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Kutia – gekochter Weizen, gemischt mit Mohn und Honig, Walnüssen und Sultaninen.

© Nadiia Kulish

Ukraine-Invasion Tag 300: Von Weizen-Garben und Weihnachtsfasten

Putin bei Lukaschenko, EU-Energieminister einigen sich auf Gaspreisdeckel. Der Überblick am Abend.

in wenigen Tagen feiern wir Weihnachten. Wie aber schauen die Ukrainer:innen auf das Fest – mitten im andauernden Krieg? Unsere ukrainischen Kolleginnen haben mit Menschen in ihrer Heimat darüber gesprochen. Die Protokolle der Gespräche wollen wir in dieser Woche in unserem Newsletter abbilden. Zum Start hat uns Nadiia Kulish aufgeschrieben, welche Traditionen sie mit Weihnachten verbindet.

Von Nadiia Kulish

Wir Ukrainer feiern Weihnachten nach verschiedenen Kalendern: nach dem gregorianischen am 25. Dezember oder nach dem julianischen am 7. Januar. 40 Tage vor dem Fest beginnt für die orthodoxen Christen – also diejenigen, die nach dem julianischen Kalender feiern – das Weihnachtsfasten. Damit sollen die Seele und der Körper vor Weihnachten gereinigt werden. Nicht erlaubt in dieser Zeit sind Fleisch, Eier, Käse, Butter oder andere Milchprodukte.

Am 6. Januar, also dem Heiligabend für orthodoxe Christen, kommen zwölf einfache Gerichte auf den Tisch. Die einen sagen, die Zahl zwölf steht für die Anzahl der Apostel, die anderen für die Anzahl der Monate im Jahr. Das Hauptgericht des Abends ist Kutia – gekochter Weizen, gemischt mit Mohn und Honig, Walnüssen und Sultaninen. Nach einem Festessen im Kreis der Familie ist es üblich, den Paten Abendessen vorbeizubringen.

Die Hauptdekoration des Hauses während Weihnachten ist didukh – eine Garbe aus Weizenhalmen. Sie symbolisiert den Geist unserer Vorfahren und steht für Wohlstand und Reichtum. Der Glaube besagt, dass unsere Vorfahren an diesen Tagen zurückkehren, um Zeit mit ihren Familien zu verbringen. So wird den Verstorbenen auch Essen auf den Tisch gestellt.

Am Abend des 6. Januar ziehen Jungen und Mädchen von Haus zu Haus und unterhalten die Nachbarn mit Liedern und Gedichten – im Gegenzug erhalten sie Süßigkeiten und Münzen. Der Glaube besagt, je mehr Sternsinger in ein Haus kommen, desto mehr Wohlstand und Reichtum wird die Familie im nächsten Jahr haben.

Einen Tag später, am 7. Januar, geht es zum Weihnachtsgebet in die Kirche, anschließend wird im Kreis der Familie gefeiert – und dann muss auch niemand mehr fasten.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Russlands Präsident Wladimir Putin ist zu einem Besuch ins Nachbarland Belarus gereist. Am Flughafen wurde er vom belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko, empfangen. Experten sehen in dem Treffen vor allem den Beginn einer neuen Strategie im Krieg. Mehr dazu hier.
  • In der Europäischen Union sollen die Großhandelspreise für Gas künftig unter bestimmten Umständen gedeckelt werden. Die Energieminister der EU-Staaten einigten sich auf die Möglichkeit eines solchen drastischen Markteingriffs, wie eine Sprecherin des EU-Ministerrats mitteilte. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Jewgeni Prigoschin, Hauptfinanzier der Wagner-Gruppe, hat sich einem ISW-Bericht zufolge für einen besseren Status der Söldnergruppe eingesetzt. In einem Brief an den russischen Verteidigungsausschuss soll er gefordert haben, dass auch die Söldner als Kriegsveteranen begraben werden können. Mehr hier.
  • Großbritanniens Premierminister Rishi Sunak hat vor zu raschen Verhandlungen über einen Waffenstillstand gewarnt. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass jede einseitige Forderung Russlands nach einem Waffenstillstand im aktuellen Kontext völlig bedeutungslos ist“ sagte er. Mehr in unserem Newsblog.
  • Die russische Armee hat nach Angaben aus Moskau im Luftraum über der Grenzregion zur Ukraine vier Raketen aus US-Produktion abgeschossen. „Vier amerikanische Anti-Radar-Raketen vom Typ HARM wurden im Luftraum über der Region Belgorod abgeschossen“, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
  • Das Bundesverteidigungsministerium erklärt, dass es bislang keine Lieferungen des Schützenpanzers vom Typ Marder an die Ukraine oder andere Staaten im Zuge des Ringtauschs gegeben habe. Nach dem Ausfall des Schützenpanzers Puma zeichnet sich ab, dass die Marder vorübergehend ersatzweise genutzt werden.
  • Die ukrainische Führung geht davon aus, dass die russischen Bestände an Raketen nur noch für wenige massive Angriffe reichen. „Wenn man Großangriffe zählt, dann bleiben ihnen maximal zwei bis drei, vielleicht können sie [Raketen für] vier zusammenkratzen“, sagte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, in einem bei der Onlinezeitung „Ukrajinska Prawda“ erschienenen Interview.
  • Die jüngsten russischen Drohnenangriffe haben nach ukrainischen Angaben erhebliche Schäden in der Region Kiew verursacht. Drei Gebiete in der Region, die die Hauptstadt Kiew umgibt, seien ohne Stromversorgung, sagte Gouverneur Olexiy Kuleba. 
  • Die russische Söldnergruppe Wagner nutzt in der Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste Rekruten als Kanonenfutter. Manche rekrutierte Soldaten erhielten ein Smartphone oder Tablet, das ihnen mithilfe ihre vorgegebene Angriffsroute und ihr Ziel zeige, teilte das Verteidigungsministerium mit. Für diesen Vormarsch erhielten sie Feuerschutz, aber selten gepanzerte Fahrzeuge. 

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