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Der Kreml hat sich noch nicht zur mutmaßlichen Absetzung von Generaloberst Lapin geäußert (Archivbild).

© Foto: IMAGO/SNA/Maksim Bogodvid

Nach russischem Rückzug aus Lyman: Kreml setzt offenbar Generaloberst in der Ostukraine ab

Russische Medien und Militärblogger spekulieren über die Abberufung von Generaloberst Alexander Lapin. Zuvor hatte Tschetschenen-Führer Kadyrow den Befehlshaber hart kritisiert.

In Russland kursieren derzeit widersprüchliche Berichte, ob Generaloberst Alexander Lapin von seinem Posten als Kommandant der russischen Streitkräfte im nördlichen Luhansk abgesetzt wurde.

Zuletzt wuchs die Kritik gegen den Befehlshaber des Zentralen Militärbezirks wegen seiner Rolle bei der Niederlage in der ukrainischen Stadt Lyman. Vor allem Tschetschenen-Führer Kadyrow und „Wagner“-Chef Prigoschin machten den Generaloberst für den russischen Rückzug verantwortlich.

Das ostukrainische Lyman – in der Region Donezk – war am ersten Oktober nach lang anhaltenden Kämpfen von den russischen Besatzern verlassen worden. Zuvor hatten ukrainische Truppen die Stadt fast eingekesselt. Etwa 5000 Russen sollen sich zuletzt in Lyman aufgehalten haben.

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„Wegen des Mangels an grundlegender militärischer Logistik haben wir heute mehrere Siedlungen und ein großes Gebiet aufgegeben“, schrieb Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow Anfang Oktober seinen fast drei Millionen Abonennt:innen auf Telegram.

Wenige Stunden nach dem russischen Rückzug scheint für „Putins Bluthund“, wie der 46-Jährige aufgrund seiner Brutalität oft genannt wird, der Schuldige festzustehen. Er selbst habe Lapin und dessen Vorgesetzten „über die Gefahr“ eines ukrainischen Vormarsches informiert.

Lapin müsse abgesetzt, degradiert und als einfacher Soldat an die Front geschickt werden, forderte Kadyrow auf Telegram.

All diese Bastarde gehen mit ihren Maschinengewehren barfuß an die Front,

Jewgeni Prigoschin, Chef der Söldner-Truppe „Wagner“

Beistand erhielt der Präsident der russischen Teilrepublik von Jewgeni Prigoschin, dem Chef der russischen Söldner-Truppe „Wagner“: „All diese Bastarde gehen mit ihren Maschinengewehren barfuß an die Front“, erklärte er ebenfalls auf Telegram.

Berichterstattung zeigt Zersplitterung der russischen Kriegsbefürworter

Der tschetschenische Fernsehsender „Grosny“ berichte unter Berufung auf offizielle Quellen und pro-russische Militärblogger, dass Lapin nicht mehr Befehlshaber im nördlichen Luhansk sei, schreibt das „Institute For The Study Of War“ (ISW) in seinem täglichen Lagebericht. Der Kreml habe die Entlassung bis Samstag nicht offiziell bestätigt, was zu Spekulationen führte.

Einige Militärblogger würden nun behaupten, Lapin sei zurückgetreten, andere beklagen die Entlassung als Unrecht, heißt es im ISW-Lagebericht weiter. Die russische Zeitung „Ura“ wiederum behaupte unter Berufung auf eine anonyme Quelle im Verteidigungsministerium, der Generaloberst sei wegen medizinischer Gründe drei Wochen freigestellt.

Unabhängig überprüfen lassen sich die verschiedenen Angaben nicht, sie deuten aber darauf hin, „dass der Kreml Schwierigkeiten hat, die Berichterstattung über sein oberstes militärisches Kommando zu kontrollieren“, analysierten die ISW-Experten.

Die Reaktionen auf Lapins mutmaßliche Entlassung würden die Zersplitterung der russischen Kriegsbefürworter verdeutlichen. So habe ein Militärblogger nicht näher bezeichnete „Lobbyisten“ für Lapins Entlassung verantwortlich gemacht. Ein weiterer Blogger sei mit Vorwürfen konfrontiert worden, er würde auf Lapins Gehaltsliste stehen.

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