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Putin erhielt ein Angebot zum Gefangenenaustausch.

© dpa/Alexander Zemlianichenko

Wenige Stunden vor Nawalnys Tod: Putin soll persönlich einem Austausch zugestimmt haben

Noch am Morgen des Todestages soll ein Vermittlungsgespräch beim russischen Präsidenten stattgefunden haben. Russische Investigativ-Journalisten veröffentlichen neue Details der Verhandlungen.

Nur Stunden vor dem Tod von Alexej Nawalny in dem russischen Straflager „Polarwolf“ am 16. Februar soll der russische Präsident Wladimir Putin einem Austausch des Kremlkritikers gegen den sogenannten Tiergartenmörder Wadim Krassikow mündlich zugestimmt haben. Die aus dem Exil arbeitenden Investigativ-Journalisten Andrej Soldatov und Irina Borogan veröffentlichten am Freitag auf ihrer Web-Seite „agentura.ru“ bislang unbekannte Details.

Demnach soll es am Morgen des Todestages von Nawalny ein persönliches Gespräch des Milliardärs Roman Abramowitsch mit Putin gegeben haben. In der Unterredung soll Putin dem Austausch zugestimmt haben. „Agentura“ beruft sich dabei auf zwei nicht näher genannte Quellen. Soldatov und Borgan gelten jedoch als gut vernetzt in Geheimdienstkreisen.

Seit Dezember sind einige hochrangige russische Emissäre zu Putin entsandt worden, unter denen Abramowitsch nur einer war.

Die Plattform „agentura“ unter Berufung auf eine ihrer Quellen

Der Oligarch Abramowitsch, der vom Westen seit 2022 mit Sanktionen belegt ist, spielte bereits im ukrainisch-russischen Krieg eine Vermittlerrolle, als es um den Austausch von Kriegsgefangenen ging. Im Falle Nawalnys soll er nach Angaben von dessen Stiftung für Korruptionsbekämpfung eine Verhandlungsanfrage des Westens an Moskau übermittelt haben.

„agentura“ berichtet, die Verhandlungen seien seit Februar 2023 geführt worden. Sie hätten sich „aufgrund der unterschiedlichen Interessen der Beteiligten“ aber hingezogen. Zunächst habe Berlin nicht an den Gesprächen teilnehmen wollen, weil es den USA lediglich um einen Austausch Krassikows gegen den US-Journalisten Evan Gershkovic und den früheren US-Soldaten Paul Whelan gegangen sei.

Im Sommer vergangenen Jahres sei Deutschland laut „agentura“ dann prinzipiell mit einem Austausch einverstanden gewesen, doch im September war die Operation gestoppt worden, weil das „Wall Street Journal“ darüber berichtete. Erst im Dezember, als Nawalny in das Lager am Polarkreis verlegt worden und das Schlimmste zu befürchten war, sei es der Familie gelungen, eine Wiederaufnahme der Gespräche zu erwirken.

Seither seien „einige hochrangige russische Emissäre, von denen Abramowitsch nur einer war“ zu Putin entsandt worden, erzählte eine der Quellen „agentura“. Gemeint sind damit offenbar weitere russische Unternehmer, die ihren Hauptwohnsitz im Westen haben.

Das Auswärtige Amt in Berlin nahm zu Berichten über Austausch-Verhandlungen im Falle Nawalnys bisher nicht Stellung.

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