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Hip-Hop auf der „Platte“ in Potsdam-West.

© Manfred Thomas/Tsp

Update

Schulplatzkrise in Potsdam: Werden für Erweiterung eines Gymnasiums beliebte Treffpunkte in Potsdam-West geopfert?

Die Hannah-Arendt-Schule in Potsdam-West soll ausgebaut werden. Das sieht ein Plan der Verwaltung für mehr Plätze an Gymnasien vor. Nun äußert sich der Oberbürgermeister.

| Update:

Die Stadt Potsdam muss dringend zusätzliche Gymnasialplätze schaffen und will dazu bestehende Schulen ausbauen, um die Nachfrage decken zu können. Dabei wird im Rathaus nun auch über einen Ausbau der Hannah-Arendt-Schule in Potsdam-West nachgedacht. Das hat Harald Kümmel, Leiter des Geschäftsbereichs Bauen und Wohnen, am Dienstagabend im Stadtentwicklungsausschuss bestätigt.

„Sie wissen, dass es wegen der Anfrage des Staatlichen Schulamts zu Kapazitätserweiterungen an Gymnasien entsprechende Überlegungen in der Verwaltung gibt“, sagte Kümmel auf eine Frage der Stadtverordneten Anja Günther (Sozial.Die Linke). Der Kommunale Immobilienservice (KIS) prüfe dafür geeignete Standorte. So soll es am Leibniz-Gymmasium Am Stern eine kurzfristige Erweiterung mit einer größeren Container-Anlage für den Unterricht geben.

Der Spielplatz „Schildkröte“ mit dem namensgebenden Kletterelement könnte einem Schulneubau weichen müssen.
Der Spielplatz „Schildkröte“ mit dem namensgebenden Kletterelement könnte einem Schulneubau weichen müssen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Die Schulleiter beider Gymnasien seien darüber informiert, sagte Kümmel. Konkrete Flächen für die Erweiterung der Hannah-Arendt-Schule seien noch nicht festgelegt worden. Dort gehe es aber um eine langfristige Lösung, also kein Provisorium in Containern wie am Leibniz-Gymnasium. Dessen Schulleitung hatte bereits Widerstand gegen die Container-Anlage vor ihrem Haus angekündigt, auch Elternvertreter sind verärgert.

Die Aktionsfläche „Platte“ unweit des Hannah-Arendt-Gymnasiums ist vor allem bei Jugendlichen beliebt.
Die Aktionsfläche „Platte“ unweit des Hannah-Arendt-Gymnasiums ist vor allem bei Jugendlichen beliebt.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Nach Angaben der Stadtverordneten Anja Günther könnten für die Erweiterung die bei Jugendlichen beliebte freie Aktionsfläche „Platte“ an der Haeckelstraße und der stark nachgefragte Spielplatz „Schildkröte“ in der Knobelsdorffstraße bebaut werden. In Potsdam-West sei eine Überbauung knapper Spiel- und Freizeitflächen aber nicht denkbar, so Anja Günther. Sie kündigte an, ihre Fraktion werde die Pläne auch im Bildungsausschuss am kommenden Dienstag thematisieren. Kümmel äußerte sich zu den konkret genannten Flächen nicht, schloss sie aber auch nicht aus.

Annika Buchholz, Leiterin des Hannah-Arendt-Gymnasiums, zeigte sich überrascht. Sie sei über die Pläne nicht informiert worden, sagte sie den PNN. Die eigentlich dreizügige Schule nehme im Sommer wegen der hohen Nachfrage zum dritten Mal in Folge eine vierte Klasse auf. Grundsätzlich sei über einen Ausbau des Gymnasiums schon in der Vergangenheit gesprochen worden. Die Schule sei dazu bereit, sagte die Direktorin. Derzeit zählt das Gymnasium 534 Schülerinnen und Schüler.

Alle Standorte von Gymnasien geprüft

Am Mittwochvormittag äußerte sich Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) auf PNN-Anfrage zu den generellen Planungen - nach dem vorzeitigen Abgang der früheren Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) in diesem Jahr hat er die Schulentwicklung übergangsweise übernommen, bis der neue Beigeordnete Walid Hafezi (Grüne) im Amt ist. Schubert sagte, angesichts des Bedarfs habe man alle Gymnasialstandorte in Potsdam geprüft, ob diese sich noch vor Beginn des Schuljahres 2024/25 erweitern lassen könnten. Bei Schulen wie dem Helmholtz-, dem Einstein- oder dem Humboldt-Gymnasium sei kein Platz für kurzfristige Erweiterungen mehr. Dort wo es in unmittelbarer Schulnähe Möglichkeiten gäbe, wie zum Beispiel am Leibniz-Gymnasium, würde derzeit intensiv geprüft.

Das Hannah-Arendt-Gymnasium in Potsdam-West.
Das Hannah-Arendt-Gymnasium in Potsdam-West.

© Andreas Klaer

Kritik kommt aus der oppositionellen CDU-Fraktion. Deren Bildungsexperte Clemens Viehrig sagte auf Anfrage, Schuberts Kurs des „behutsamen Wachstums“ räche sich nun auch bei den Schulen, ebenso wie „das Zaudern“ der rot-grün-roten Rathauskooperation gegenüber Gymnasien. „Wäre man den Ideen der CDU von Beginn an gefolgt, hätten wir uns dieses Bildungschaos ersparen können.“ Das hastige Aufblähen von bestehenden Gymnasialstandorten sei „völlig kontraproduktiv und erzeugt an den Standorten die nächsten Probleme“, so Viehrig. Er forderte die „sofortige Vorgründung“ eines weiteren Gymnasiums, was Potsdam an der Jägerallee zuletzt schon einmal geschafft habe.

150
Schulplätze an Gymnasien fehlten schon dieses Jahr - Klassenneugründungen an bestehenden Schulen sind die Folge

Schon dieses Jahr hatte sich herausgestellt, dass Potsdam rund 150 Schulplätze zu wenig an den Gymnasien hat. Deswegen werden zum Sommer bereits eilig neue Klassen am Humboldt-, Arendt-, Suttner- und dem neuen Bornstedt-Gymnasium eröffnet. Für das nächste Jahr prognostiziert das Schulamt ähnliche Probleme. In den bestehenden Schulen sind jedoch keine Räume mehr vorhanden.

Wegen dieser Eilbedürftigkeit könne man auch nicht einfach ein neues Interimsgymnasium eröffnen, sagte Schubert auf die Frage, ob zum Beispiel eine neue Container-Schule auf dem kommunalen Lustgarten-Gelände errichtet werden könnte. Zumal eine neue Schule auch Sporthalle und -flächen und Fachräume bräuchte, die in der kurzen Frist kaum zu beschaffen seien, so Schubert. Das Hauptproblem wäre auch eine tatsächlich geeignete freie Fläche, sagte er weiter. Schubert kündigte wie bereits im Bildungsausschuss an, der Schulentwicklungsplan müsse „angepasst“ werden.

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