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Soooo heeeeeiß: Ein Büroarbeiter sucht Abkühlung vor einem Ventilator.

© stock.adobe.com/Monika Wisniewska Amaviael

Wen es hart trifft und was getan werden kann: So verändert der Klimawandel die Arbeitswelt

Ein neues Gutachten im Auftrag des Arbeitsministeriums zeigt auf, wie Klimawandel und Hitze die Arbeitswelt verändern. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse.

Schwitzen auf der Baustelle oder im Büro; Hitzenächte, die Schichtarbeiterinnen belasten; besonders negative Folgen für den Gesundheitssektor: Wie wird der Klimawandel in den kommenden Jahren und Jahrzehnten das Arbeitsleben beeinflussen? Dazu hat das Bundesarbeitsministerium ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dies sind fünf wichtige Erkenntnisse aus dem Papier:

1 So groß sind die Risiken

Die Autorinnen schätzen die Risiken des Klimawandels für Arbeitsmarkt und Sozialstaat als sehr groß ein. Maike Voss, eine der beiden Verfasserinnen, sagt, die Risiken des Klimawandels und die Chancen von Klimaschutz und -anpassung würden derzeit nicht ausreichend kommuniziert.

Windkraft ja gerne, aber nicht in meinem Garten“: Diese Haltung müsse überwunden werden. In dem Gutachten ist sogar die Rede davon, mittel- bis langfristig könnten die Absicherungsfunktionen des Sozialstaats „zusammenbrechen“ – im Fall von „unzureichenden Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen“.

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2 Das sind die konkreten Gefahren

Das größte klimawandelbedingte Risiko für Europa ist die Zunahme von Hitze, schreiben die Autorinnen unter Berufung auf den Weltklimarat IPCC. Sie belastet besonders alle, die körperlich anstrengende Arbeit verrichten, womöglich sogar im Freien. Doch es greift zu kurz, bei dem Thema nur an schwitzende Bauarbeiter zu denken.

Körperlich anstrengende Arbeit wird bei Hitze zunehmend gefährlich.

© imago/Jürgen Heinrich/imago/Jürgen Heinrich

Auch die Dauerbelastung durch Hitze im Büro kann enorm sein. Sind die Nächte tropisch warm, belastet das alle jene besonders, die in Schichten arbeiten. Denn sie bräuchten die Erholung mit kühleren nächtlichen Temperaturen besonders.

Indirekt könne Hitze Arbeitsunfälle begünstigen, schreiben die Autorinnen, etwa wenn Beschäftigte sich kaum noch konzentrieren können oder auch wenn sie verschwitzte Hände haben. Doch nicht nur Hitze ist ein Risiko. Auch Ozon- und UV-Strahlung werden durch den Klimawandel mehr, was zum Beispiel Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Weitere Faktoren kommen hinzu, neben Extremwetterereignissen zum Beispiel, dass sich neue Infektionskrankheiten in Europa ausbreiten, die es vorher nur in (sub-)tropischen Regionen gab. In der Land- und Forstwirtschaft ergeben sich daraus erhebliche Risiken.

3 Es fehlt an Forschung und Fortbildung

Die Folgen des Klimawandels für den Arbeitsschutz seien „weitgehend unerforscht“, resümieren die Autorinnen und fordern, dass dies sich zügig ändern müsse. Auch monieren sie einen aus ihrer Sicht zu einseitigen Fokus der bisherigen Forschung: Beim Thema Dekarbonisierung der Sektoren (Verkehr, Industrie etc.) gehe es weit überwiegend um Kosten und Nutzen in wirtschaftlicher Hinsicht. Der Nutzen der Dekarbonisierung für die Gesundheit von Beschäftigten und Bevölkerung insgesamt werde hingegen viel zu wenig erforscht. Es fehle an Fortbildungsangeboten für diejenigen, die in Betrieben mit dem Thema Arbeitsschutz und Klimawandel befasst seien.

4 Der Gesundheitssektor ist besonders betroffen

Die Beschäftigten im Gesundheitssektor und in der Notfall- und Rettungsversorgung sind nach Ansicht der Autorinnen besonders betroffen. Zum einen, weil sie die unmittelbaren Folgen von Extremwetterereignissen zu bewältigen, Menschen zu retten und zu versorgen haben.

Außerdem weil es durch steigende Gefahren für die Gesundheit insgesamt mehr Patientinnen und Patienten gibt.

Der Gesundheitssektor, der ohnehin unter Personalmangel leidet, ist besonders von den Folgen der Klimakrise betroffen.

© Imagi/stock&people/Heike Lyding

Angesichts des ohnehin bestehenden Fachkräftemangels in der Branche sehen die Autorinnen „große Herausforderungen“ für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.

5 Das müssen Politik und Betriebe tun

Viele Betriebe seien für das Thema Hitze „weder ausreichend sensibilisiert noch ausreichend auf die gesundheitlichen Risiken vorbereitet“, heißt es in dem Gutachten. Hitzebelastungen am Arbeitsplatz würden oft als gegeben hingenommen und unterschätzt. Dabei seien in Deutschland schon im Jahr 2021 hitzebedingt 21 Millionen Arbeitsstunden nicht geleistet worden.

Die Autoren verlangen von den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung einen Muster-Hitzeaktionsplan, den Betriebe für sich anpassen können. Bisher gebe es einen solchen Plan nicht. Das müsse sich „dringend“ ändern, sagt Autorin Voss. Es gebe einfache, schnell umsetzbare Maßnahmen: „Beschattung, Räume kühlen, Arbeitsplätze in kühlere Räume verlagern, Getränke bereitstellen und Arbeitszeiten anpassen.“ In Deutschland sei man gut darin, die Kälte aus Gebäuden raus zu halten, aber bislang nicht besonders gut darin, die Hitze raus zu bekommen. Das zu ändern sei „Führungsaufgabe“.

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