zum Hauptinhalt
Im Konferenzraum des US-Luftwaffenstützpunkts Ramstein in Rheinland-Pfalz wird regelmäßig über die Lage in der Ukraine und die nächsten notwendigen Unterstützungsschritte diskutiert.

© IMAGO/ZUMA Wire

Ein Jahr Ramstein-Treffen: Ein Notkonstrukt für den Kriegsalltag

Die Ramstein-Treffen waren nötig, damit die Nato nicht zur Kriegspartei wurde. Inzwischen hat sich das Gremium etabliert, ist aber weiterhin nicht kriegsentscheidend.

Ein Kommentar von Christopher Ziedler

Das Datum der Premiere vor einem Jahr sagt viel darüber aus, was vor dem russischen Angriff auf die Ukraine politisch schiefgelaufen ist. Am 26. April 2022, als Pentagonchef Lloyd Austin erstmals auf den US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz lud, lag der Kriegsausbruch gut zwei Monate und das Blutbad von Butscha mehrere Wochen zurück.

Erst jetzt gab es den starken kollektiven Willen westlicher Staaten, die Militärhilfe auszubauen. Die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sagte in Form von Gepard-Flugabwehrpanzern erstmals schwere Waffen zu.

Das Ramstein-Format ist in gewisser Weise ein Notkonstrukt. Von Beginn an war klar für all jene, die keinen Weltkrieg riskieren wollten, dass die Nato nicht direkte Kriegspartei werden darf. Die Gremien der Allianz waren demnach nicht geeignet, um die Waffenhilfe ihrer einzelnen Mitgliedstaaten aufeinander abzustimmen.

Wer die Treffen in Ramstein und auch am Rande offizieller Verteidigungsministertreffen in Brüssel deshalb als blanken Etikettenschwindel ansieht, der mag sich für einen Ausblick ausmalen, wie auf förmliche Nato-Beschlüsse zu Panzerlieferungen reagiert worden wäre.

Außerdem haben sich der Koalition inzwischen weit mehr als die 31 Bündnismitglieder angeschlossen, nämlich gut 50. Die Runde hat sich inzwischen etabliert als Gremium für den Kriegsalltag, von dem inzwischen leider gesprochen werden muss. Die großen strategischen Entscheidungen darüber, wie weit man bei der Unterstützung Kiews zu gehen bereit ist, fallen aber anderswo.

Ob Kampfpanzer geliefert werden sollen oder nicht, wurde am Ende hauptsächlich zwischen US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geklärt. Auch die Frage, ob über Kampfjets alter sowjetischer Bauart hinaus auch westliche Modelle geliefert werden sollen, worüber es laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg Gespräche gibt, wird nicht auf Ebene der Ramstein-Teilnehmer entschieden.

Nützlich ist das Ramstein-Format vor allem für die Kooperation zwischen den Stäben der Verteidigungsministerien und Logistisches: Wie organisiert man die Lieferungen? Wie wird der Munitionsnachschub verbessert? Wie und wo können die kriegsbeschädigten Waffensysteme im Anschluss instandgesetzt werden? Wie läuft die Ausbildung ukrainischer Kräfte daran? Das sind vordergründig weniger spektakuläre Fragen. Dass sie von der Ramstein-Runde möglichst abgestimmt beantwortet werden, ist für den weiteren Kriegsverlauf aber wesentlich.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false