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CSU-Nachwuchs Dorothee Bär: "Nachwachsender Rohstoff"

© dpa

Personalpoker der GroKo: Gebt uns ein jung-altes Kabinett

Die Regierung kann jetzt von Dreißigern wie Jens Spahn bis Siebzigern wie Wolfgang Schäuble bestückt werden. So ein Generationenmix würde dem Kabinett gut tun - allerdings muss bei Altersmischung eines bedacht werden.

Und jetzt? Jetzt geht’s los mit dem Spekulieren. Nicht an der Börse, der echten, sondern an der Personalbörse. Wer soll in der kommenden Regierung sitzen? Damit kein Irrtum aufkommt: Das ist kein Hasardspiel. Die drei Vorsitzenden von CDU, CSU und SPD haben bereits darüber gesprochen, nur verraten wollen sie nichts. Nun gut, es wird abzuwarten sein, ob das als Versprechen hält; übrigens, nebenbei, ist es ein guter Test auf den Grad der Vertraulichkeit und des Vertrauens zwischen Angela Merkel, Sigmar Gabriel und Horst Seehofer.

Aber über Grundzüge und Grundsätze einer neuen, schwarz- roten Regierung darf außerhalb ihres Kreises durchaus gesprochen werden. Schon gar, wenn sie Deutschlands Zukunft gestalten will, wie es sich die drei Parteien vorgenommen haben. Das klingt anfänglich so harmlos, ist aber ein sehr anspruchsvolles Motto, wenn man es ernst nimmt.

Denn Zukunft setzt Politik mehrerer Generationen für Generationen voraus; eine Art neuer Generationenvertrag, den gerade die Jüngeren in zurückliegender Zeit unter Hinweis auf die demografischen Entwicklung des Landes immer mal wieder eingefordert haben. Das eine, was dazu gehört, sind die Sachentscheidungen, das andere, nicht mindere, die Personalentscheidungen. Wer was verwirklichen soll – daran bemisst sich auch, mit wie viel Verve der Begriff Zukunft ausgefüllt wird.

Ein Ministerposten darf keine Leerstelle - aber eine Lehrstelle sein

Und wer das in späterer Zukunft vielleicht noch weiterverfolgen kann. Politik ist nicht nur Partei- und besonders Gremienkompetenz, sondern auch Handwerk. Ein Ministerium führen, höhere Ministeriale anleiten, Leitlinien für das gewünschte Handeln implementieren, Entscheidungsprozesse moderieren und Mitarbeiter über Parteigrenzen hinweg zum Mittun zu motivieren, ist auch eine Erfahrungssache. Minister darf nie eine Leerstelle, kann aber eine Lehrstelle sein. Nur nicht zu lange. Schlechte Beispiele lehren ja auch etwas.

Insofern hat Bayerns Regierungs- und CSU-Chef Horst Seehofer vorgemacht, wie es gehen kann. Er hat sozusagen nachwachsenden Rohstoffen – wider manche Erwartung – Ämter und eine erweiterte Verantwortung gegeben, in der sie sich bewähren können. Bis hin zu seiner Nachfolge. Die Aigners, Söders, Herrmanns, Haderthauers – keiner und keine kann sagen, sie hätten nichts zu sagen. So sollte es sein, auch in Berlin unter Merkel.

Zukunft mit Solidarität findet sich am besten in einem Generationenmix. Also vom Siebziger Wolfgang Schäuble bis zu den Dreißigern wie Jens Spahn (CDU), der erfolgreich das Megagesellschaftsthema Gesundheit verhandelt hat, oder Dorothee Bär, der CSU-Vize- Generalsekretärin mit hoher Internetkompetenz, oder auch Manuela Schwesig, SPD-Vize, auf die einige dort viel halten. Dazwischen, als Brückengeneration, die Fünfziger, beispielsweise Sigmar Gabriel und Peter Altmaier.

Der Landesproporz, der zwischen Ost und West – beides ist wichtig fürs Wohlgefühl der jeweiligen Parteigliederungen. Fürs Wohlbefinden des Landes ist es aber mehr das Austarieren des Kräfteparallelogramms über Jung und Alt. Denn mit einem Generationenkonflikt lässt sich keine gute Zukunft gestalten.

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