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Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger zu Besuch auf dem Potsdamer Telegrafenberg hier mit Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Bundeswissenschaftsministerin besucht das PIK: Das CO2 direkt aus der Atmosphäre saugen

Expertise für die Politik: Bettina Stark-Watzinger informierte (FDP) sich über neueste Technologien zur Bekämpfung des Klimawandels.

Umbau der Energiesysteme, direkte Elektrifizierung und der Aufbau einer „Wasserstoffrepublik“: Das waren die Themen, über die sich Bundeswissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) am Montag mit Vertreter:innen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung unterhielt (PIK). Die Ministerin besuchte auch das Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) und das Alfred-Wegener-Institut (AWI), die sich ebenso wie das PIK auf dem Telegraphenberg befinden.

„Das PIK ist für uns ein sehr wichtiger Partner und eine exzellente Forschungseinrichtung“, betonte Stark-Watzinger. Das Institut sei wie ein Transmissionsriemen zwischen Wissenschaft und Politik. „Die große Frage, wo wir die Wissenschaft wirklich brauchen, ist: Wie schaffen wir den systemischen Wandel der Energiesysteme, so dass einzelne Bausteine wie Energieerzeugung, Netze und Speicher möglichst gut ineinandergreifen?“, sagte die Ministerin auf die Frage, welche Rolle das PIK als wissenschaftliche Beraterin der Bundesregierung spiele.

Wir brauchen CO2 zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe.

Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK)

Eines der zentralen Themen sei die dabei direkte Elektrifizierung: „In Zukunft werden wir unseren Verkehr und große Teile der Industrie direkt mit Strom betreiben“, sagte PIK-Direktor Ottmar Edenhofer. Für andere Bereiche sei Wasserstoff von grundlegender Bedeutung, sowohl Stark-Watzinger als auch Edenhofer sprachen von einer „Wasserstoffrepublik“, zu der Deutschland werden müsse.

Forschung zu Direct Air Capture nötig

Der PIK-Direktor erwähnte auch die Erforschung noch gänzlich neuer Technologien, die für den Kampf gegen den Klimawandel von entscheidender Bedeutung sein könnten: Ein Beispiel ist „Direct Air Capture“, also das Entnehmen von CO2 aus der Atmosphäre. Das sei nicht nur wichtig für die Einsparung von klimaschädlichen Emissionen, sondern auch für die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen: „Biomasse allein reicht dafür nicht aus“, so Edenhofer. „Aber hier ist noch viel Grundlagenforschung nötig.“

Ein weiterer Aspekt sei laut Edenhofer die Speicherung von CO2, so dass es gar nicht erst in die Atmosphäre gelangen kann. Für die sogenannte CCS-Technologie hatte sich kürzlich auch der Potsdamer Klima- und Polarforscher Markus Rex ausgesprochen, weil die Klimaziele sonst nicht mehr zu schaffen seien.

Angesprochen auf das Thema Atomkraft äußerte Stark-Watzinger, dass es angesichts des Krieges in der Ukraine kurzfristig nötig sei, die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland länger laufen zu lassen. Edenhofer gab sich pragmatisch: „Es verschafft uns vielleicht kurzfristig etwas Luft, aber das ist für den Klimaschutz nicht das Entscheidende. Entscheidend ist der Ausbau erneuerbarer Energien.“

Comeback der Kohle in Asien

Edenhofer betonte, dass die Welt sich aktuell auf keinem guten Weg befände, was den Schutz des Klimas anginge: „Wir hatten 2022 einen Höchststand an CO2-Emissionen und wir sehen in großen Teilen Asiens ein Comeback der Kohle.“ In Deutschland rechnete er jedoch definitiv noch vor 2030 mit einem „substanziellen Ausstieg“ aus der Kohle, da sich Kohlekraftwerke nach der kürzlichen Verschärfung der Ziele im Emissionshandel auf EU-Ebene bald nicht mehr lohnen würden.

Ein weiterer Punkt, der Edenhofer hoffungsvoll stimmte, war der kurz vor Weihnachten erfolgte „Inflation Reduction Act“ in den USA, ein 430 Milliarden schweres Investitionspaket, mit dem US-Präsident Joe Biden unter anderem den Ausbau erneuerbarer Energien fördern, die Energieeffizienz in Privathaushalten verbessern und Emissionen von Gas- und Kohlekraftwerken verringern will.

„Sowohl die USA als auch die EU - also zwei der größten Treibhausgas-Emittenten weltweit - machen jetzt ernst beim Ziel der Treibhausgasneutralität“, sagte Edenhofer. „Ich muss sagen, ich bin im Januar 2023 wesentlich optimistischer gestimmt, als im Oktober 2022.“

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