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ZDF-Talkmaster Markus Lanz steht wegen eines Podcast-Beitrages mit Richard David Precht in der Kritik.

© Markus Hertrich/ZDF/dpa

Rollentausch in der ZDF-Talkshow: Grill den Lanz

Warum der Angriff von FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf Talkmaster Markus Lanz über das Ziel hinausschießt.

Ein Kommentar von Kurt Sagatz

Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann war am Donnerstag erkennbar im Angriffsmodus. In der ZDF-Talkshow von Markus Lanz zum Nahen Osten nach den Hamas-Angriffen und den anti-israelischen und antisemitischen Reaktionen in Deutschland ging die Politikerin ihren Gastgeber frontal an, in dem sie ihn für seinen gemeinsamen Podcast mit dem Philosophen Richard David Precht rügte. In einer inzwischen gelöschten Passage hatte Precht behauptet, es sei orthodoxen Juden verboten zu arbeiten – den „Diamantenhandel und ein paar Finanzgeschäfte ausgenommen“. Und Lanz habe zu dem „antisemitischen Stereotyp“ nur „Ja, ja“ gesagt, so Strack-Zimmermann.

„Wenn auch auf deutschen Straßen der Mob tobe, und die Intellektuellen anfangen, mit solchen antisemitischen Stereotypen zu arbeiten, dann sollten wir nicht nur schauen, was auf der Straße passiert, sondern auch in den Salons dieser Gesellschaft“, forderte die Politikerin in der ZDF-Sendung. Zehn Minuten lang versuchte Lanz den Angriff abzuwehren, während die Liberale den öffentlich-rechtlichen Rundfunk grundsätzlich kritisierte. Dass die ARD-„Tagesschau“ Israel auf Basis eines Hamas-Statements für den Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza verantwortlich machte, war dabei eine Steilvorlage.

Es ist keine Zeit für Zweideutigkeiten.

ZDF-Talkmaster Markus Lanz.

Precht hatte sich in einer weiteren Ausgabe ihres gemeinsamen Podcasts erkennbar betroffen für die Falschaussage entschuldigt. Bei Markus Lanz überwiegt hingegen die Überraschung über die heftigen und persönlichen Anwürfe, die ihn „wirklich sehr verletzt“ hätten. Diese Betroffenheit merkte man dem Talkmaster auch am Donnerstagabend an. Auf den Vorwurf, dass er Prechts Aussage nicht sofort vehement widersprochen habe, ging er nicht ein. Auch die Verteidigung, dass er sich in seiner Sendung in den vergangenen fünfzehn Jahren wohl mit mehr Holocaust-Überlebenden unterhalten habe als es das sonst im deutschen Fernsehen gegeben hat, wirkt wenig souverän.

Aus der Precht-Äußerung abzuleiten, dass die beiden Podcast-Hosts Antisemiten sein könnten, ist indes genauso aberwitzig wie das Stürmer-Bild vom Finanzjudentum. „Jetzt wissen Sie, wie das ist, wenn Sie Ihre Gäste grillen“, sagte Strack-Zimmermann, die sichtlich Freude an dem Rollentausch hatte. Darin schwang eine gewisse Häme mit, die die Aufgabe eines kritischen und nachfassenden Talkshow-Gastgebers, wie es Markus Lanz ist, verkennt. Er muss sachlich bleiben, persönliche Anfeindungen sind tabu. Gerade in der aktuell aufgeheizten Situation gilt auch für Kurzzeit-Talkmasterin: „Es ist keine Zeit für Zweideutigkeiten.“

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