junge keine Chance, etwas abzubekommen.
Auch wenn der Schutt in „Deutschland im Jahre Null“ im Sommer 1947 schon wieder neben den Straßen liegt und Straßenbahnen fahren, ist das Leben ein Überlebenskampf. Und die Deutschen, so wie sie der Neorealist Roberto Rossellini schonungslos mit Laiendarstellern zeigt, sind ein moralisch verwahrlostes Volk.
Überall begegnet Edmund, der sich mit Gräberschaufeln auf dem Friedhof bemüht, den kranken Vater als Ernährer zu ersetzen, Misstrauen und Abzocke. Sein alter Lehrer Enning, ein pädophiler Nazi, der jetzt Schwarzmarktgeschäfte betreibt, setzt Edmund mit seinen Lehren vom „unwerten Leben der Schwachen“ zu. Im Verein mit den Klagen von Edmunds Vater, dass er als Kranker nur seinen drei Kindern zur Last falle, entschließt sich Edmund zu einer drastischen Tat.
Rossellini gelingt ein erschütterndes Drama mit irrwitzigen Stadtansichten (u. a. der Reichskanzlei) und der unbequemen Erkenntnis, wie stark Krieg und Gewaltherrschaft auf den Straßen und in den Köpfen fortwirken. (gba)
Auf den Plattformen Prime Video, Apple, Alleskino, Filmfriend
5. Berliner Ballade (1948)

© Günter Neumann Stiftung
Nach seiner Zeit in der Wehrmacht schafft es Otto Normalverbraucher 1948 endlich zurück nach Berlin, wo von seinem Haus nur noch die Hälfte steht. Seine Wohnung ist belegt – man arrangiert sich. So wie sich die gesamte Stadt zwischen Trümmern, Hunger, Schlangestehen, Schwarzmarktschieberei und Behördendickicht irgendwie arrangiert.
Repräsentiert wird sie vom freundlichen Normalverbraucher-Otto, der unverzagt durch allerlei Kalamitäten stolpert und sich immer wieder einem Schild mit der Aufschrift „Ware noch nicht eingetroffen“ gegenübersieht. Er träumt von Kuchen und heiratet schließlich eine Konditoreiangestellte.
Robert A. Stemmle inszenierte die „Berliner Ballade“ als eine der ersten deutschen Nachkriegskomödien auf der Basis eines Kabarettprogramms, was deren anekdotische Struktur erklärt und sich auch in einigen Musikeinlagen spiegelt. Der später unter anderem als Bond-Bösewicht „Goldfinger“ berühmt gewordene Gert Fröbe – hier noch spindeldünn – überzeugt in seiner ersten Kinorolle durch sein fast Chaplin-haftes Spiel.
Es trägt diesen unlarmoyanten Film, der eins jedoch völlig ausblendet: die Täter und Opfer des NS-Regimes. Berlin scheint allein von arglosen Mitläufern und Durchschnittsbürgerinnen bevölkert zu sein. Immerhin: Ein Politiker setzt während einer Schwafelkonferenz versehentlich einen Globus in Brand – ein kleiner Gruß an den „Großen Diktator“. (nal)
Auf allen großen Plattformen und Filmfriend
6. Eine auswärtige Affäre (1948)

© imago/United Archives
„In den Ruinen von Berlin fangen die Blumen wieder an zu blühn“, singt Nachtclubsängerin Erika von Schlütow (Marlene Dietrich) auf Deutsch – und in den Sprachen der Besatzer von Hitlers einstiger Reichshauptstadt. Während der NS-Zeit mit einem hohen Funktionär liiert, hat sie jetzt mit dem US-Offizier John Pringle (John Lund) angebandelt. Ein erotisch-materialistisches Tauschgeschäft.
Trotz der großartigen Gesangsauftritte mit Liedern von Friedrich Hollaender keine schmeichelhafte Rolle für Marlene Dietrich, deren eigener Lebensweg als überzeugte Antifaschistin konträr zu dem der fiktiven Nazi-Sängerin stand. Vielleicht konnte Billy Wilder, der 1933 von Berlin ins US-Exil gegangen war, sie genau deshalb überzeugen, 1948 in „Eine auswärtige Affäre“ mitzuwirken: um den Deutschen einen Spiegel vorzuhalten.
Das gelingt dieser Komödie immer wieder auf beiläufige Weise, etwa wenn ein kleiner Junge weiterhin überall Hakenkreuze hinmalt. Im Zentrum steht jedoch die konservative Kongressabgeordnete Phoebe Frost (Jean Arthur), die nach Berlin kommt, um die Moral der US-Truppe zu testen. Offizier Pringle gerät dadurch in die Bredouille und spielt der klemmigen Politikerin kurzerhand vor, sie zu begehren. Er geht dabei unglaublich übergriffig zu Werke, worüber man heute nicht mehr lachen kann. Doch allein schon wegen der erschütternden Luftaufnahmen des zerbombten Berlins zu Beginn ist Wilders’ Klassiker weiterhin sehenswert. (nal)
Auf DVD und BluRay
7. Schwarzer Kies (1961)
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Geistig hatte die junge Bundesrepublik die Wende verpasst. In Helmut Käutners Noir-Heimatfilm „Schwarzer Kies“ von 1961 liegt die deutsche Schuld buchstäblich verschüttet unter dem titelgebenden Schotter, den die Deutschen im Auftrag der Amerikaner aus einem Tagebau im Hunsrück abtransportieren.
Der Schwarzmarkt blüht, seit das US-Militär dort einen Stützpunkt errichtet hat. Die Düsenjets, die über die deutsche Kulturlandschaft donnern, bilden der Soundtrack der ausklingenden Adenauer-Ära. Nachts treffen Dorfbewohner und Amerikaner im „Atlantic“ aufeinander. Wenn es zu später Stunde hoch hergeht, wird der Gastwirt, dessen KZ-Tätowierung sich auf seinem Unterarm abzeichnet, schon mal als „Saujude“ beschimpft.
Der Zentralrat der Juden kritisierte „Schwarzer Kies“ seinerzeit als antisemitisch, dabei zeigt Käutner bloß den Antisemitismus, den die alten Seilschaften in die Bundesrepublik hinübergerettet hatten. Er erteilte der Behaglichkeit des Wirtschaftswunders eine deutliche Abfuhr. Etwa Ingmar Zeisberg, wenn sie mit existenzieller Verzweiflung ihren Geliebten anschreit, dass sie dieses Gefühl der Sicherheit nicht mehr ertrage. Die Sprache von Käutners Frauen war klar und schnörkellos, frappierend modern. In ihren Gesichtern leuchtete bereits der Geist des Aufbruchs, der sich im Kino dann doch nicht erfüllte. (abu)
Auf DVD und BluRay
8. Stunde null (1977)

© Edgar Reitz Filmproduktion
Wer von Edgar Reitz nur seine „Heimat“-Trilogie kennt, bekommt zuerst den Eindruck: Dieses Möckern bei Leipzig, dieser Ort im Juli 1945, könnte auch Schabbach im Hunsrück sein, so gemächlich, wie es hier zugeht, so fern der Brennpunkte der Welt. Gut, die US-Army ist gerade in Möckern und der ehemalige Hitlerjunge Joschi scheint noch etwas unbedarft, weil er einen vergrabenen Nazi-Schatz auf dem Friedhof des Ortes heben will. Deshalb ist er hier gelandet.
Aber beim Warten auf die Russen wirkt Möckern der Zeit enthoben, hat mitunter idyllischen Charakter, trotz Wendehälsen, der Angst vor den Russen, der NS-Vergangenheit. Die Schwarz-Weiß-Bilder von Kameramann Gernot Roll sind mitunter eine Idee zu schön, Reitz‘ Drehtempo ein bekannt gemächliches, und dann gibt es Szenen voller Poesie und Humor, da die übrig gebliebenen Einwohner Möckerns Karussell fahren und gemeinsam feiern und tanzen.
Doch die Russen kommen, es wird ernst. Und trotzdem: Die Stunde null kann als solche gar nicht in ihrer ganzen Dramatik wahrgenommen werden. Das Leben wird bestimmt von kleinsten Widrigkeiten und Freuden, davon erzählt Edgar Reitz. Dass es am Ende die von Joschi bewunderten Amerikaner sind, die ihm alles nehmen – wer weiß, wofür es gut gewesen ist? (gbar)
Auf DVD
9. Rama Dama (1991)

© imago/United Archives/IFTN
„Es ist alles kaputt“, schluchzt Kati. Ihr Münchner Friseursalon ist ausgebombt, Ehemann Felix an der Front. Schon gleich wird aufgeräumt, Brände gelöscht und geschaufelt. Was auch sonst. „Rama Dama“ bedeutet im Bayrischen so viel wie „Räumen tun wir“. So hat Joseph Vilsmaier seinen Spielfilm von 1991 genannt. 1939 in München geboren, hat der Regisseur selbst Bombennächte, die Ankunft der Amerikaner und den Wiederaufbau erlebt. Wie es im Luftschutzbunker war, weiß er aus eigener Erfahrung.
Vor allem die Frauen sind es, die 1945/46 anpacken, auf sich gestellt mit Alten und Kindern. Kati, gespielt von der wundervollen Dana Vávrová, ist eine dieser Frauen, jung, hübsch, optimistisch, wenngleich ein bisschen spießig. Gewohnt wird in Trümmern, für etwas zu essen lässt man sich schon mal im „Ami-Club“ antatschen. Hans (Werner Stocker), ein Kriegsheimkehrer, macht sich in Katis Schutthaufen nützlich.
Vilsmaiers Film ist ebenso Liebes- wie Trümmergeschichte. Jazz unterlegt das kollektive Aufräumen, was nicht über Einsamkeit und Verzweiflung hinwegtäuscht. Der Nachbar, der „etwas ganz Schlimmes“ erlebt hat, bringt sich mit einer Rasierklinge um. Die Trümmer in der Münchner Innenstadt bleiben, notdürftig sortiert, erst mal liegen, zumindest so lange bis Kati sich in den neuen Mann verliebt hat und der alte dann doch noch zurückkehrt. Der Film endet mit zertrümmerten Herzen. (rieg)
Auf Joyn und Prime Video
10 Phoenix (2014)

© Christian Schulz
Es ist Nacht im Sommer 1945, amerikanische Soldaten halten an einem Grenzposten ein Auto an. Die Fahrerin händigt ihre Pässe aus. „Show me your face!“, herrscht der Soldat ihre Begleiterin an, deren Kopf komplett bandagiert ist. Unter Schmerzen enthüllt die Frau ihr Gesicht, die Kamera zeigt nur den entsetzten Ausdruck des Soldaten, der sich beschämt abwendet. Mit dieser gescheiterten Identitätskontrolle beginnt Christian Petzolds „Phoenix”, eine Mischung aus Film noir und Melodram, mit vielen Anspielungen auf Hitchcocks „Vertigo“.
Die Jüdin Nelly (Nina Hoss) hat das KZ schwer verletzt überlebt, ein Chirurg rekonstruiert ihr Gesicht. Ihre Freundin Lene (Nina Kunzendorf), die bei der Jewish Agency arbeitet, kümmert sich um Nelly und plant die gemeinsame Ausreise nach Palästina. Sie glaubt, dass ihr nicht-jüdischer Mann Johnny (Ronald Zehrfeld) seine Frau an die Nazis verraten hat. In den Ruinen Berlins sucht Nelly dennoch nach ihrem Ehemann, den sie schließlich im Nachtclub Phoenix findet.
Er erkennt seine Frau nicht wieder, entwickelt aber einen Plan: Da die Fremde Nelly ähnlich sieht, soll sie seine totgeglaubte Frau spielen, damit sich die beiden das Erbe ihrer im Holocaust ermordeten Familie teilen können. Hat man sich auf diese – doch recht unglaubwürdige – Prämisse erst mal eingelassen, ist „Phoenix“ ein interessanter Versuch, vom Wiederaufbau der eigenen Identität nach unvorstellbarem Schrecken zu erzählen. (iba)
Auf Prime Video und Filmingo
- Antisemitismus
- Erster Weltkrieg
- Hamburg
- Holocaust
- Jugend
- Kino
- Klassik
- Lehrer
- Mitte
- Nationalsozialismus
- Polen
- YouTube
- Zweiter Weltkrieg und Kriegsende
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid:
- false