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Linken-Spitzenkandidat Klaus Lederer, die Landesvorsitzende Katina Schubert und die Bundesvorsitzenden Martin Schirdewan und Janine Wissler.

© dpa/Wolfgang Kumm

Die Linkspartei nach der Berlin-Wahl: Wenn leichte Verluste ein Erfolg sind

Erstmals seit langer Zeit konnten sich die Linken wieder über ein Wahlergebnis freuen. Die Parteiführung hofft nun auf eine Trendwende.

Einen solchen Wahlabend hat die Linkspartei lange nicht mehr erlebt. Zwar musste die Partei bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl mit 12,2 Prozent leichte Verluste hinnehmen. Doch die waren mit 1,9 Prozentpunkten so gering, dass sie aus Sicht der Verantwortlichen im Bund und in der Hauptstadt eigentlich schon als Erfolg zu werten sind. „Wir sind wieder da“, verkündete Fraktionschef Dietmar Bartsch schon kurz nach den ersten Prognosen am Sonntagabend.

Parteichefin Janine Wissler musste sich zum ersten Mal in ihrer zweijährigen Amtszeit am Tag nach einer Wahl nicht für das Abschneiden ihrer Partei rechtfertigen. Es sei ein „gutes Gefühl, Glückwunsche aussprechen zu können“, sagte auch ihr Co-Vorsitzender Martin Schirdewan am Montag. Nachdem die Linkspartei 2021 beinahe aus dem Bundestag geflogen war und später Spaltungsgerüchte die Runde gemacht hatten, war die Partei in eine existenzielle Krise geraten.

Wir sind wieder da.

Dietmar Bartsch, Linken-Fraktionschef

Berlin, so die Hoffnung in der Parteispitze, soll für eine Trendwende stehen – eine Wende, die die Linkspartei derzeit dringend braucht.  „Wir wollen diese Wahl in Berlin nutzen für den Auftakt in ein erfolgreiches Wahljahr“, sagte Wissler. „Wir wollen uns auch anschauen, was wir aus dem Berliner Wahlkampf für künftige Wahlkämpfe lernen können.“ Es zahle sich aus, wenn die Partei lokal verankert sei und das direkte Gespräch vor Ort suche.

Dabei schwang offenbar auch die Hoffnung mit, dass der pragmatische Ansatz, den der Berliner Landesverband verfolgt, innerhalb der Partei Schule macht. Eine Linke, die entschieden die Eigentumsfrage stelle, auf soziale Gerechtigkeit setze, für konsequenten Klimaschutz streite und klare Kante gegen Rechts zeige, könne viele überzeugen, sagte Wissler. Die Partei habe die Inhalte nach vorn gestellt und mit Kultursenator Klaus Lederer einen populären Spitzenkandidaten gehabt.

Die nächste Landtagswahl in Bremen könnte für die Linke tatsächlich ähnlich gelagert sein wie in Berlin, auch in der Hansestadt regiert Rot-Rot-Grün. Als eigentliche Bewährungsprobe für die Linke in diesem Wahljahr gilt aber die Abstimmung in Hessen im Oktober. Dort, in Wisslers Landesverband, droht die Partei aus dem Landtag zu fliegen. Das könnte die Krise der Partei noch einmal verschärfen.

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