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Berliner Polizeibeamte stehen hinter explodierendem Feuerwerk.

© dpa/Julius-Christian Schreiner

„Greift uns nicht an“: Forderungen nach Böllerverbot – Appell von Berliner Polizei und Feuerwehr

Zündstoff zu Silvester: Kurz vor dem Jahreswechsel wieder über die Knallerei diskutiert. Der Verkauf von Raketen und Böllern läuft, die Hälfte der Deutschen hat eine klare Meinung.

Für die einen ein Heidenspaß, für die anderen nicht nur ein großes Ärgernis, sondern mitunter auch extrem gefährlich: Auf die bevorstehende Böllerei zu Silvester in Deutschland blicken die Menschen und vor allem Einsatzkräfte mit gemischten Gefühlen. Angesichts Zehntausender Angriffe auf Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte fordern Politik und Verbände ein härteres Durchgreifen – Umweltschützer, Ärzte und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sogar ein Böllerverbot.

Und Polizei und Feuerwehr in Berlin warnten zum Start des Feuerwerksverkaufs an diesem Donnerstag mit einem gemeinsamen Video vor dem Missbrauch von Feuerwerkskörpern und Raketen.

Warum haben wir an Silvester nicht längst ein Verkaufsverbot für Böller?

Jochen Kopelke, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP)

Der GdP-Vorsitzende Jochen Kopelke sagte der „Rheinischen Post“ (RP): „Dass in diesem Jahr an Silvester in vielen Orten massive Angriffe mit Böllern auf andere Feiernde, Polizisten und Rettungssanitäter drohen, kann niemanden überraschen.“ Die Polizei werde an den sogenannten Brennpunkten mit einem „massiven Personaleinsatz“ vor Ort sein, um erneute Gewaltexzesse wie im vergangenen Jahr zu verhindern. „Warum haben wir an Silvester nicht längst ein Verkaufsverbot für Böller?“, fragte der Gewerkschaftschef.

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Auch der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, verlangte ein sofortiges bundesweites Verbot von Silvesterfeuerwerken. „Wir brauchen ein Ende der Schwarzpulver-Silvester-Böllerei – und zwar sofort“, sagte Resch der Zeitung. „Seit Jahren verweigern sich alle Bundesinnenminister und jetzt auch die SPD-Innenministerin, mit uns auch nur ein Gespräch über das von einer Mehrheit der Bundesbürger geforderte Böllerverbot zu führen“, sagte Resch weiter.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) habe noch wenige Tage Zeit, das Böllerverbot auszusprechen. „Wenn nicht, trägt sie die Verantwortung für all die Ausschreitungen, Haus- und Wohnungsbrände, die vergiftete Luft und viele Tausend verletzte Menschen.“ Er verwies auch auf mit Raketen angegriffene Einsatzkräfte und Verletzungen durch Feuerwerkskörper sowie die Panik vieler Tiere, von denen besonders Vögel betroffen sind.

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Es braucht mehr Respekt vor Anderen und konsequentes Bestrafen derjenigen, die sich nicht an die Spielregeln halten. Hinter jeder Uniform steckt ein Mensch.“

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Der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbands, Karl-Heinz Banse, nannte solche Taten einen Angriff gegen den Staat. Auch Banse forderte von der Gesellschaft mehr Respekt gegenüber Einsatzkräften. „Der Staat muss dafür Sorge tragen, dass diejenigen, die das tun, auch mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden. Da hapert es noch“, sagte er.

Polizei und Feuerwehr in Berlin warnten zum Start des Feuerwerksverkaufs an diesem Donnerstag mit einem gemeinsamen Video vor dem Missbrauch von Böllern und Raketen. „Wir gehen gemeinsam in den Einsatz. Damit ihr Silvester sicher feiern könnt. Und um euch zu helfen, wenn ihr uns braucht“, sagen eine Polizistin, ein Polizist und ein Feuerwehrmann in dem auf der vormals als Twitter bekannten Plattform X veröffentlichten Posting.

„Bitte respektiert unsere Arbeit. Gebt uns genug Platz dafür. Und folgt unseren Anweisungen“, heißt es weiter. „Greift uns nicht an. Beschießt uns nicht mit Böllern, Raketen oder Schreckschusswaffen. Ihr macht euch strafbar und euch drohen mehrere Jahre Gefängnis.“ Die drei Beteiligten appellieren: „Also verbaut euch nicht eure Zukunft. Und respektiert uns. Die Menschen, die für euch und eure Familien da sind.“

Im vergangenen Jahr sorgten Vorfälle für bundesweite Empörung – in der Hauptstadt wurden Rettungskräfte nach Worten von Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik gezielt in mutmaßliche Hinterhalte gelockt. In Berlin gibt es nun zum Jahreswechsel den größten Polizeieinsatz an Silvester seit Jahrzehnten, auch in anderen Städten sollen viele Polizisten für Sicherheit sorgen.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, äußerte sich ähnlich. Feuerwerk schade Umwelt und Klima, Haus- und Wildtiere litten erheblich und die durch Böller verursachten Verletzungen bedeuteten eine zusätzliche Belastung für die Kliniken und Notaufnahmen, sagte er der RP.

Bei Menschen, die vor Kriegen und Gewalt geflohen seien, könnten die Feuerwerkskörper Angst hervor- und Kriegserinnerungen wachrufen.

Niemand wolle den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern, erklärte Reinhardt. „Aber dazu braucht es keine ungeregelte Knallerei“, unterstrich der Ärztekammerpräsident.

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