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Unverzichtbares Klagenfurt-Utensil: Die Tasche für den 2024er-Wettbewerb.

© ORF

Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2024: Klagenfurt wird Hauptstadt der Literatur

An diesem Freitag wurde bekannt gegeben, wer dieses Jahr beim 48. Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb Texte liest. Mit dabei sind unter anderen Tijan Sila, Olivia Wenzel und Denis Pfabe.

Es ist dann immer wieder gleichermaßen rührend und bewegend, wenn im Mai der allererste Vorhang für den Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb aufgeht und bekannt gegeben wird, wer denn dieses Jahr dabei ist und einen Text liest.

„Hauptstadt der Literatur“ sei seine Stadt Ende Juni, sagte Klagenfurts Bürgermeister Christian Schneider am Freitag bei der Präsentation des 48. Bachmann-Wettbewerbs, der heuer vom 26. Juni bis zum 30. Juni stattfindet. Letztes Jahr sprach er von einem „Juwel“. „Unzählige Karrieren in der literarischen Welt“ hätten hier begonnen, sekundierte ihm die Landesdirektorin des ORF Karin Bernhard, deren Sender der wichtigste Finanzier des Ganzen ist.

Internationales Feld

Also, die literarische Welt schaut wieder nach Klagenfurt, vielleicht nicht gleich die gesamte internationale, wie Schneider und Bernhard meinen, aber durchaus die deutschsprachige. Und wen wird sie sehen und lesen hören? Das Feld ist wie in den vergangenen Jahren ein relativ unbekanntes, ohne große oder zumindest einschlägige Bekannte. Tatsächlich aber ein internationales. Hinter den Namen tauchen nicht nur die Kürzel für die Schweiz, Österreich und Deutschland auf, D, A und CH, sondern auch andere.

Zum Beispiel P für Polen, wie bei der 1978 in Wien geborenen Kaska Bryla. Oder SLO für Slowenien, wie bei der 1987 im slowenischen Novo mesto geborenen, in Krsko aufgewachsenen und seit 2006 in Wien lebenden Tamara Stajner. Oder BIH, wie bei dem 1981 in Sarajewo geborenen Tijan Sila. Und bei Henrik Szanto, der 1988 in Frankfurt/Main geboren wurde, wird es mit FIN und UK ganz nationalitätenbunt: „Halb Finne, halb Ungar“ sei er, so steht es in seiner Biografie, aber auch: finnisch-britisch, da er neben der finnischen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt. Und Szanto lebt als Autor, Spoken Word-Künstler und Literaturvermittler in Hannover.

Das Wetter vor 15 Jahren

Tijan Sila dürfte einer der bekanntesten Autoren dieses Feldes sein. Er debütierte 2017 mit dem bei Kiepenheuer & Witsch veröffentlichten Roman „Tierchen unlimited“ und schrieb weiter regelmäßig Romane, zuletzt „Radio Sarajevo“, vergangenes Jahr bei Hanser Berlin erschienen. Auch die Namen von Denis Pfabe und Olivia Wenzel sind im Literaturbetrieb ein einigermaßener Begriff: Pfabe, 1986 in Bonn geboren, ist Rowohlt-Berlin-Autor und debütierte 2018 mit dem Roman „Der Tag endet mit dem Licht“. Wenzel, die 1985 in Weimar geboren wurde, sorgte mit ihrem 2020 bei S. Fischer erschienenen Debüt „1000 Serpentinen Angst“ für einige Aufmerksamkeit.

Sonst sind die Autorinnen und Autoren eher noch zu entdecken, von dem Spoken-Word-Künstler Jurczok über die Schweizer Autorin Sarah Elena Müller, die einzige Berlinerin in dem Feld, Sophie Stein, oder die Österreicherin Ulrike Haidacher, bis zu Miedya Mahmod aus Deutschland, mutmaßlich Ruhrpott („aufgewachsen im Kiosk der Eltern“). Vierzehn Autoren und Autorinnen sind es insgesamt, die Eröffnungsrede hält am Mittwochabend, den 26. Juni Ferdinand Schmalz (Bachmannpreisträger von 2017), gelesen wird von Donnerstag, dem 27. Juni bis zum Samstag, 29. Juni, und die Entscheidung fällt dann am Sonntag.

Entscheidende Neuerungen gibt es keine, außer dass Insa Wilke als Juryvorsitzende ausgeschieden ist (ihr folgt Klaus Kastberger nach) und durch die Schweizer Literatur- und Fernsehjournalistin Laura de Weck ersetzt wurde. Favoriten gibt es wie eh und je vorab nicht für den mit 25.000 Euro dotierten Preis; das Wetter ist das wie vor 15 Jahren, also gut; und über Sinn und Wertigkeit und Existenzkrisen des Wettbewerbs dürfte auch nicht diskutiert werden. Denn es steht ein Jubiläum an: 2026 wird das Wettlesen 50 Jahre alt, und solange bleibt Klagenfurt.

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