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Der alte Flughafen Schönefeld kann abgerissen werden, sagt Landeskonservator Thomas Drachenberg.

© imago/STPP/imago stock&people

Brandenburger Denkmalpflege: Behörde für Abriss des alten Flughafen-Terminals Schönefeld

Das Brandenburger Landesamt für Denkmalpflege hält das Gelände für zu stark überformt. Zu einem anderen Urteil kommt sie beim S-Bahnhof Schönefeld.

Für die Ost-Berliner und die Brandenburger war es das oft verschlossene „Tor zur Welt“. Für die Bewohner von Westberlin ein billiger Weg zum Sommerurlaub in Bulgarien. Doch seit der BER eröffnet ist, steht das alte Schönefelder Flughafenterminal leer. Und zumindest die Denkmalpflege hätte auch nichts gegen einen Abriss einzuwenden. „Wir sind beim Terminal 5 zu einem negativen Ergebnis gekommen“, sagt Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg. Das Gebäude sei zu stark überformt worden, seine Bedeutung als Hauptstadtflughafen der DDR sei heute baulich nicht mehr greifbar.

Anders ist es mit dem S-Bahnhof Schönefeld: Als wichtiges Zeugnis der DDR-Geschichte, der Eisenbahngeschichte und der deutschen Teilung steht der Bahnhof mit seinem Empfangsgebäude, dem 12 Meter breiten Fußgängertunnel und den Wartepavillons auf den Bahnsteigen nun unter Denkmalschutz.

Tatsächlich sind der Erhalt und die denkmalpflegerische Dokumentation von Bauten der Ost-Moderne in den letzten Jahren zu einem Schwerpunkt der Arbeit der Brandenburger Denkmalpfleger geworden, sagte Drachenberg, als er in der Brandenburger Landespressekonferenz am Montag den Jahresbericht seiner Behörde vorstellte. Landesweit liefen dazu Erfassungsprojekte.

17 Verfahren zur Abrissgenehmigung

Allerdings ließen sich nicht alle Bauwerke erhalten: So ist die aus DDR-Zeiten stammende Stadthalle in Falkensee im letzten Jahr nach einem Dissensverfahren von Ministerin Manja Schüle (SPD) zum Abriss freigegeben worden. Insgesamt laufen derzeit 17 Verfahren zur Erteilung einer Abrissgenehmigung. Details wollte Drachenberg aus Datenschutzgründen nicht nennen: Erst wenn ein Gebäude abgerissen sei, könne er sich dazu öffentlich äußern.

Bemerkenswert ist indes, welche Bauwerke mittlerweile gefährdet sind: So steht für die mittelalterliche Stadtmauer im uckermärkischen Gartz ein Teilrückbau im Raum, weil die Stadt nicht in der Lage ist, die erforderlichen Maßnahmen für eine statische Sicherung des Gebäudes zu finanzieren. Der historische Wasserturm in Elsterwerda und ein Gebäude in der Straße der Jugend in Cottbus mussten gar aus Gründen der Gefahrenabwehr abgerissen werden.

Doch auch manches bedrohte Gebäude konnte im vergangenen Jahr erhalten werden: So berichtet die Denkmalpflege davon, dass etwa das spätgotische Altarretabel in Porep in der Prignitz mit Fördermitteln aus dem Leader-Programm konserviert werden konnte. An dem seit vielen Jahren gefährdeten Brauhaus in Himmelpfort fanden weitere Erhaltungsmaßnahmen statt. Mittlerweile befinden sich die Reste des 2010 durch einen Brand fast völlig zerstörten Gebäudes unter einem Schutzdach. Und auch die abgeschlossene Hüllensanierung der Wunderblutkirche in Bad Wilsnack und die Entwicklung eines Nutzungskonzepts für das jahrelang bedrohte Gutshaus Zernikow nennt die Denkmalpflege auf ihrer Haben-Seite.

Spannungsverhältnis zur Energiewende

Politisch sei die Situation der Denkmalpflege im Moment vom Konflikt zwischen dem Erhalt historischer Bauten und der Energiewende geprägt. Im Landtag wird derzeit über eine Gesetzesnovelle beraten, wonach die Belange der Solar- und Windenergie im Blick auf die Energiewende einen höheren Stellenwert als der Denkmalschutz erhalten sollen. „Wir helfen, das Beste aus unserer gebauten Vergangenheit zu bewahren“, sagte Drachenberg. „Die Geschichten der Denkmale sind nun einmal der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält.“

Dabei könne die Denkmalpflege ein Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit werden: In Brandenburg stünden derzeit rund zwei Prozent der Bausubstanz unter Denkmalschutz. Sie könnten zum Vorbild für die übrigen 98 Prozent werden, zeigte sich der Denkmalpfleger überzeugt. „Gerade unter dem Gesichtspunkt, dass der Bausektor eine der größten CO2-Schleudern ist, die wir in Deutschland haben, brauchen wir länger haltbare Bauten“, sagt Drachenberg. „Wir müssen uns die Frage stellen, wie man Bauwerke so hinbekommt, dass nicht alle zehn Jahre etwas rausgerissen werden muss.“

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