zum Hauptinhalt
So geht es gerade vielen Potsdamerinnen und Potsdamern: Grippale Infekte und Corona sind auf dem Vormarsch.

© imago images/Shotshop/DC_2 via www.imago-images.de

Krankheitswelle in Potsdam: Kliniken, Kitas und Horte sind besonders betroffen

Kurz vor Weihnachten greifen viele virale Infekte um sich. In Potsdams Kitas fehlt zum Teil ein Drittel der Belegschaft. Auch im St. Josefs-Krankenhaus herrschen hohe Krankenstände.

Am Arbeitsplatz, in der Familie oder in der Kita: Eine Krankheitswelle rollt durch Potsdam, viele Menschen leiden an viralen Infekten. „Es ist ein sehr starker Anstieg in diesem Jahr“, sagt die Babelsberger Hausärztin Kirsten Radtke. „Etwa ein Viertel dürften Corona-Infektionen sein, der Rest sind normale Erkältungsviren. Grippefälle gibt es bislang nur wenige.“

Radtke orientiert sich an den Statistiken des Robert Koch-Instituts (RKI), denn überall in Deutschland greifen gerade Infekte um sich. Laut Schätzungen des RKI hatten vergangene Woche fast zehn Prozent der Deutschen eine akute Atemwegserkrankung. Auch die Potsdamer Hausärztin Karen Rimpel beobachtet eine Zunahme. „Es ist insgesamt eine hohe Welle, zum Teil mit sehr langen Verläufen bei Nicht-Corona-Erkrankungen.“

Zumindest was Corona angeht, sehe die Lage entspannt aus. „Die Verläufe sind meistens nicht schwer, da viele Menschen geimpft sind“, sagt Rimpel. Ähnlich fällt die Einschätzung im Potsdamer St. Josefs-Krankenhaus aus. „Aktuell nehmen Corona-Fälle wieder zu, die Zahl der Influenza- oder auch RSV-Fälle ist ebenfalls hoch“, so Krankenhaussprecher Benjamin Stengl.

Das St. Josefs-Krankenhaus in Potsdam.
Das St. Josefs-Krankenhaus in Potsdam.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

RSV ist das Respiratorische Synzytial-Virus, es verursacht besonders bei Kindern Bronchitis und Lungenentzündungen. Corona-Nachweise bei stationären Patientinnen und Patienten hätten sich im Vergleich zum Vormonat verdoppelt, allerdings ohne schwere Verläufe, sagte Stengl. Aktuell werde nur eine Patientin wegen eines viralen Infektes stationär behandelt.

Die Krankheitswelle dünnt auch das Personal des Krankenhauses aus. „Im Augenblick können wir unseren Versorgungsauftrag erfüllen“, so Stengl. „Bei anhaltender Tendenz kommen wir allerdings schnell in die Situation, geplante stationäre Aufenthalte wie Operationen reduzieren zu müssen.“

Drittel der Belegschaft krank

In Potsdams Apotheken ist die Krankheitswelle ebenfalls zu spüren. „Wir haben Fieber- und Hustenmedikamente bevorratet, aber das ist kein Selbstläufer“, sagt Anja Barucha von der Kirchsteigfeld-Apotheke. Nach wie vor herrsche Medikamentenmangel, unter anderem bei Nasenspray. „Aber es ist nicht so schlimm wie vergangenes Jahr, wo wir zum Teil selbst Medikamente herstellen mussten“, sagt Barucha.

Die vielen Krankschreibungen treffen besonders Potsdamer Kitas hart. „Ein Drittel unserer Mitarbeitenden befindet sich im Krankenstand“, sagt Michael Kuhl, Pressesprecher der Fröbelgruppe, die in Potsdam 14 Kitas und Horte betreibt. „Besonders betroffen sind unsere Horte, die auch aufgrund der schlechten Fachkraft-Kind-Relation hohe Krankenstände nur sehr begrenzt abfedern können“, so Kuhl. In jeder zweiten Einrichtung mussten deshalb die Öffnungszeiten verkürzt werden.

Eine solche Situation habe man bislang noch nicht erlebt, sagt Kuhl. „Diese Krankenstände sind ein Novum.“ Auch andere Träger kämpfen mit der Personalnot. Laut einem Bericht der „MAZ“ fallen bei den 19 Kitas der Hoffbauer-Stiftung in Potsdam aktuell 20 Prozent der Mitarbeitenden aus.

Von der Stadtverwaltung gibt es dagegen Entwarnung: Zwar seien die Krankenstände angestiegen, allerdings gebe es bislang keine Einschränkungen bei Bürgerdienstleistungen, sagt ein Sprecher. Gleiches gelte für die Feuerwehr. Auch bei den Stadtwerken gibt es vermehrt kranke Mitarbeitende. „Wir versuchen, den Leistungsumfang aufrechtzuerhalten“, sagt Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz.

Welche Ausmaße die Krankheitswelle hat, zeigt ein Blick auf Brandenburgs Schulen. Hier kam es bereits zum Wegfall einzelner Fächer. „Das Niveau des Krankenstandes ist außergewöhnlich hoch“, sagt ein Sprecher des Bildungsministeriums. Das habe in der vergangenen Woche an 44 Schulen im Land zu Unterrichtsausfall geführt, betroffen waren vor allem Fächer mit mathematischen und sprachlichen Schwerpunkten. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false