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Putin am 23. September bei der Leitung einer Sitzung des Sicherheitsrates.

© Gavriil Grigorov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Kremlchef beeinflusst russische Militärtaktik: Putin soll Kommandeuren Cherson-Rückzug verboten haben

Einem Medienbericht zufolge mischt sich Putin verstärkt in die taktischen Planungen der russischen Armee in der Ukraine ein. Das führe zu Unverständnis bei den Kommandeuren.

Der russische Präsident Wladimir Putin nimmt einem US-Medienbericht zufolge verstärkt Einfluss auf die taktischen Planungen für die im Ukraine-Krieg kämpfenden Truppen seines Landes.

Insbesondere beim Vorgehen des russischen Militärs in der ukrainischen Region Cherson bestehe der Kremlchef auf die Befehlsgewalt, berichtet die „New York Times“ (NYT) unter Berufung auf US-Geheimdienstinformationen.

Demnach habe Putin unter anderem die Pläne der Truppenbefehlshaber in der Stadt Cherson abgelehnt, wonach sich die dort stationierten Einheiten mit Blick auf die fortschreitende ukrainische Gegenoffensive geordnet zurückziehen sollten.

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Stattdessen soll der Staatschef den Insidern zufolge entgegen den Ratschlägen seiner Top-Militärs die Verteidigung der strategisch wichtigen Stadt befohlen haben.

Unverständnis über Putin bei den Kommandeuren

Wie die NYT weiter berichtet, sollen derlei Anordnungen nicht nur zu moralischen Schwächungen der russischen Truppen führen, sondern auch zu Unmut und Unverständnis bei den Kommandeuren. Darüber hinaus seien die Befehlshaber uneins über das genaue strategische Vorgehen unter den Vorgaben aus dem Kreml.

Zugleich verweist der Bericht darauf, dass die Meinungsverschiedenheiten zwischen Putin und seinen Cherson-Kommandeuren die hohe strategische Bedeutung und Symbolkraft der Kämpfe im Süden der Ukraine verdeutlichten.

Scheinreferenden in Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja

Bei der NYT heißt es ferner, ein Rückzug der russischen Streitkräfte aus Cherson würde das sogenannte Referendum über den Anschluss an Russland nachteilig aus Kreml-Sicht beeinflussen – und letztlich einen großen Erfolg für die Ukraine bedeuten. Die Abstimmung in der südukrainischen Region soll bis Dienstag laufen.

Am Freitag starteten in den vier von Russland besetzten Gebieten Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja sogenannte Referenden. Die Bevölkerung soll über einen Anschluss an Russland abstimmen.

Bei der Ankündigung der Abstimmungen war von Medien und internationalen Beobachter:innen bereits bezweifelt worden, dass sie ohne Beeinflussung vonstatten gehen werden. In den Sozialen Medien sind nun Videos zu sehen, in denen Menschen von Wahlhelfern in Begleitung bewaffneter Männer dazu gebracht werden, ihre Stimme abzugeben. Wolodymyr Selenskyj sprach davon, dass die Welt „diese Pseudo-Referenden unmissverständlich verurteilt“ habe. (mit dpa)

Russische Teilmobilisierung verläuft teilweise chaotisch

Putin dürfte zu Beginn des Krieges davon ausgegangen sein, dass er sich nicht im Detail in die Taktik seiner Armee würde einmischen müssen. Der für Russland ungünstige Verlauf des Krieges war so bestimmt nicht erwartet worden. Gleiches gilt für die vergangene Woche verkündete Teilmobilisierung der russischen Streitkräfte.

Auch das war ein Schritt, den Putin zunächst offensichtlich scheute. Er schickte stattdessen Straftäter und Soldaten im Ruhestand an die Front in die Ukraine. Nun aber sollen 300.000 Reservisten in den Krieg, der in Russland bis heute nur „militärische Spezialoperation“ genannt werden darf.

Die Entscheidung sorgt für Unruhe unter den betroffenen jungen Männern und ihren Familien. Hunderttausende flohen aus dem Land oder protestieren. Das Problem ist inzwischen offenkundig so groß geworden, dass sogar Chefpropagandistin Margarita Simonyan und der Moderator Wladimir Solowjow die Teilmobilisierung öffentlich kritisierten. Ein bemerkenswerter Vorgang unter Putins Regime, das freie Meinungsäußerungen unter Strafe stellt.

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